WHO setzt Hörgesundheit auf die Agenda

HNO-Chefärzte der Hamburger Asklepios Kliniken setzen sich für mehr Prävention und bessere Behandlung von Hörverlust und Taubheit ein

Die HNO-Chefärzte der Hamburger Asklepios Kliniken begrüßen die aktuelle Resolution der World Health Assembly (WHA, Weltgesundheitsversammlung) und den damit verbundenen nationalen Aktionsplänen zur weltweiten Hörgesundheit. Das höchste Entscheidungsgremium der Weltgesundheitsorganisation und die Gesundheitsexperten aus fast 200 Nationen haben kürzlich anerkannt, dass der zunehmende Hörverlust der Bevölkerung ein wachsendes Problem der öffentlichen Gesundheitsversorgung darstellt. Die Prävention und die Behandlung von Hörverlust und Taubheit gewinnen dabei nicht nur im medizinischen Bereich an Bedeutung, sondern bergen auch gesellschaftliche und ökonomische Herausforderungen. Dank moderner Diagnostik und Medizintechnik sind die Patienten in Deutschland zwar gut versorgt, aber im Bereich der Prävention, der Wissensvermittlung über die Ursachen und zu aktuellen Behandlungsoptionen sehen die Mediziner noch reichlich Handlungsbedarf.

„Ein Hörverlust hat für die Betroffenen dramatische Folgen, denn der größte Teil der Kommunikation erfolgt über die gesprochene Sprache“, warnt Dr. Christoph Külkens, Chefarzt der HNO Abteilung der Asklepios Klinik Nord – Heidberg. „Als Folge ziehen sich die Patienten zurück, vereinsamen oder entwickeln Depressionen“, so Dr. Külkens. Erschwerend komme hinzu, dass die Umgebung bei Schwerhörigen oder Tauben oft intellektuelle Defizite vermutet, weil sie auf Ansprache nicht oder verzögert reagieren. „Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Unfällen und einer Demenz aufgrund der eingeschränkten Kommunikation bei Schwerhörigen bzw. Tauben kommt, deutlich erhöht - was beim heutigen Stand der Medizin nicht mehr sein muss“, führt Prof. Dr. Jens Meyer aus, Chefarzt der HNO Abteilung der Asklepios Klinik St. Georg. „Besonders schwer haben es taubgeborene Kinder. Sie sollten im ersten Lebensjahr mit externen Hörgeräten und – bei ausbleibender Sprachentwicklung – beidseitig mit Cochlea Implantation versorgt werden, was leider häufig genug verschleppt wird“, sagt Prof. Dr. Thomas Grundmann, Chefarzt der HNO Abteilung der Asklepios Klinik Altona. Auch die Vorbeugung von Hörschäden sollte nach Ansicht der HNO-Mediziner noch wirksamer vorangetrieben werden. „Hier fehlt es oft noch an einem entsprechenden Risikobewusstsein, etwa bei der Beschallung in der Freizeit“, erläutert Prof. Dr. Thomas Verse, Chefarzt der Asklepios HNO Klinik Harburg. „Bei Rockkonzerten werden zum Beispiel Lautstärken von 100 bis 120 Dezibel erreicht – da genügen nur wenige Minuten Musikgenuss, um bleibende Hörschäden hervorzurufen. Hörschäden entstehen aber auch durch zu laute Musikwiedergabe über Kopfhörer“, so Prof. Verse.

Deutliche Zunahme der Patienten mit Schwerhörigkeit erwartet

Hörschäden nehmen in Deutschland seit Jahren messbar zu. Genetische Faktoren und Infektionen sind dabei nur für einen sehr kleinen Anteil der Fälle verantwortlich. Das größere Problem ist der zunehmende Lärm in der Umwelt und in der Freizeit, vom Straßenlärm bis zur laut aufgedrehten Musik. Und längst sind nicht nur ältere Menschen von einem zunehmenden Hörverlust oder schlimmstenfalls von Taubheit betroffen: auch immer mehr junge Menschen benötigen meist vor allem aufgrund ihrer riskanten Hörgewohnheiten mittlerweile medizinische Betreuung, Stichwort „Generation Hörschaden“. So ist die Zahl junger Menschen zwischen 15 und 35 Jahren, die ein Hörgerät benötigen, laut einer aktuellen Erhebung der Barmer-Krankenkasse in den vergangenen fünf Jahren um 30 Prozent angestiegen (vgl. Medienberichte aus dem März 2017). Für Menschen über 70 Jahre beträgt die statistische Wahrscheinlichkeit, unter Schwerhörigkeit zu leiden, aktuell etwa 50 Prozent, wie epidemiologische Studien (HÖRSTAT) belegen. Im Durchschnitt gibt nach Erhebungen des Robert-Koch-Institutes bei der Frage nach der Hörfähigkeit bereits jeder fünfte Bundesbürger „leichte Schwierigkeiten“ an. Und je nach Quelle oder Studie sind zwischen drei und zwölf Prozent der Bürger bereits schwerhörig. Insgesamt, so die Schätzungen der Experten, wird die Zahl der Schwerhörigen hierzulande von aktuell rund acht Millionen auf elf Millionen im Jahr 2050 ansteigen, wie Peters et al. im Bundesgesundheitsblatt schrieben.

Hanseatisches Cochlea Implant Zentrum

Moderne Hörgeräte sind für die meisten Betroffenen eine gute Lösung, um wieder aktiver am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Menschen, die von Geburt an oder durch eine spätere Erkrankung unter einer Innenohrschwerhörigkeit leiden und bei denen die Versorgung mit einem Hörgerät nicht mehr ausreicht, kann mit einem Cochlea Implantat wirksam geholfen werden. Um die Versorgungssituation in der Metropolregion Hamburg zu verbessern und wohnortnah zu helfen, haben die vier Hamburger Asklepios HNO-Kliniken bereits 2013 das standortübergreifende Hanseatische Cochlea Implantat Zentrum (HCIZ) gegründet. Das Cochlea Implantat wird operativ unter der Haut hinter dem Ohr eingebettet und empfängt Sprache und Geräusche. Über einen extern hinter dem Ohr getragenen Sprachprozessor werden diese Informationen zunächst verarbeitet und gelangen dann über einen Elektrodenträger in das Innenohr. Audiologen passen den Sprachprozessor entsprechend der individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Nutzers an. Zusätzliche Unterstützung erhalten Patienten mit einem Cochlea Implantat (CI) durch die eigens von den Audiologen des HNO-Teams in der Asklepios Klinik Nord - Heidberg entwickelte Hörtrainings-App, mit der die CI-Träger gezielt Hörübungen durchführen und so ihr Hörvermögen mit dem neuen Cochlea Implantat testen und verbessern können. Die App ist für Apple-Nutzer (iOS) und das Betriebssystem Android von Google kostenlos verfügbar.

Weiterführende Links:

Webseite des Hanseatischen Cochlea Implantat Zentrums (HCIZ)

Information der WHO zu Hörverlust

Video-Interview mit den Hamburger HNO-Chefärzten zum Thema Cochlea Implantat

Seite teilen: