Pathologie des lymphoretikulären Gewebes

Hämatologische Erkrankungen (altgriechisch „haima“ = „Blut“ und „logos“ = „Lehre“) manifestieren sich zumeist im Knochenmark als Ort der Blutbildung und/oder den Lymphknoten, welche eine Ansammlung immunologischer Zellen beinhalten. Bei diesesn Erkrankungen unterscheiden wir Mediziner die akute und die chronische Leukämie (Blutkrebs) sowie bösartige Veränderungen der Lymphknoten (Lymphome, umgangssprachlich „Lymphknotenkrebs“).

Häufig punktieren unsere Ärzte das Knochenmark bei einem Verdacht auf eine hämatologische Erkrankung (Probeentnahme mit einem spitzen Instrument). Dabei kann reine Markflüssigkeit mittels Aspiration gewonnen und die Zellen als zytologischer Ausstrich untersucht werden. Alternativ kann ein kompletter Stanzzylinder mit Knochenspongiosa und Knochenmark gewonnen und aufgearbeitet werden. Dabei stellen wir fest, welche Zelllinie der Hämatopoese („Blutbildung“) entartet ist.

Maligne („bösartige“) Lymphome manifestieren sich zumeist als schmerzlose Schwellung eines oder mehrerer Lymphknoten. Auch andere Organe, die lymphatisches Gewebe enthalten, können durch Lymphomzellen infiltriert werden, zum Beispiel die Haut, der Darm oder die Schleimhäute. Ein geschwollener Lymphknoten kann, wenn er gut erreichbar unter der Haut liegt, operativ entnommen und untersucht werden. Dabei grenzen wir die Schwellung gegenüber anderen, nicht malignen Ursachen (zum Beispiel einer Entzündungsreaktion) ab.

Im Jahre 2001 wurde mit der WHO-Klassifikation der malignen Lymphome erstmals eine international einheitliche Einteilung eingeführt. Zuvor hatten verschiedene Länder, insbesondere Europa und Amerika, eigene unterschiedliche Klassifikationen erstellt. Lymphomzellen werden nach ihrer Herkunft aus B- und T-Lymphozyten unterteilt. Die B-Zell-Lymphome untergliedern wir Mediziner weiterhin in Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome. Je nachdem, aus welcher Zelle im Verlauf des immunologischen Reifungsprozesses die Tumorzellen hervorgegangen sind, entstehen weitere Subtypen wie zum Beispiel Mantelzelllymphome, Marginalzonenlymphome und follikuläre Lymphome. Die diagnostische Einordnung nehmen wir zum einen mittels des konventionell-histologischen Bildes unter dem Mikroskop vor, zum anderen durch die immunhistologische Bestimmung verschiedener charakteristischer Zellantigene. Weiterhin kommt der Molekularbiologie mittels PCR-Technik eine immer größer werdende Bedeutung zu (zum Beispiel beim Nachweis eines klonalen Rearrangements der Immunglobulinketten).

Die genaue Klassifikation eines Lymphoms ist entscheidend für die weitere Therapieplanung.

Neben der konventionellen Chemotherapie (Behandlung mit chemotherapeutischen Mitteln) stehen heutzutage auch neuere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, zum Beispiel monoklonale Antikörper wie Rituximab, welche sich gezielt gegen das Zelloberflächenmolekül CD20 richten (passive Krebsimmuntherapie).

Seite teilen: