Einheit zur Behandlung ventrikulärer Arrhythmien (V-Tach Unit)

Unter ventrikulären Arrhythmien versteht man Rhythmusstörungen, die ihren Ursprung in den Herzkammern finden. Dabei kann es neben dem Auftreten von Extraschlägen (ventrikuläre Extrasystolen, VES) auch zu anhaltenden Rhythmusstörungen (ventrikuläre Tachykardien, VT) kommen.

Foto EPU-Labor
Moderner elektrophysiologischer Eingriffsraum in der Asklepios Klinik St. Georg.

Unsere Abteilung, als überregionales Referenzzentrum für kardiovaskuläre Medizin, ist eine der größten ihrer Art in der Region und deckt das gesamte Spektrum der interventionellen Kardiologie ab. Ein besonderer Schwerpunkt dabei ist die katheterbasierte Therapie von Herzrhythmusstörungen. Die international renommierte Arbeitsgruppe um Prof. S. Willems verfügt über jahrelange Erfahrung in der Behandlung komplexer Arrhythmien und behandelt jährlich ca. 2.000 Patienten aus dem In- und Ausland. Hierbei stehen in 4 elektrophysiologischen Eingriffsräumen mit modernster Ausstattung alle relevanten 3D-Mapping-Systeme (Carto, NAVX), einschließlich innovativer Systeme mit Möglichkeit zum ultra-hochauflösenden Mapping (Rhythmia) und – als einem der wenigen Standorte in Europa – auch zur robotischen Katheterführung (Stereotaxis), zur Verfügung.

Ventrikuläre Extrasystolen (VES)

Das Auftreten von vereinzelten ventrikulären Extraschlägen (VES) wird häufig nicht bemerkt und ist nicht in allen Fällen behandlungsbedürftig. Es sollte jedoch eine Abklärung organischer Ursachen durch den Kardiologen erfolgen, um ggf. zugrundeliegende Herzerkrankungen auszuschließen. Kommt es jedoch zum gehäuften Auftreten und belastenden Symptomen (z.B. Herzstolpern, Schwindel, Luftnot, Leistungsminderung) oder einer Beeinträchtigung der Herzfunktion durch die VES, sollten therapeutische Maßnahmen ergriffen werden. Hier kann z.B. eine medikamentöse Behandlung mit einem Betablocker oder spezifisch antiarrhythmischen Medikamenten erfolgen. Ist eine langfristige Einnahme von Medikamenten nicht gewünscht, der Behandlungserfolg nicht ausreichend oder muss die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen beendet werden, besteht die Möglichkeit einer Katheterablation. Hierbei wird im Rahmen eines Herzkathetereingriffs der Ursprung der VES mittels eines 3D-Navigationsverfahrens (3D-Mapping) aufgesucht und durch Verödung mittels Hochfrequenzstrom (Ablation) ausgeschaltet. Aufgrund der guten Erfolgsraten und des vergleichsweise geringen Risikos der Prozedur, ist diese heute in vielen Fällen die Therapie der ersten Wahl. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die besten Erfolgsaussichten bei den sog. „idiopathischen VES“ bestehen, die ohne zugrundeliegende Herzerkrankung auftreten und an typischen Lokalisationen ihren Ursprung haben. Sind die VES Folge einer Herzerkrankung (z.B. Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung) oder haben sie einen untypischen Ursprung, ist die Behandlung aufwendiger und die Erfolgsaussichten können variieren. Daher sollte die Ablationsbehandlung in diesen Fällen nur in spezialisierten Abteilungen und nach eingehender kardiologischer Diagnostik erfolgen.

Ventrikuläre Tachykardien (VT)

Abbildung Vergleich Sinusrhythmus - Tachykardie
Schematische Darstellung der Erregungsausbreitung und des entsprechenden Oberflächen-EKGs im normalen Sinusrhythmus (linke Bildseite) und während einer Tachykardie aus der linken Herzkammer (rechte Bildseite).

Das Auftreten einer anhaltenden ventrikulären Tachykardie (VT), d.h. eines beschleunigten Herzschlags mit Ursprung in den Herzkammern, stellt dies eine schwere Rhythmusstörung dar. Kommt es nicht zu einer spontanen Rückkehr in den normalen Herzrhythmus, bzw. wird die VT nicht durch geeignete Maßnahmen unterbrochen, kann es zu einer Beeinträchtigung der Herzfunktion, bis hin zu einem Kreislaufstillstand – mit möglicherweise tödlichem Ausgang – kommen. Daher ist in diesen Fällen eine sofortige medizinische Versorgung (z.B. durch den Rettungsdienst) erforderlich. Zudem stehen heute in vielen öffentlichen Einrichtung sog. automatische externe Defibrillatoren (AED) zur Verfügung, um im Falle eines Kreislaufstillstands eine lebensrettende Erstversorgung auch durch Laien zu ermöglichen. Bestehen der Verdacht bzw. der Nachweis des Auftretens einer VT ist eine umgehende und ausführliche kardiologische Untersuchung erforderlich, um mögliche Ursachen abzuklären. In einigen Fällen kann es auch ohne Vorliegen einer Herzerkrankung zum Auftreten von anhaltenden VTs mit Ursprung in einer typischen Lokalisation (z.B. Ausflusstrakt der Herzkammern), sog. „idiopathischen VTs“, kommen. Diese stellen eine weniger Schwere Form der VT dar und sind einer gezielten Therapie gut zugänglich.

Meist liegen jedoch Grunderkrankungen des Herzens, wie z.B. eine Beeinträchtigung der Durchblutung des Herzens (verengte Herzkranzgefäße, Herzinfarkt) oder eine Beeinträchtigung der Herzfunktion (Herzschwäche, Herzmuskelentzündung) zugrunde. Seltenere Ursachen können Störungen des Stoffwechsels des Herzmuskels oder vererbbare Rhythmusstörungen sein (z.B. Brugada-Syndrom, Long-QT-Syndrom). Nach der notfallmedizinischen Erstversorgung mit Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus, steht daher zunächst die Ursachensuche und Behandlung möglicher Grunderkrankungen im Vordergrund. In vielen Fällen besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für das erneute Auftreten von VTs, z.B. aufgrund bereits eingetretener, irreparabler Veränderung des Herzens. Daher sollte in allen Fällen eine Begutachtung und Risikoeinschätzung durch einen erfahrenen Rhythmusspezialisten erfolgen. Zur Vermeidung des erneuten Auftretens von VTs kann eine medikamentöse Behandlung mit speziellen antiarrhythmischen Substanzen erfolgen, wobei diese nicht selten eine nur unzureichende Unterdrückung der VTs erreichen, bzw. es zum Auftreten von Nebenwirkungen kommt. Daher ist es in vielen Fällen notwendig einen speziellen Herzschrittmacher mit Defibrillator-Funktion (ICD) zu implantieren, der jedoch erneute VTs nicht verhindern, sondern nur durch Abgabe eines kleinen Elektroschocks beenden kann. Um dem erneuten Auftreten von VTs effektiv zu vorzubeugen ist daher die Katheterablation eine sinnvolle und effektive Behandlungsalternative. Hierbei werden im Rahmen eines Herzkathetereingriffs die der VT zugrundeliegenden Veränderungen des Herzmuskels mittels eines 3D-Navigationsverfahrens (3D-Mapping) aufgesucht und durch Verödung mittels Hochfrequenzstrom (Ablation) soweit modifiziert, dass ein erneutes Auftreten verhindert wird. Dieses Vorgehen erfordert eine entsprechende apparative und personelle Ausstattung, sowie ein großes Maß an Erfahrung und kann daher nur in spezialisierten Abteilungen angeboten werden.

Hochauflösendes 3-D-Mapping

Abblidung einer 3D-Darstellung der Ausbreitung einer Ventrikülären Tachykardie

Ultra-hochauflösendes 3D-Map des Ausbreitungsmusters einer VT aus der linken Herzkammer (rechter Bildteil), sowie die zugehörigen Oberflächen-EKG- und intrakardialen Signale (linker Bildteil). Der Mappingkatheter (Pfeil) befindet sich im sog. kritischen Isthmus des VT-Kreislaufs, hier lassen sich in der laufenden VT typische intrakardiale Signale ableiten (Kreis). An dieser Stelle konnte die VT durch Ablation mit Hochfrequenzstrom beendet werden.

Erweiterte Bildgebung

3D-CT-Aufnahme des Herzens

Mittels spezieller Software  (InHeart) angefertigte, dreidimensionale Rekonstruktion eines CT-Aufnahme des Herzens eines Patienten mit VTs. Neben den einliegenden Sonden des CRT-D Systems (grau), sowie der Herzkranzgefäße (rot) und der Venen des Herzens (blau), werden die durch vorangegangene Herzinfarkte ausgedünnten Areale der linken Herzkammer dargestellt (Farbverlauf von Rot nach Blau).

Abb. 4: Mittels spezieller Software angefertigte, dreidimensionale Rekonstruktion eines CT-Aufnahme des Herzens (InHeart) eines Patienten mit VTs. Neben den einliegenden Sonden des Schrittmacher- und Defibrillator-Systems (grau), sowie der Herzkranzgefäße (rot).

Informationen und Kontakt für Zuweiser / externe Häuser (V-Tach Netzwerk)

Durch die enge Vernetzung aller kardiologischen Disziplinen in unserer Abteilung, sowie die kardiologisch geführte Intensivmedizin und unsere Kooperation mit den Abteilungen für Anästhesie und Herzchirurgie am Standort, sind wir jederzeit in der Lage komplexe und instabile Rhythmusstörungen auf höchstem Niveau zu versorgen und auch weiterführende diagnostische (erweiterte Substratcharakterisierung mittels CT oder MRT ) und therapeutische Maßnahmen anzubieten (ECMO/VAD Programm, Rhythmuschirurgie, Neuroaxiale Modulation). Dies gilt insbesondere für Patienten bei denen es zu gehäuft auftretenden oder therapierefraktären ventrikulärer Arrhythmien („electrical storm“, „incessant VT“), mit ggf. hämodynamischer Beeinträchtigung bis hin zum kardiogenen Schock, kommt. Gerade in diesen Situationen ist eine strukturierte und zielgerichtete Versorgung von besonderer Bedeutung. Bei ausbleibendem Ansprechen auf konservative Maßnahmen sollte eine Verlegung zur Ablationsbehandlung, ggf. unter hämodynamischem Support (ECMO), frühzeitig erwogen werden.

Kontaktaufnahme zur Akutversorgung von Herzrhythmuspatienten

OA-Hotline Kardiologie (24/7)

Tel. 040 181885-5310

Zentrale Notaufnahme (24/7)

Tel. 040 181885-2036

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