Kathetergestützte Behandlung von Herzklappenerkrankungen

Minimalinvasive Eingriffe

Unsere Abteilung ist spezialisiert auf die Behandlung von Patienten mit Herzklappenerkrankungen. Im Jahr 2008 begann unsere Klinik als eine der ersten Kliniken in Deutschland die sogenannte perkutane Therapie von Herzklappeneingriffen. Aktuell führen wir diese Eingriffe mehrmals täglich durch.

Herzklappenfehler können wir hierbei schonend und sehr effektiv mithilfe von kathetergestützten Verfahren  behandeln. Eine Eröffnung des Brustkorbs ist nicht erforderlich. Die Eingriffe erfolgen meist in örtlicher Betäubung ohne Vollnarkose. Ferner ist der Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine nicht notwendig, da die kathetergestützten Verfahren am schlagenden Herzen durchgeführt werden.

Bild Hybrid-OP

Hybrid-Operationsräume

Für die minimalinvasiven (über sehr kleine Schnitte durchgeführten) Eingriffe stehen uns zwei hochspezialisierte Hybrid-Operationsräume zur Verfügung. Ein entscheidender Vorteil dieser Räume ist die Möglichkeit der gemeinsamen Behandlung eines Patienten durch Kardiologen und Herzchirurgen. Zur Ausstattung gehören eine Herzkatheteranlage sowie das gesamte Inventar eines chirurgischen Operationssaals.

Aortenklappenimplantation (TAVI=Transkatheter Aortenklappenimplantation)

Diagramm Kathetergestützte Herzklappen-Eingriffe 2009-2019

Mit diesem Verfahren behandeln wir vor allem Patienten mit verkalkter, verengter Aortenklappe (Aortenklappenstenose). In bestimmten Fällen können aber auch Patienten mit undichter Aortenklappe (Aortenklappeninsuffizienz) behandelt werden.

In unserer Klinik wurde die kathetergestützte Aortenklappenimplantation bereits bei mehr als 2.700 Patienten durchgeführt. Die Asklepios Klinik St. Georg wurde als eine der ersten Kliniken in Deutschland im April 2015 von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als TAVI-Zentrum zertifiziert.

Abbildung CT der Gefäße und Schemadarstellung einer Aortenklappenimplantation
© Links: Asklepios; rechts: mit freundlicher Genehmigung von Edwards Lifesciences

Bei der Aortenklappenimplantation ist die Prothese an der Spitze eines Katheters (dünner Kunststoffschlauch) fixiert und wird in den meisten Fällen über die Leiste oder die Schlüsselbeinarterie zur Aortenklappe vorgebracht. Bei Patienten, welche starke Verkalkung der Leistengefäße aufweisen, wird ein Zugang über die Schlüsselbeinarterie ohne chirurgischen Schnitt (perkutaner Zugang) verwendet.

Abbildung links: Vor der Durchführung des Eingriffs werden mithilfe einer Computertomographie die großen Gefäße des Patienten dargestellt. Dadurch kann individuell entschieden werden, was der beste Zugangsweg für jeden Patienten ist.
Abbildung rechts: Schematische Darstellung der Implantation einer Aortenklappenprothese. Der Katheter wird über die Hauptschlagader in die linke Kammer des Herzens eingeführt. Anschließend wird der Ballon aufgeblasen und so die Prothese in der alten Herzklappe verankert.

Die Freisetzung der neuen Herzklappe erfolgt in die alte, verkalkte Klappe. Die Klappentaschen aus biologischem Material sind hierbei in ein Drahtgerüst genäht. Das Drahtgerüst verankert sich hierbei in dem Kalk der alten Herzklappe. Der Eingriff wird unter einer lokalen Betäubung durchgeführt und die Dauer beträgt circa eine Stunde.

Abbildung Ballonexpandierende Herzklappe im Röntgenbild
© Mit freundlicher Genehmigung von Edwards Lifesciences

Allgemein gibt es zwei verschiedene Arten von kathetergestützten Aortenklappenprothesen. Bei den „ballonexpandierenden“ Klappen ist die Prothese auf einen Ballon montiert und wird durch das Aufdehnen des Ballons in der richtigen Position verankert.

Auf der Abbildung sehen wir eine ballonexpandierende Klappe nach der Freisetzung. Das injizierte Kontrastmittel sammelt sich nur in der Hauptschlagader, was auf die regelrechte Funktion der Ventilfunktion der Klappe hinweist.

Abbildung Selbstexpandierende Herzklappe im Röntgenbild
© Mit freundlicher Genehmigung von Medtronic

Bei den „selbstexpandierenden“ Klappe wird die Klappe in die richtige Position gebracht und dann langsam freigesetzt. Bei nicht zufriedenstellender Position kann die Klappe gegebenenfalls wieder geborgen und erneut implantiert werden.

Auf der Abbildung sehen wir eine "selbstexpandierende" Klappe, welche in eine verkalkte und verengte Aortenklappe implantiert wurde.

Es können mit dem gleichen Verfahren auch degenerierte, also nicht mehr funktionsfähige Herzklappenprothesen in Aorten- aber auch in Mitralposition ersetzt werden. Dabei wird die defekte Herzklappe als Stützgerüst belassen und die neue Herzklappe in diese eingesetzt.

Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Mitral- oder Trikuspidalklappe)

Auch die Herzklappen zwischen der Herzkammer und der Vorkammer können mithilfe von kathetergestützten Verfahren behandelt werden. Undichtigkeiten dieser Klappen führen zu Symptomen wie Kurzatmigkeit, Druck auf der Brust, Herzrhythmusstörungen und Wassereinlagerungen in den Beinen. Mithilfe der im folgenden Abschnitt vorgestellten Verfahren sind wir in der Lage, die Undichtigkeit effektiv und schonend zu behandeln und so Beschwerden zu lindern. Da mittlerweile eine Vielzahl von verschiedenen Methoden zu Verfügung steht, ist es uns ein wichtiges Anliegen, in einem interdisziplinären Entscheidungsprozess das richtige Verfahren für unsere Patienten zu finden.

MitraClip im Röntgenbild
© Asklepios

MitraClip® (Abbott Laboratories)

Bei Patienten mit einer Mitralklappeninsuffizienz existiert die meiste Erfahrung mit der MitraClip®-Therapie. Hierbei wird in Anlehnung an ein etabliertes chirurgisches Verfahren mit einer kleinen Klammer, welche von der Leiste über einen Katheter vorgebracht wird, das hintere und das vordere Segel der undichten Klappe verbunden, um die Undichtigkeit zu beseitigen. Seit 2008 wenden wir dieses Verfahren in unserer Klinik an, bereits mehr als 950 Patienten wurden mit einem MitraClip® behandelt.

Mithilfe von Röntgen und Herzultraschallwird der MitraClip® positioniert. Auf dieser Abbildung ist der MitraClip® noch an dem Steuerungskatheter befestigt und geöffnet.

Schemabild des Pascal-Systems
© Mit freundlicher Genehmigung von Edward Lifesciences

Pascal® (Edwards Lifescience)

Die Therapie mittels Pascal®-Verfahren (Edwards PASCALTM Transcatheter Valve Repair System) ist eine neue Methode, bei dem ähnlich wie bei dem MitraClip®-Verfahren, eine Klammer das hintere und vordere Segel der Mitralklappe fasst und so die Undichtigkeit behandelt wird. Das Verfahren wurde im Januar 2020 das erste Mal in unserer Klinik durchgeführt und erweitert unsere Möglichkeiten der Reparatur von Mitralklappen, so dass verschiedene Klappenerkrankungen gezielt und individuell behandelt werden.

Schematische Abbildung eines implantierten Pascal®-Systems. Ähnlich wie eine Klammer fasst das System das vordere und hintere Mitralklappensegel.

Abbildung Cardioband
© Mit freundlicher Genehmigung von Edwards Lifesciences

Raffung des Klappenringes mittels Cardioband® (Edwards Lifescience)

Seit September 2013 steht uns mit dem Edwards CardiobandTM Valve Reconstruction System eine weitere Therapie in der Behandlung der Mitralklappen- und auch Trikuspidalklappenundichtigkeit zur Verfügung. Hierbei wird mittels eines Katheters von der Leiste aus ein Band im Bereich des Klappenringes eingesetzt. Am Ende der Prozedur erfolgt durch Zug am implantierten Band eine direkte Raffung (Annuloplastie) des Klappenringes. Hierdurch kommt es wieder zu einer Annäherung der Klappensegel und einer Abnahme der Klappenundichtigkeit. Das Band steht in verschiedenen Größen zur Verfügung und kann so individuell für die Anatomie der Patienten ausgewählt werden.

Schematische Darstellung des Cardioband®-Systems. Das Band wird schrittweise mit mehreren Schrauben in dem Klappenring befestigt. Am Ende des Eingriffs wird das Band gerafft und so die Undichtigkeit der Klappe behandelt.

 

Spezielle Fälle

Für den Fall, dass sich eine Undichtigkeit neben der von Chirurgen eingesetzten Herzklappenprothese, eine so genannte „paravalvuläre Leckage" ausbildet, besteht die Möglichkeit, diese minimalinvasiv über einen Katheter mit einem Stopfen („Leckverschluss") zu verschließen.

Alles gut im Blick – 3D-Echokardiographie

Die Ultraschalluntersuchung des Herzens bietet die Möglichkeit, die Funktion des Herzens und seiner Herzklappen darzustellen. Die 3D-Echokardiographie als modernes Diagnostikinstrument findet in den letzten Jahren für spezielle Fragestellungen zunehmend Anwendung. Der Vorteil dieser Untersuchungsmethode gegenüber der 2D-Echokardiographie liegt in der mehrdimensionalen Darstellung der Herzklappen, wodurch die präzise Beurteilung komplexer Herzklappenfehler wesentlich erleichtert wird. Vor allem bei Veränderungen der Aorten- als auch der Mitral- und Trikuspidalklappe ist die 3D-Echokardiographie ein unverzichtbarer Bestandteil, um die bestmögliche Behandlungsentscheidung abzuleiten. Ein weiteres Einsatzgebiet der 3D-Echokardiographie ist neben der vorbereitenden Diagnostik das echokardiographische 3D-Guiding. Hierbei wird durch Einsatz modernster Bildgebung bei katheterbasierten Verfahren die Behandlung an den Herzklappen während der Operation begleitet, um den maximalen Behandlungserfolg zu gewährleisten.

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