Das digitale Krankenhaus – inwiefern Patient:innen profitieren

Papier hat ausgedient: Wie Asklepios den Krankenhausbetrieb digitalisiert und welche Hürden es zu überwinden gilt.

Ob ambulant oder stationär: Im deutschen Gesundheitswesen dominiert noch immer die Zettelwirtschaft. Anamnese, Befunderstellung, Patienteneinwilligung – vieles wird weiterhin schriftlich erfasst, dokumentiert und in großen Ordnern abgelegt, Arztbriefe und Befunde per Post oder Fax hin- und hergeschickt, Röntgenbilder per Taxi transportiert. Das ist umständlich, langsam, fehleranfällig, intransparent – und lähmt das gesamte System.

Doch es geht auch anders: Als einer der größten deutschen Klinikbetreiber hat Asklepios frühzeitig den digitalen Umbruch eingeleitet. Der beginnt bereits vor dem stationären Aufenthalt. „Unsere Patienten können ihren Krankenhaustermin inzwischen bequem per Smartphone oder Tablet-PC über das Online-Buchungsportal vereinbaren“, sagt Henning Schneider. „Demnächst werden sie dann auch die Anamnese- und Aufklärungsbögen in Ruhe von zu Hause am Computer oder Tablet ausfüllen können.“ Schneider ist Konzernbereichsleiter IT bei Asklepios. Er krempelt mit seinen IT-Geschäftsführern Philipp Apel und Daniel Wiechmann die „alte“ analoge Welt des Gesundheitsdienstleisters um. Mit Erfolg: „Die neuen digitalen Prozesse kommen an. Inzwischen wurden schon über eine Million Termine online gebucht“, so Schneider. Vor allem seit der Corona-Pandemie steigen die Zahlen deutlich an. Das gilt auch für Videosprechstunden – eine weitere digitale Innovation, die bei Asklepios längst etabliert ist. Darüber hinaus im Portfolio: das E-Mental-Health-Tool „Minddistrict“. Die App unterstützt Patienten bei der Therapie von psychischen Beschwerden, etwa bei einem Burnout-Syndrom. Dazu gehören auch Gespräche mit dem behandelnden Therapeuten via Kamera.

Stationärer Betrieb wird komplett digitalisiert
Die Apps fungieren als Schnittstelle zum „digitalen Krankenhaus“, das der IT-Pionier Asklepios bereits umgesetzt hat. Herzstück ist das Krankenhausinformationssystem M-KIS, eine einheitliche Software für das Klinikmanagement: Ob Patientenaufnahme, Fachabteilungen, Notaufnahme, Intensivstation, Apotheke oder Entlassungsmanagement – auf M-KIS laufen alle patientenbezogenen Daten und Vorgänge zusammen und werden dort zentral verwaltet. In den sieben Hamburger Asklepios Kliniken haben die ITler das System in enger Zusammenarbeit mit Pflegekräften und Ärzten erfolgreich implementiert. „Hier wird nichts mehr auf Papier erfasst“, sagt Apel. Davon profitiere auch der Patient. „Therapie- und der Medikamentenplan lassen sich zentral steuern und abstimmen. Dadurch wird das Behandlungsniveau insgesamt erhöht.“ Außerdem sei das Verfahren sicherer. „Alle Informationen stehen ortsunabhängig zur Verfügung und wir können kontrollieren, wer Zugriff auf die Patientendaten hat.“

Viele Vorzüge des „digitalen Krankenhauses“ bekommt der Patient ohnehin nur indirekt mit. So haben die Klinikärzte über die angeschlossene Online-Bibliothek UpToDate® jederzeit Zugriff auf die aktuellsten Studien weltweit und erhalten zusätzlich fachlichen Input. Auch das Klinikpersonal profitiert: Im analogen Krankenhaus-Alltag geht die Hälfte der Arbeitszeit für Dokumentation und Pflege drauf. „M-KIS vereinfacht diese Verfahren. Dadurch hat das Personal mehr Zeit für seine Kernaufgabe, die Arbeit am Patienten“, sagt IT-Geschäftsführer Wiechmann.

Das IT-Team wird sukzessive alle 170 Asklepios-Gesundheitseinrichtungen in Deutschland digitalisieren. „Wir wollen bis 2024 Marktführer bei digitalen Gesundheitsangeboten in örtlicher Nähe der Patienten sein, also ein echter Digital HealthyNear“, sagt Wiechmann. Herausfordernd für den bundesweit tätigen Klinikbetreiber sind die teils von Bundesland zu Bundesland verschiedenen Vorgaben zum Datenschutz. Diese zusätzlichen Anforderungen gibt es nur so in der Gesundheitsbranche. Sie gelten neben den bereits strengen europäischen Datenschutzvorgaben und wirken sich als regulatorischer Flickenteppich innovationshemmend aus, moniert Wiechmann.

Datenaustausch über gemeinsame Plattformen
Für seine ehrgeizigen IT-Ziele investiert Asklepios mehr eine halbe Milliarde Euro. Es ist auch eine Investition in eine hochwertigere medizinische Versorgung. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) bilden die digitalen Behandlungsdaten auch die Basis für neue Methoden in der Diagnostik und Früherkennung etwa von Tumoren oder einer Sepsis. Solche innovativen Verfahren werden bei Asklepios bereits entwickelt und erfolgreich erprobt. Der Klinikbetreiber kooperiert dabei mit dem Health Innovation Port (HIP) – einer Hamburger Start-up-Plattform für den Gesundheitssektor.

Hier entstehen auch Hightech-Helfer für den OP-Saal. „Wir haben schon erste Tools als Piloten in den Kliniken getestet – darunter die Microsoft-Mixed-Reality-Brille HoloLens“, berichtet der Geschäftsführer IT, Philipp Apel. „Mit der Brille können sich Arzt und Patient vor der Operation ein genaues, dreidimensionales Bild davon machen, wie genau der chirurgische Eingriff ablaufen wird.“ Dennoch sind sich die IT-Experten bei Asklepios sicher: „Digitalisierung und KI werden den Arzt nicht ersetzen, sondern ihn unterstützen.“

Noch ist viel Luft nach oben. Damit „Big Data“ alle Vorteile ausspielen kann, muss erst mal das gesamte Gesundheitssystem von Arztpraxen über Versorgungszentren bis hin zu Apotheken und Krankenversicherungen digitalisiert werden. „Das wird aber noch vier bis fünf Jahre dauern“, prognostiziert CIO Schneider. Immerhin: Digitale Rezepte gibt es bereits. Auch die elektronische Patientenakte (ePa) der Krankenversicherung kann mit Daten gefüttert werden und ist ab nächstem Jahr überall einsetzbar. Vom sektorübergreifenden Austausch seiner medizinischen Daten profitiert auch der Versicherte – sofern er zustimmt. „Wir können dann beispielsweise die gesundheitliche Entwicklung des Patienten nach seiner Behandlung weiterverfolgen und uns regelmäßig Feedback einholen“, erläutert Schneider.

Voraussetzung für die ganzheitliche, digitale Patientenbetreuung ist jedoch ein gemeinsamer Standard. „Statt zahlloser Insellösungen wünsche ich mir für die Zukunft eine einheitliche, gemeinsame Plattform bzw. Softwareumgebung, an der sämtliche Teilnehmer des Gesundheitssystems angeschlossen sind“, sagt Schneider. „Nur so ist ein reibungsloser Datenaustausch möglich – zum Wohle des Patienten.“

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Das digitales Krankenhaus
Das digitale Krankenhaus © iStock

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