RV 26: Zentrum für kardiovaskuläre Medizin

Im Rahmen der Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence (CoE) am Asklepios Campus Hamburg (ACH) sprachen am 11. Februar Dr. med. Matthias Schulze und Dr. med. Elvan Akin von der Asklepios Klinik Schwalmstadt online über das Herz- und Gefäßzentrum Nordhessen.

Dr. Matthias Schulze
Dr. Matthias Schulze, Chefarzt für Allgemeine Innere Medizin und Kardiologie AK Schwalmstadt, bestritt den ersten Teil der Ringvorlesung.

Dr. Schulze, Chefarzt für Allgemeine Innere Medizin und Kardiologie, lieferte zu Beginn den 75 zuhörenden Studierenden eine umfassende Rekapitulation der Grundlagen in der Anatomie des Herzens. Bei dieser „elektrisch betriebenen Saug-Druck-Pumpe“ (Dr. Schulze) mit zwei Hälften und pro Seite zwei Herzklappen könnten zahlreiche Erkrankungen zu einer Herzleitungsschwäche (Herzinsuffizienz) führen. Dazu zählten u.a. Arteriosklerose, Koronare Herzerkrankungen, akuter Herzinfarkt, Hypertonie, Herzmuskelerkrankungen, Herzrhythmusstörungen, erworbene Herzklappenfehler oder auch angeborene Herzfehler im Erwachsenenalter. Kardiovaskuläre Erkrankungen seien sowohl in Deutschland als auch weltweit immer noch die Todesursache N. 1. „Grundsätzlich ist eine vernünftige, gut gemachte Anamnese und Untersuchung extrem wichtig; ohne diese kann man auch die besten apparativen Untersuchungen – ob Angiographie und Herzkatheteruntersuchung, Elektrophysiologie, Magnetresonanz(MRT)- oder Computer(CT)-Tomographie, Echokardiographie oder Dopplersonographie - nicht deuten“, erklärt der Kardiologie, und fügt hinzu: „Durch eine gute Anamnese mit Ruhe-EKG und Belastungsuntersuchungen können Sie schon 90% der Diagnose einer koronaren Herzerkrankung stellen; Gold-Standard ist und bleibt dabei immer noch die Koronarangiographie, bei der bei einer Gefäßverengung direkt dafür gesorgt werden kann, dass diese durch die Setzung eines Stents offen gehalten wird.“

Zwei hauseigene Herzkatheterlabore

26. Ringvorlesung am ACH

Für die Entstehung einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) gibt es laut Dr. Schulze die unterschiedlichsten Gründe: Eine Verletzung des Endothels (Schicht im Inneren von Blutgefäßen), die Anlagerung von Blutplättchen, die Ablagerung von Cholesterinmolekülen, die Einwanderung von Monozythen oder Makrophagen (Fresszellen), die das Cholesterin aufnehmen (Dr. Schulze: „Das gehört da nicht hin“), die Einlagerung von Bindegewebe und Kalk und als Folge die Einengung des Gefäßdurchmessers führten häufig zu einer Minderdurchblutung bei Belastung. Als typische Symptome folgten ein bohrender, ziehender oder brennender Schmerz hinter dem Brustbein, der unabhängig von Lage und Atmung sei, durch körperliche oder psychische Belastung hervorgerufen werde, sich bei Belastung in Kälte verschlechtere und in Ruhe verbessere. Meist laute die Diagnose Angina Pectoris. „In diesem Fall sprechen wir mit den Patienten über die Notwendigkeit, ihren Lebensstil mit Blick auf Rauchen, Alkohol oder Bewegung zu ändern. Neben einer medikamentösen empfiehlt sich dann oft auch eine interventionelle Behandlung wie eine Dilatation (Weitung) einer verengten Stelle oder eine Stentimplantation. Besonders für diese Eingriffe stehen in unserem CoE zwei hauseigene Herzkatheterlabore zur Verfügung.“

Schädigungen für Herz und Körper verhindern

Dr. Elvan Akin
Dr. med. Elvan Akin, Chefarzt für Rhythmologie und Elektrophysiologie im Herz- und Gefäßzentrum Nordhessen, übernahm den zweiten Teil des Online-Vortrags.

Als Chefarzt für Rhythmologie und Elektrophysiologie widmete sich Dr. Akin im zweiten Teil der Ringvorlesung der Therapie von Herzrhythmusstörungen. „Hier geht es zunächst um Rhythmus, Zacken und Zahlen“, kündigte der Experte zu Beginn den Kern seines Aufgabenbereichs an. Eine beeindruckende Zahl stelle die Pumpleistung des Herzens dar, das pro Tag durchschnittlich 100 000 Mal schlage und dabei 8640 Liter Blut pro Tag durch den Körper pumpe (im Jahr also rund 3 Millionen Liter). „Bei Herzrhythmusstörungen ist es meine spezielle Aufgabe zu analysieren, aus welcher Ecke diese kommt. Dabei kann man aus einem Elektrokardiogramm (EKG) viel Diagnostik betreiben.“ Grundsätzlich gelte es zu klären, wie eine Arhythmie im Herzen entstehe. Häufige Ursache sei eine punktuelle oder großflächige Narbenstruktur. Dadurch entstünden zwei Strukturen mit unterschiedlicher Leitungseigenschaft, wodurch die Signale zwischen diesen Strukturen wechselten. Hierfür gäbe es unterschiedliche Auslöser, u.a. KHK, aber auch Bakterien, Viren und Parasiten. Dazu kämen angeborene Veränderungen an der Muskulatur, die von der normalen Erregbarkeit abweichten. Die Folge seien sogenannte Tachykardien und Bradykardien (stark erhöhte bzw. stark verlangsamte Herzfrequenz) sowie atypisches oder typisches Vorhofflattern (230 bis 350 Schläge pro Min. im Vorhof) oder -flimmern (350 bis 600 Schläge pro Min im Vorhof). Letzteres käme bei bis zu 15 Prozent aller Menschen über 80 Jahren vor. „Es liegt in der Natur, dass wir Extrasystolen sowohl im Vorhof als auch in der Kammer haben. Rhythmusstörungen sollten aber immer diagnostiziert und behandelt werden, um Schädigungen für das Herz und den Körper (z.B. durch Thrombenbildung oder einen drohenden Schlaganfall) zu verhindern“, betonte Dr. Akin.

Komprimierte Übersicht über die Kardiologie

26. Ringvorlesung am ACH
Prof. Dr. med. Karl J. Oldhafer begleitet auch die online-Veranstaltungen im Rahmen des Wahlpflichtfachs.

Prof. Dr. med. Karl J. Oldhafer dankte den beiden Referenten des Abends für den spannenden Vortrag und hob hervor: „Fantastisch, wie Sie uns alle in den 90 Minuten komplett einmal durch die Kardiologie geführt haben. Allein aufgrund dieser komprimierten Übersicht sind die Ringvorlesungen Asklepios Centers of Excellence auch für mich immer ein echtes Highlight.“ Als Repräsentant des Rektors der Semmelweis Universität und des Dekans der dortigen Medizinischen Fakultät am ACH stellt er traditionell die Referenten vor und führt durch die Veranstaltung. Außerdem moderiert er die abschließende Diskussion, in der die Studierenden auch immer ihre persönlichen Fragen zu möglichen PJ-Stationen, Famulaturen oder auch Berufsaussichten in den Exzellenzzentren adressieren können. Im speziellen Fall des Interdisziplinären Herz- und Gefäßzentrums an der Asklepios Klinik Schwalmstedt wäre es ein Haus mit 60 Betten für die Betreuung von mehr als 6.000 stationären und fast 10.000 ambulanten Herz- und Gefäßpatienten. Neben einer zentralen, interdisziplinär betriebenen Notaufnahme stehen dort für Notfälle rund um die Uhr Spezialistenteams zur Verfügung, die in den beiden Herzkatheterlaboren sowie – außer in vier regulären OP-Sälen – in einem Hybrid-OP für spezielle Gefäßeingriffe rund um die Uhr im Einsatz sind.

Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence am ACH

Nächster Termin:

25. Februar 2021: Dr. med. Thomas Niemeyer, Asklepios Klinik Wiesbaden, Interdiziplinäres Wirbelsäulenzentrum

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