19. Ringvorlesung: Orthopädie

Chefarzt PD Dr. med. Christian Liebau machte die Studierenden am 12. Februar im Rahmen der 19. Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence am Asklepios Campus Hamburg (ACH) mit der Klinik für Orthopädie der Asklepios Harzklinik Bad Harzburg vertraut.

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PD Dr. Kilian Reising, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie im Asklepios Klinikum Harburg, begrüßte den Referenten den Abends, PD Dr. med. Christian Liebau aus Bad Harzburg.

Die Begrüßung übernahm bei dieser ersten Ringvorlesung im neuen Jahr und gleichzeitig im neuen Semester PD Dr. Kilian Reising. Als Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie im Asklepios Klinikum Harburg hieß er den Gast aus Bad Harzburg herzlich willkommen; voll Respekt gestand er seinem Kollegen aus der Harzklinik zu, dass in dessen Abteilung jährlich mehr endoprothetische Knieoperationen durchgeführt werden, als in allen Hamburger Asklepios-Häusern zusammen. „Die Leute rennen uns die Bude ein“, bestätigte Dr. Christian Liebau seinen launigen Vortrag. Mit lockeren Formulierungen dieser Art, einem interaktiven Vortrag sowie vielen Bild- und Filmbeispielen erreichte er von der ersten Minute sein studentisches Auditorium in dem bis auf den letzten Platz besetzten Hörsaal.

"Mehr alte Menschen, mehr Arthrose, mehr Operationen"

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Schätzungsweise mehr als 160.000 Knieoperationen werden in Deutschland pro Jahr durchgeführt. Bedenklich sei dabei aber, so Dr. Liebau, dass in Patientenbefragungen jeder Dritte bis Fünfte angebe, mit den Folgen seiner Operation nicht zufrieden zu sein. „Man muss definitiv danach streben, dies zu verbessern“, hielt der Knieexperte daher ganz nüchtern fest. Dies sei Ziel seiner rein orthopädischen Klinik. Sie sei spezialisiert auf chronisch degenerative Erkrankungen der Gelenke, den Einsatz orthopädischer Implantate sowie die Knorpel-Knochen- und Knorpelzell-Transplantation. In seinem Vortrag fokussierte der Referent dabei auf das Kniegelenk. Dieses sei zweierlei: sehr komplex – und sehr beansprucht. Für letzteres sorgten vor allem hohe Freizeitaktivitäten, anspruchsvolle Sportarten sowie Übergewicht. Zudem sorge der Wandel der Altersstruktur zudem für immer mehr Patienten mit Knieproblemen: „Mehr alte Menschen, mehr Arthrose, mehr OPs“ lautete die einfache Formel des Knieexperten. Andererseits sei es erfreulich, dass sich laut Umfragen fast die Hälfte der 82 Millionen Deutschen sportlich betätige. Er erkenne einen altersunabhängigen Trend zu einem individuell hohen Aktivitätslevel. Daraus leite sich aber ein hoher funktionaler Anspruch ab. „Da kommt schon mal ein 90-Jähriger zu mir, der unbedingt das Goldene Sportabzeichen ablegen möchte und seine Knie ihm etwas den Dienst verweigern“, berichtete Dr. Liebau aus seinem medizinischen Alltag. „In so einem Fall gehört schon viel Einfühlungsvermögen und die richtige Ansprache dazu, um dem Patienten klar zu machen, dass eine Knieoperation vielleicht nicht mehr das gewünschte Ergebnis liefern könnte. Er kann dies vor allem dann akzeptieren, wenn der Patient die Empathie des Arztes spürt und den Fall genau erklärt bekommt.“

Implantat sollte wie ein Maßanzug passen

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Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Hörsaal bei der 1. Ringvorlesung im neuen Semester.

Grundsätzlich schildert Dr. Liebau einen steigenden Bedarf an altersbezogener Endoprothetik – egal, ob bei der Diagnose Arthrose, Bandinstabilität, Achselfehlstellung, schwere Bewegungseinschränkungen oder bei Knochendefekten. Herausforderung schlechthin sei die Frage, ob bei den hohem Aktivitätsanspruch überhaupt ein Gelenk eingesetzt werden kann, dass dem Anspruch des Patienten und dessen Aktivitäten genüge und dem natürlichen Gelenk entspräche. Dafür gäbe es eine einfach klingende Antwort: Das Implantat muss passen. Eine erfolgreiche Behandlung sei vor allem dann möglich, wenn die Gelenkflächengeometrie eine Kopie des originalen Kniegelenks sei. Das gleicht grundsätzlich der Entscheidung ‚Zwangsjacke oder Maßanzug‘.“ Die Entscheidung pro „Maßanzug“ sei eine der Säulen, auf der die Arbeit in seiner Klinik ruhe. Dazu kommt das Ziel, möglichst viel minimalinvasiv zu operieren und bereits ab dem fünften Tag nach einer Operation mit einem guten Training zu beginnen. Der Erfolg dieser drei Säulen gibt ihm recht: Die lange Warteliste mit Interessenten aus dem In- und Ausland sprechen ebenso für die Qualität des Harzburger Excellenzzentrums wie die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten, die in der Regel erfreulich rasch nach einer Operation wieder auf den Beinen sind.

Nächste Ringvorlesung:

12.03.2020: Minimalinvasive & bariatrische Chirurgie, Prof. Dr. Dr. Thomas Carus, Asklepios Westklinikum

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