Verrückt? Na und! – Lernen, wie man Schüler sensibilisiert

Moderatoren-Schulung des Projekts „Verrückt? – Na und!“ am 13. und 14. November am Asklepios Fachklinikum / Projekt gastiert am 6. November an Regelschule in Hermsdorf

Stadtroda, den 18. 10. 2017. Mit einer Moderatoren-Schulung im Felsenkeller des Asklepios Fachklinikums Stadtroda werden am 13. und 14. November neue Mitstreiter für das Projekt „Verrückt? – Na und!“ fit gemacht.

Im Rahmen der durch die Dr. Broermann-Stiftung finanzierten Veranstaltungsreihe des Vereins „Irrsinnig Menschlich e.V.“ veranstalten Moderatoren wie Veronika Walther-Koch vom Asklepios Fachklinikum Stadtroda regelmäßig Projekttage in Schulen des Saale-Holzland- und Saale-Orla-Kreises. Ziel ist es, einfache und wirksame Wege zur Stärkung der seelischen Gesundheit aufzuzeigen, um Krisen besser zu meistern und den Schulerfolg langfristig zu fördern.

In enger Vernetzung mit der Arbeitsbereichsleiterin für psychische Gesundheit, Dr. Victoria Obbarius von der Landesvereinigung zur Gesundheitsförderung in Thüringen e.V. – AGETUR – Weimar, engagiert sich Veronika Walther-Koch seit 2012 dafür, Jugendliche für das Thema seelische Gesundheit zu sensibilisieren. Gemeinsam mit ihrer kürzlich an einer schweren Krebserkrankung verstorbenen Kollegin Kerstin Hecker, die am Asklepios Fachklinikum Stadtroda in der Pflege tätig war, hat sie die beliebte Veranstaltungsreihe in der Region etabliert.

Neben den Moderatoren wirken bei „Verrückt? – Na und!“ außerdem Experten in eigener Sache mit. Das sind Menschen, die selbst einmal psychisch krank waren oder es noch sind. Sie gehen mit ihrer Erkrankung offensiv um, gerade indem sie in die Schulen gehen und darüber sprechen. Die Tatsache, dass diese Menschen in der Lage sind, trotz schwieriger Lebensumstände zu bestehen, soll Mut machen und Stigmatisierungen abbauen. Eine psychische Erkrankung – dafür stehen die Experten – muss nicht das Aus bedeuten.

Ebenso wie potenzielle neue Moderatoren sind auch interessierte Experten, die wissen, wie sich das Leben mit einer seelischen Erkrankung anfühlt, bei der Moderatoren-Schulung am Asklepios Fachklinikum Stadtroda herzlich willkommen. Geschult werden die neuen Mitstreiter durch Silke Nöller vom Präventionszentrum der Suchthilfe in Thüringen (SiT) mit Sitz in Erfurt.

„Als Moderatoren werden wir darin geschult, wie wir in die Klasse reingehen, wie wir die Klasse aufwärmen und die Schüler dort abholen, wo sie gerade sind. Wir möchten die Schüler sensibilisieren, indem wir erfragen, ob sie schon von seelischer Gesundheit und von psychischen Erkrankungen gehört haben. Es geht darum, den Schülern auf den Zahn zu fühlen“, erklärt Veronika Walther-Koch die Eingangs-Phase.

Silke Nöller schult die Mentoren außerdem für Teil zwei des Projekttages, die Gruppenarbeit. Dabei bekommen die Schüler ein Thema gestellt, das sie bearbeiten sollen, etwa: „Eine Klasse zum Wohlfühlen“ oder „Das Leben ist eine Achterbahn“. Zum Einsatz kommt hier auch der Notfallkoffer, der noch gemeinsam mit Kerstin Hecker entwickelt worden war. „Was würdet ihr, wenn es euch richtig schlecht geht, in so einem Notfallkoffer drinhaben wollen?“, das ist hier die Frage. „Unser Notfallkoffer enthält unter anderem ein Handy, Schokolade, Tee, schöne Muscheln, Taschentücher, Pflaster – und selbstverständlich eine rosa Brille“, verrät Veronika Walther-Koch.

„Sehr interessant“ seien diese Moderatoren-Schulungen, bei denen alles peu à peu durchgespielt wird, so, als ob man sich wirklich in einer Klasse befinden würde. Die Moderatoren erlernen auch bestimmte Techniken und Methoden, wie eine Schülergruppe „aufgewärmt“ werden kann. Veronika Walther-Koch etwa arbeitet sehr gern mit einem Ball, den sie als Rede-Angebot weitergibt. Außerdem kommen bei ihr Vornamens-Schilder zum Einsatz. Zu den Vornamen sollen dann Adjektive mit gleichem Anfangsbuchstaben gebildet werden – vom Namensträger selbst, aber auch von den anderen. Heraus kommen dann Wortpaare wie „die anstrengende Antje“ oder die „Super-Susi“. Das bringt zum Lachen; das Lachen wiederum lockert auf und löst die Zunge.

Auch für den dritten Teil des Projekttages wird Silke Nöller ihre Teilnehmer schulen. An dieser Stelle berichten die Experten von ihrer Erkrankung. „Es kann sein, dass dabei auch geweint wird. Im Allgemeinen wird es dann in den Klassen sehr ruhig, wenn die Experten erzählen“, so die Erfahrung von Veronika Walther-Koch. So ein Projekttag „wirkt bei den Schülern auch noch nach. Sie transportieren die Erfahrung weiter, berichten ihren Eltern davon …“, sagt  die Mentorin.

Auch für Lehrerinnen und Lehrer ist „Verrückt? – Na und!“ immer eine besondere Erfahrung, von der sie nicht selten sehr berührt sind. Sie erleben ihre Schülerinnen und Schüler jeden Tag mit ihren Fähigkeiten, Launen und Macken. Sie wissen, welchem Druck sie gerade in der Pubertät ausgesetzt sind, wie stressig der Schulalltag sein kann und wie schwer es für Teenager manchmal ist, zuversichtlich und optimistisch in die Zukunft zu schauen. Aus Kindern werden junge Erwachsene, die auf ihrem Weg viele Stolpersteine meistern müssen. Umso wichtiger wird das Thema. Denn seelische Gesundheit, Schulerfolg, Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) und Wohlbefinden sind eng miteinander verbunden.

Mit ihrem Projekt „Verrückt – Na und!“ gastiert Veronika Walther-Koch am Montag, 6. November, in der Regelschule Hermsdorf.

Kontakt

Veronika Walther-Koch
Tel.: (036428) 56 1125
E-Mail:
v.walther@asklepios.com

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