„Die Schüler sind psychisch hoch sensibilisiert“

Regionalgruppe von „Verrückt? – Na und!“ bereitet sich mit einer Videokonferenz auf die Zeit nach dem Lockdown vor.

„Wir sind sehr traurig, dass wir infolge der Corona-Krise gegenwärtig nicht in der gewohnten Form für Schüler und Lehrer da sein können“, sagt  Veronika Walther-Koch, die im Auftrag des Asklepios Fachklinikums Stadtroda als Koordinatorin der Regionalgruppe Saale-Holzland-Kreis tätig ist.

Sie bedauert, dass sich auch die Mitglieder der Regionalgruppe seit nahezu einem halben Jahr nicht haben treffen und austauschen können. Veronika Walther-Koch freut daher sehr auf die Videokonferenz am 3. März, bei der sich die Mitstreiter ihrer Regionalgruppe zumindest online wiedersehen können. Neben Moderatoren und Fachexperten werden auch Experten in eigener Sache dabei sein. Bei ihnen handelt es sich um Menschen, die selbst seelisch erkrankt sind und im Rahmen der Schulprojekte sehr persönlich über ihr Schicksal und den Umgang mit ihrer Erkrankung berichten.

Ziel des Projekts „Verrückt? – Na und!“ ist es, einfache und wirksame Wege zur Stärkung der seelischen Gesundheit aufzuzeigen, um Krisen besser meistern zu können und den Schulerfolg langfristig zu fördern. Im Rahmen der durch die Dr. Broermann-Stiftung finanzierten Veranstaltungsreihe des Vereins „Irrsinnig Menschlich e.V.“ veranstalten Moderatoren der Regionalgruppe regelmäßig Projekttage in Schulen des Saale-Holzland- und Saale-Orla-Kreises.

„Noch im November hatten wir trotz Corona Anfragen von insgesamt vier Schulen gehabt. Neben den Gymnasien in Stadtroda und Eisenberg waren das Regelschulen in Pößneck und Lobenstein gewesen“, berichtet Veronika Walther-Koch.

Ihres Erachtens wäre es gerade in Zeiten wie diesen wichtig, die Projekttage unter Einhaltung strenger Hygieneregeln stattfinden zu lassen. „Die Schüler sind psychisch hoch sensibilisiert“, weiß Veronika Walther-Koch, die eine Enkelin im Schulalter hat. Das Home Schooling überfordere viele Familien, gerade dann, wenn mehrere Kinder auf engstem Raum lernen müssten. „Die Eltern sind genervt, die Kinder sind genervt“, so die Erfahrung der Regionalgruppenleiterin. Gerade daraus ergebe sich ein „besonderer Bedarf, wieder an die Schulen zu gehen“, so ihre Einschätzung.

„Für die Kinder und Jugendlichen ist diese Zeit zum einen schlimm, weil sie ihre Mitschüler kaum sehen, zum anderen, weil viele auf engstem Raum den ganzen Tag aufeinander hocken. Sie sind somit viel häufiger Konflikten ausgesetzt, vermissen ihre Mitschüler und können sich teilweise ihren Mitschülern nicht mitteilen“, erklärt sie. Schülerinnen und Schülern, die in seelische Krisen geraten und Rat benötigen, bietet die Regionalgruppenleiterin daher an, mit ihr per Mail (vw-walther-koch@web.de) sowie per Festnetz  (036426 – 50224) in persönlichen Kontakt zu treten.

Im Rahmen der Projekttage arbeiten Schüler seelische Probleme auf - teilweise spielerisch, teilweise mit Fragen verbunden. Sie erhalten kleine Ratgeber mit wichtigen Telefonnummern von Stellen, an die sie sich bei Bedarf wenden können. Im Rahmen von „Verrückt? – Na und!“ lernen Lehrer ihre Schüler auch von anderen Seiten kennen. „Das fehlt jetzt leider ganz“, bedauert Veronika Walther-Koch.

Den Kindern und Jugendlichen fehle im Home Schooling oft die Struktur. Selbst die Schüler, die sonst ungern zur Schule gingen, sehnten sich dorthin zurück. „Meines Wissens ist es wirklich so, dass die Schüler einfach wieder an die Basis zurückwollen“, sagt Veronika Walther-Koch.

„Wir als Regionalgruppe stehen in den Startlöchern“, betont sie. Die Videokonferenz sei eine gute Vorbereitung für die Zeit nach dem Lockdown. Die einzelnen Mitstreiter, die in der Zweischenzeit nur per WhatsApp Kontakt gehabt hätten, können so in Austausch treten. Wichtig sei es auch, zu hören, wie es den Experten in eigener Sache gehe, deren psychische Probleme durch die Corona-Krise oft verstärkt würden.

Die Koordinatorin ist auch besorgt, „dass das, was wir uns seit 2012 aufgebaut haben, im Zuge des Lockdowns ganz schnell zerfliegt.“ Daher ist die Videokonferenz wichtig, um in Kontakt zu halten. Auch mit ehemaligen Mitgliedern, wie Burkhild Kalbe, die nach Hessen gezogen ist und sich in Frankfurt einer Regionalgruppe angeschlossen hat. Oder mit neuen Mitstreitern, wie jener jungen Frau, die Sozialpädagogik studiert hat und nach Absolvierung eines Ausbildungsworkshops nun auch als Fachexpertin fungieren kann.

„Unser thüringenweites Regionaltreffen mussten wir im vorigen Jahr wegen Corona zwar absagen, wir hoffen aber, dass das diesjährige im November in Nordhausen stattfinden kann“, sagt sie.

Kontakt:

Asklepios Fachklinikum Stadtroda
Koordinatorin Regionalgruppe Saale-Holzland-Kreis
Tel.: (036426) 50224
E-Mail: vw-walther-koch@web.de

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