Jenseits der Sprache

Die versteckte Kraft hinter den Worten steht im Mittelpunkt der Psychotherapie-Fachtagung am 7. März am Asklepios Fachklinikum Stadtroda.

„Wenn wir sprechen, gibt es etwas in uns, das die Worte so aneinanderfügt, damit sie unseren Gedanken entsprechen. Dabei haben wir das Gesprochene nicht vorgedacht, sondern sprechen unmittelbar, quasi improvisiert“, pointiert Dr. Uwe Wutzler, Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin am Asklepios Fachklinikum Stadtroda.

Was aber ist das, das uns sprechen lässt und von welchen Bedingungen und Umständen wird es beeinflusst? „Hinter den Worten offenbart sich eine Kraft, die uns mit der Gemeinschaft und der Welt verbinden möchte“, erklärt Dr. Wutzler. Die Frage nach jener Kraft, die insbesondere jenseits der Sprache deutlich wird,  also in verborgenen Wünschen, körperlichem Befinden oder in einer bestimmten Atmosphäre, steht im Mittelpunkt der gemeinsamen Fachtagung des Thüringer Weiterbildungskreises für Psychotherapie und Tiefenpsychologie e.V. und der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Asklepios Fachklinikum Stadtroda. Die Tagung richtet sich an Fachärzte und medizinisches Fachpersonal und wird von der Landesärztekammer als Fortbildungsveranstaltung zertifiziert.

Unter der Überschrift „Jenseits der Sprache“, steht die diesjährige Fachtagung, die am Samstag, 7. März, ab 9 Uhr, im Felsenkellersaal des Asklepios Fachklinikums stattfindet. „Wir wollen unsere Tagung dazu benutzen, uns mit dieser versteckten Kraft aus verschiedenen Perspektiven zu beschäftigen“, kündigt Chefarzt Wutzler an. Es sind dies die Perspektive der Beziehung zur Welt, die Perspektive der Gruppentherapie und die Perspektive des Körpers. Diese unterschiedlichen Perspektiven werden am Vormittag in Referaten vorgestellt, zu denen dann am Nachmittag Seminare stattfinden.

Der Perspektive der Beziehung zur Welt widmet sich Dr. Jens Bejan vom Institut für Erziehungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena in seinem Vortrag „Resonanzen – Phänomene in Gruppen für die psychische Entwicklung“. Mit der uns umgebenden Welt sind wir bestenfalls durch resonante Momente verbunden, also durch Momente des „Widerhalls“ im Sinne eines wechselseitigen Antwortens, Erreichens und Berührens.

Solche Momente sind Kennzeichen einer gelingenden Weltbeziehung. Eine defizitäre Weltbeziehung hingegen ist gekennzeichnet durch Entfremdung, die zurückweisend, abwehrend und feindlich, aber auch gleichgültig, nichtssagend und schweigend sein kann.

Die Perspektive der Gruppentherapie ist das Thema der Berliner Psychoanalytikerin und Gruppenanalytikerin Kathrin Albert. Die Vorsitzende des Berliner Instituts für Gruppenanalyse beschäftigt sich in ihrem Vortrag „Kreative Übersetzungsarbeit in therapeutischen Gruppen“ mit der Mehrdeutigkeit von Sprache.


Nicht selten nämlich stellt sich heraus, dass wir selbst dann, wenn wir scheinbar dieselbe Sprache sprechen, das gemeinsam Gehörte unterschiedlich „übersetzen“ – und es nicht einmal bemerken. Für die Gruppentherapie stellt sich daher die Frage, wie es gelingen kann, die Patienten zu ermutigen, ihre persönliche Übersetzung ans Licht zu bringen und wie sich gleichzeitig aus individuellen Übersetzungen Gemeinsamkeiten ergeben können.

Nach der Perspektive des Körpers, der bekanntlich mit einer Geste mehr sagen kann als tausend Worte, fragt Dr. Manfred Thielen. „Körperpsychotherapie und ihr Zugang zu unbewussten Körperprozessen“ ist der Vortrag des Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Körperpsychotherapie überschrieben.

Die Körperpsychotherapie, die Mitte der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts durch Wilhelm Reich (1897 – 1957) begründet wurde, hat sich von Beginn an damit beschäftigt, wie sich abgespaltene, verdrängte Affekte und Gefühle im Körper repräsentieren.

Kontakt:

Dr. Uwe Wutzler
Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin
Vorsitzender des Thüringer Weiterbildungskreises e.V.
Tel.: (036428) 561234
E-Mail: u.wutzler@asklepios.com

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