Neu: Kommunikation zwischen Pflegekräften wird jetzt nach US-Navy-Konzept verfeinert

Eine optimale Verständigung zwischen Pflegekräften über Abläufe im Klinikalltag, die umfassende Dokumentation und fokussierte Weitergabe von klinischen Informationen über Patient:innen ist extrem wichtig – dies gehört gerade bei der „Übergabe“ von Patient:innen beim Schichtwechsel der Mitarbeiter:innen schon immer zum Repertoire der kompetenten Fachpflegekräfte in der Asklepios Klinik Schildautal Seesen. Jetzt verfeinert die Klinik den entsprechenden Pflege-Prozess noch weiter. Dazu wird nun das sogenannte „SBAR-Schema“ etabliert, „SBAR“ steht für ein Konzept von strukturierten Kommunikationsabläufen bei der Krankenversorgung, das ursprünglich aus dem Militärbereich stammt. Es wurde einst in der US-Navy entwickelt, beispielsweise für sensible Einsätze auf Flugzeugträgern, wo eine Kommunikation besonders wichtig ist.

SBAR: Das neue Kommunikations-Tool soll die strukturierte Übergabe bei Pflegekräften von Patient:innen erleichtern und die Patientensicherheit erhöhen

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Freuen sich über das neue Kommunikationskonzept „SBAR“, das die Kolleg:innen auch als handliche Karte in Kittelgröße immer dabei haben können: v.l. Ramona Müller, Maurice Kuchert, Reiner Noelle (Pflegedirektor) und Madeleine Hoffmann © Asklepios

 

Entscheidend ist dabei eine prägnante schnelle Weitergabe von relevanten Informationen, auf das Wesentliche beschränkt. Das neue Kommunikations-Tool soll so die strukturierte Übergabe   bei Pflegekräften von Patient:innen erleichtern und die Patientensicherheit erhöhen.

 

Das Verfahren ist bewährt: Bereits in den 1960-er Jahren erkannte die US-Navy, dass eine klare Kommunikation in kritischen Bereichen essenziell ist. Nur durch die gesicherte Weitergabe festgelegter Informationen war gewährleistet, dass sensible Prozesse an Bord von Atom-U-Booten oder Flugzeugträgeren optimal ausgeführt wurden. Solche Hochrisiko-Einsätze verlangen eine klare Kommunikation, um Fehler und schwere Zwischenfälle zu vermeiden. Daher beschäftigte sich die US-Navy damals mit Übertragungsfehlern bei kurzen Absprachen in der Crew. Eine einheitliche „Sprache“ in Form eines knappen Protokolls zur Übermittlung von Informationen brachte seinerzeit Abhilfe – Mitteilungen wurden fortan nach dem sogenannten „SBAR-Schema“ in vier Schritte gegliedert. Das lässt sich inhaltlich gut auf den Klinikalltag übertragen.

 

Das bedeutet das SBAR-Konzept als Instrument der gesicherten kurzen Weiterleitung von knappen Informationen im Detail:

 

S   steht für Situation („Was ist geschehen?) Die Pflegekraft beschreibt hier komprimiert den aktuellen Zustand des Patienten, mit knappen Daten, beispielsweise zu Bewusstseinszustand, Vitalzeichen. Die wichtigsten Vitalzeichen des Menschen sind Atmung und Herztätigkeit.

 

B   steht für Background (Hintergrund, „wie ist die Vorgeschichte?“) Hier geht es um weitere Informationen, etwa um den Grund des aktuellen Aufenthaltes, um wesentliche Vorerkrankungen und wichtige Stationen im Verlauf.

 

A  steht für Assessment (Bewertung, Einschätzung), es geht um die Gesamtsituation, zum Beispiel sich verändernde oder bedeutsame Parameter beim Patienten

 

R   steht für Recommendation (Empfehlung, „was ist gegebenenfalls zu tun?“)

 

 

„In Krankenhäusern sind die Alltags-Prozesse natürlich anders als beim Militär, aber nicht weniger sensibel. Hier geht es um das Wohlergehen unserer Patient:innen, bisweilen sogar um Leben und Tod“, sagt Pflegedirektor Reiner Noelle.  „Die in dieser Form strukturierte Übergabe nach dem SBAR-Schema ist für uns ein weiterer Meilenstein in der Professionalisierung der Pflege in unserer Klinik.“ Und weiter: „Mit einer verbesserten Übergabe können wir die Kontinuität in der Pflegequalität noch effektiver sicherstellen, damit keine wichtigen klinischen Informationen verloren gehen.“

 

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt in der Krankenhauskommunikation die Anwendung des SBAR-Schemas in der Patienten-Übergabe. So ist es kein Wunder, dass diese Maßnahmen schon in vielen Bereichen des Gesundheitswesens Einzug gehalten haben, etwa im Rettungsdienst oder in den Notaufnahmen.

 

Pflegedirektor Noelle: „SBAR leitet dazu an, deutliche, knappe Botschaften zu geben, statt in ausschweifender Form über Patient:innen zu berichten. Aus diesem Grund benötigt eine Kommunikation nach SBAR weniger Zeit als die unstrukturierte, spontane Kommunikation und ist dennoch vollständig.“ Die vier Module bei SBAR lassen sich üblicherweise in wenigen Minuten abhandeln.

 

Noelle weiter: „Für die Anwendung in der Krankenpflege haben wir das SBAR-Schema etwas an die speziellen Bedürfnisse angepasst. Jede Fachpflegekraft in unserer Klinik erhält eine SBAR-Karte für die Kitteltasche, in der die Inhalte für die Übergabe aufgelistet sind. Dies ist gerade zu Beginn der Einführung eine sehr gute Unterstützung.“

 

Damit auch in Zukunft die Anwendung der strukturierten Übergabe gesichert ist, lernen auch schon die Auszubildenden im Asklepios Bildungszentrum Seesen die SBAR-Übergabe kennen.

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