Deutscher Lebertag am 20. November - Risikopatienten sollten Leberwerte prüfen lassen

Lebererkrankungen sind weit verbreitet und die Dunkelziffer ist hoch. Etwa fünf Millionen der deutschen Erwachsenen leiden an einer chronischen Lebererkrankung, die bei Männern im mittleren Lebensalter inzwischen sogar die dritthäufigste Todesursache ist.

Huber
Dr. med. Jürgen Huber (Facharzt für Innere Medizin/Intensivmedizin, Oberarzt Klinik für Innere Medizin)

Mehr als 10 Millionen der deutschen Erwachsenen haben erhöhte Leberwerte und damit auch ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Lebererkrankung. Bei früher Diagnose und rechtzeitiger Therapie könnten Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs in vielen Fällen verhindert werden, weshalb insbesondere Risikopatienten mit Übergewicht und Adipositas, chronischem Alkoholkonsum oder einer bereits bestehenden Lebererkrankung ihre Leberwerte regelmäßig überprüfen lassen sollten, empfiehlt Dr. Huber, Oberarzt der Abteilung für Innere Medizin an der Asklepios Klinik Lich, der auf ein Vierteljahrhundert Erfahrung in der Diagnostik und  Behandlung von Lebererkrankungen zurückblicken kann, anlässlich des Deutschen Lebertages am 20. November.

 

Die Leber leidet stumm

Die kranke Leber leidet meist stumm und meldet sich kaum zu Wort. Viele Lebererkrankungen verlaufen insbesondere im frühen Krankheitsstadium unbemerkt ganz ohne Symptome oder mit unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit, Übelkeit, Völlegefühl oder Oberbauchschmerzen. Die Leber verfügt über eine einzigartige erstaunliche Regenerationsfähigkeit, so dass bereits ein  Drittel der (gesunden) Leber zum Überleben ausreicht. Jedoch kommt es bei einer dauerhaften chronischen Schädigung ohne entsprechende Therapie in vielen Fällen zur Vernarbung und langsamen Zerstörung des Lebergewebes mit Entwicklung einer Leberzirrhose und den gefürchteten Spätfolgen bis hin zum Leberzellkarzinom, so dass oftmals nur eine Lebertransplantation als einzige Therapieoption für die Patienten bleibt.

 

Frühe Diagnose ist entscheidend

Dabei könnten bei frühzeitiger Diagnose zahlreiche Lebererkrankungen wirksam behandelt oder sogar geheilt werden. Durch eine adäquate antivirale Therapie der Hepatitis B lässt sich z.B. das Voranschreiten der Erkrankung über viele Jahre und Jahrzehnte zuverlässig kontrollieren. Das Hepatitis C-Virus kann mit der neuen, seit 2014 verfügbaren Interferon-freien oralen DAA-Therapie sogar komplett eliminiert werden, erläutert Dr. Huber, der 2003 assoziiertes Mitglied im „Kompetenznetz Hepatitis“ wurde und seit 2008 assoziierter Arzt der aus dem Kompetenznetz Hepatitis hervorgegangenen „Deutschen Leberstiftung“ ist. Es handelt sich hier um ein Netzwerk von Experten aus verschiedenen Bereichen, die sich mit der Leber und den Erkrankungen der Leber beschäftigen, um die Heilungschancen und die Lebensqualität von Erkrankten zu verbessern. Durch ständig aktualisierte Informationen über die neuesten Studienergebnisse und Entwicklungen ist es möglich, stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben.

 

Volkskrankheit Fettleber

Die am weitesten verbreitete Lebererkrankung in Deutschland mit der Dimension einer „Volks- und Wohlstandskrankheit“ ist die Fettlebererkrankung. Die „Nicht-Alkoholische Fettleber“ betrifft ca. 30% der Bevölkerung mit weiter ansteigender Tendenz und beruht auf der fatalen Kombination von Adipositas/Übergewicht, unausgewogener, kohlenhydratbetonter Überernährung und Bewegungsmangel. Die Verfettung der Leberzellen bei der „Alkoholischen Fettleber“ (AFL) kommt hingegen  übermäßigem Alkoholkonsum, wobei für Frauen ca. 10 Gramm Alkohol pro Tag als unschädlich für die (gesunde) Leber gelten, was ca. 0,3 l Bier oder einem Achtel Liter Wein entspricht. Bei Männern liegt der Grenzwert bei 20-30 Gramm Alkohol pro Tag. Liegen weitere Risikofaktoren wie Diabetes mellitus oder eine Fettstoffwechselstörung vor, wird die Entwicklung einer Fettleber zusätzlich begünstigt. In Deutschland findet man bei inzwischen mehr als zehn Millionen Menschen eine Fettleber aufgrund einer Insulinresistenz und eines Diabetes mellitus. Umgekehrt kann aber auch die Fettleber zu einem Diabetes führen. Fettleberpatienten haben ein um 75% erhöhtes Risiko für einen Typ-2-Diabetes, ein 3,3-fach erhöhtes Herzinfarkt- und ein 3,8-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko.

 

Was ist zu tun? Kontrolle der Leberwerte

Das Ziel muss sein, Lebererkrankungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln, um Spätfolgen wie die Leberzirrhose samt Komplikationen und  einem Leberzellkarzinom zu verhindern. So kann sich die Fettleber vollständig  zurückbilden, wenn die Auslöser rechtzeitig erkannt und ausgeschaltet werden. Ein weiteres Beispiel ist die Hämochromatose („Eisenspeicherkrankheit“), die häufigste genetische Lebererkrankung, bei der über Jahre und Jahrzehnte so viel Eisen im Körper gespeichert wird, dass es schließlich zur Schädigung von Organen einschließlich der Leber kommt. Bei frühzeitiger Diagnose ist die Entwicklung einer Leberzirrhose leicht zu vermeiden, indem der erhöhte Eisengehalt im Körper allein durch regelmäßige Aderlässe abgesenkt und dann kontrolliert auf einem normalen Niveau gehalten wird. Häufige Ursachen erhöhter Leberwerte sind bekanntlich auch Medikamente wie  z.B. Paracetamol, Schmerzmittel und Antibiotika. Hinsichtlich der regelhaft aufkommenden Frage nach einem eventuellen  Zusammenhang  zwischen einem  bestimmten  Medikament und  einer  aufgefallenen,  bisher bei  diesem  Medikament  jedoch nicht  beschriebenen  Erhöhung der Leberwerte  bleibt für Huber  die  Erkenntnis, dass er jedem Medikament alles zutraue.

 

Einfachster Such-Test zur Früherkennung einer Leberschädigung ist die Bestimmung der Leberwerte, vor allem der Transaminasen GPT (ALT) und GOT (AST), wobei der GPT eine größere Bedeutung zukommt als der GOT. Kurzzeitig und geringfügig erhöhte Leberwerte können Zeichen einer Infektion oder einer Überlastung durch Gifte sein. Sind die Transaminasen jedoch über Wochen und Monate um mehr als das 3-fache erhöht oder steigen womöglich kontinuierlich an, ist eine Ursachenabklärung angezeigt.

Kontakt

Patricia Rembowski
Projektkoordination und Personalentwicklung
Asklepios Klinik Lich GmbH
Goethestraße 4
35423 Lich
Tel.: 06404 / 81-790
Email: p.rembowski@asklepios.com

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