Nach schwerem Arbeitsunfall: Team der Handchirurgie rettet elementare Finger in elfstündiger OP

In einem komplexen Eingriff konnten am Asklepios Klinikum Harburg erstmals abgetrennte Finger mit kompletter Gefäßrekonstruktion replantiert werden

Bild: Handchirurgieteam nach OP
Nach dem Verbandswechsel: Patient Axel J. (Mitte) mit Operateur und leitendem Oberarzt Dr. Vladan Crnogorac (rechts) und Chefarzt Dr. Jörg Elsner.

Hamburg, 21. März 2016. Rettung in letzter Sekunde: Nachdem bei einem nächtlichen Arbeitsunfall die linke Hand von Axel J. zwischen Schiff und Kaimauer eingequetscht wurde, wurde er gerade noch rechtzeitig in die Notaufnahme des Asklepios Klinikums Harburg geliefert. Die linke Hand war massiv gequetscht, Zeige- und Mittelfinger abgetrennt: Ein komplizierter Notfall für das Team der Plastischen, Rekonstruktiven und Handchirurgie des Krankenhauses, denn bei derartigen Gewebeverletzungen ist Zeit ein wesentlicher Faktor. In einer insgesamt elf Stunden dauernden mikrochirurgischen OP hat das handchirurgische Expertenteam beide Finger erfolgreich replantieren können.

Nach dem ersten Verbandswechsel ist Axel J. sichtlich erleichtert: Das Team um Oberarzt Dr. Vladan Crnogorac hat ganze Arbeit geleistet und die beim Unfall abgetrennten Finger in chirurgischer Feinarbeit wieder angenäht. Dass das nicht selbstverständlich war, weiß der 59jährige: „Feuerwehr und Rettungsdienst hatten Probleme, mich vom Unfallort zu bergen. Wir waren auf dem Wasser und der Unfallort einigermaßen unzugänglich. Hinzu kam die Schwere meiner Verletzung, die mich in der Mobilität eingeschränkt hat. Ich bin kurz vor knapp in der Harburger Notaufnahme angekommen, wo die Ärzte sich gleich gekümmert haben. Für die perfekte Arbeit bin ich allen Rettern sehr dankbar."

Quetschamputationen haben von allen Unfallarten die ungünstigste Prognose, denn dabei werden nicht nur Körperteile abgetrennt, sondern auch Gefäße großflächig zerstört. Bei einer Replantation werden die Teile des Fingers Schritt für Schritt wieder zusammengenäht: Blutgefäße ebenso wie Nerven. In der hochkomplexen Notoperation hat Dr. Crnogorac unter dem Mikroskop die verletzten Areale mit Gefäßüberbrückungen des Unterarms versorgt. Trotz dieses erschwerenden Umstandes ist die Replantation bei Axel J. erfolgreich verlaufen.

Körperfunktion erhalten

„Für uns Handchirurgen ist neben der eigentlichen Verletzung auch immer wichtig, welchen Beruf oder welche Hobbys das Unfallopfer ausübt. In diesem Fall gehen wir zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass unser Patient wieder in seinen Beruf als Seemann zurückkehren kann. Um die Funktion der Hand zu erhalten, benötigt man insbesondere auch den Zeigefinger. Wir freuen uns, dass wir nun im Raum Süderelbe eine handchirurgische Notfallversorgung auf höchstem Niveau und rund um die Uhr anbieten können", erläutert der erfahrene Handspezialist.

Da Nerven nur langsam wachsen, wird es noch rund drei Monate dauern, bis Axel J. sicher sein kann, dass seine Hand wieder voll funktionstüchtig ist. Im Anschluss an den Klinikaufenthalt geht es für ihn zunächst in die Reha, um dort Muskeln und Motorik zu trainieren.

Über die Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Handchirurgie

Seit 2014 verfügt das Asklepios Klinikum Harburg über eine eigene Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Handchirurgie. Als standortübergreifende Abteilung an den Kliniken Pressemitteilung

Harburg und St. Georg werden hier Eingriffe durchgeführt, welche die Körperform und sichtbare Störungen der Körperfunktionen wiederherstellen und verbessern. Vorwiegend sind dies Folgen von Krankheit, Trauma und angeborenen Anomalien sowie altersbedingte Veränderungen. Seit Ende des vergangenen Jahres bietet die Abteilung von Chefarzt Dr. Jörg Elsner zudem eine Spezialsprechstunde für wiederherstellende Chirurgie bei Kriegsversehrten an.

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