Ringvorlesung 2.6: Kardiologie

Prof. Dr. med. Stephan Willems, Chefarzt Kardiologie und Internistische Intensivmedizin in der Asklepios Klinik St. Georg, hat am 31. März im Rahmen der Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence am ACH die räumliche Nähe zum Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH) für einen Vortrag im hybriden Format genutzt.

Dr. med. Gerian Grönefeld
PD Dr. med. Gerian Grönefeld, Chefarzt Kardiologie, AK Barmbek © Asklepios

Zunächst stellte sein Kollege PD Dr. med. Gerian Grönefeld, Chefarzt Kardiologie in der Asklepios Klinik (AK) Barmbek und Fachverantwortlicher Dozent am ACH für Kadiologie, den ACH Studierenden den Referenten des Abends vor. Seit 2019 leite Prof. Dr. med. Stephan Willems die Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin im AK St. Georg, wo er vor mehr als 30 Jahren seine berufliche Karriere als Herzspezialist begonnen habe. An ihm bewahrheite sich einmal mehr die Erfahrung, dass sich bei Medizinerinnen und Medizinern häufig der Kreis schließe, wenn sie als Chefärzt:innen an den Ort der ersten Assistenzärzt:innenstelle zurückkehrten. Der Kardiologe, der Krankenbett und Hörsaal dem Schreibtisch vorziehe, sei wissenschaftlich ausgesprochen aktiv, besonders auch in Zusammenarbeit mit der Klinik-internen Forschungseinrichtung ASKLEPIOS proresearch. Deren Leiterin, Dr. med. Nele Geßler, zugleich Oberärztin bei Prof. Willems, war ebenfalls zu der Ringvorlesung erschienen. Mit dem Satz „Ich freue mich auf eine Vorlesung, von der ich hoffe, dass ich auch noch etwas lerne“ übergab Dr. Grönefeld das Wort an den Referenten. 

„Je früher die Ablation, desto höher der Therapie-Erfolg“

Prof. Dr. med. Stephan Willems
Referent Prof. Dr. med. Stephan Willems, Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, AK St. Georg © Asklepios

Temporeich und spürbar mit großer Begeisterung für sein Fach führte Prof. Willems in die Themen des Exzellenzzentrums ein. Zuvor schilderte er seinem Auditorium im Hörsaal und an den Bildschirmen, warum sein Herz so sehr für die Kardiologie schlage und welches die Momente und Menschen waren, die in seinem eigenen beruflichen Werdegang entscheidende Weichen gestellt und ihn zu seinem jetzigen Fach gebracht hätten. Aktuell treibe ihn und sein Team vor allem das große Thema Herzrhythmusstörungen und besonders das Vorhofflimmern als deren häufigste Form um. Daher legte der Referent den Fokus der Vorlesung auch auf diese Volkskrankheit, die durch den demographischen Wandel und eine häufige Fehlernährung in den letzten Jahren deutlich zugenommen habe. Risikofaktoren seien dabei vor allem das Alter (>50), außerdem Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Übergewicht, koronare Herzkrankheiten, eine arterielle Hypertonie oder auch eine genetische Disposition. „Je früher ein Vorhofflimmern erkannt und behandelt wird, desto eher kann eine Schwächung des Herzens als lebensbedrohliche Folge abgewendet werden“, so Prof. Willems. Früher sei in der Regel versucht worden, das Flimmern medikamentös in den Griff zu bekommen. Heute zeige eine Behandlung mittels einer Katheterablation, also der elektrischen Isolation der Lungenvenen, den größten Therapieerfolg. In St. Georg komme mit der sogenannten Pulsed-Field-Ablation (Lösung mittels kurzer pulsierender Stromstöße) ein innovatives Ablationsverfahren erfolgreich zum Einsatz.

Grundsätzlich habe in der Kardiologie ein Paradigmenwechsel in Richtung einer frühzeitigen Erkennung und einer umfassenden sowie effektiven Behandlung stattgefunden mit dem Ziel, den Rhythmus nachhaltig wieder in den Takt zu bringen und im Takt zu halten. „Der alte Satz „Lasst doch den Flimmerer flimmern“ ist für uns kein Prinzip mehr. Heute wissen wir: Je früher die Ablation, desto höher der Therapie-Erfolg. Darüber hinaus belegen neue wissenschaftliche Daten, dass mit der frühen Rhythmuskontrolle nicht nur die Beschwerden der Patient:innen gebessert werden, sondern auch prognostisch relevante Endpunkte wie zum Beispiel das Auftreten eines Schlaganfalls signifikant reduziert werden.“

Interdisziplinär und interventionslastig

Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence am ACH

Anhand eines Fallbeispiels erklärte Prof. Willems den Studierenden das „CC to ABC“-Schema als Praxis-Leitlinie für das Management von Vorhofflimmern. „Atrial fibrillation Better care“ beinhalte zunächst die Prophylaxe von Schlaganfällen (Avoid Stroke), „Better symptom control“ beschreibe die Notwendigkeit, Symptome und Lebensqualität zu bestimmen und ggf. rhythmuserhaltende Therapien mit Medikamenten oder Katheterablationen einzuleiten. „Comorbidity optimisation“ umfasse das Management der oben genannten Risikofaktoren.

Für die Behandlung der Patient:innen mit den unterschiedlichsten Herzerkrankungen und Symptomen arbeitet im Herz- und Gefäßzentrum in der AK St. Georg die Kardiologie eng mit der Herzchirurgie, der Gefäßchirurgie und der Angiologie sowie der Neurologie und Neuroradiologie zusammen. „Im kardiovaskulären Interventionsbereich verschmelzen quasi Herzchirurgie und Kardiologie zu einem verzahnten und vernetzten Bereich“, beschreibt Prof. Willems das Asklepios Exzellenzzentrum. „Bei uns handelt nicht etwa eine Person oder ein Team, sondern dieses Zentrum ist eine sehr interdisziplinäre Angelegenheit mit einem interventionellen Fokus und einem ganzheitlichen Ansatz. Dabei sind besonders die kurzen Wege am Standort von Vorteil. Bei 90 Prozent der Patient:innen, bei denen ein Gefäß verschlossen ist, kann dieses innerhalb von einer Stunde wieder geöffnet werden.“

Am Ende seines Vortrags kam der Kardiologe noch auf einen Schwerpunkt seines Gefäß- und Herzzentrums zu sprechen: die Forschung. Sein erklärtes Ziel sei es, quasi zu jedem Patienten die passende Studie zu haben oder aufzulegen. Derzeit liefen bei ASKLEPIOS proresearch aus seinem Bereich 60 klinische Studien. Aktuell starte im Frühjahr 2022 eine randomisierte Studie zu Patient:innen mit einem bereits länger existierenden Vorhofflimmern. Mit der Einladung an die ACH Studierenden, sich an dieser und allen weiteren Studien zu beteiligen und im benachbarten Herz- und Gefäßzentrum zu famulieren, beendete Prof. Willems die sechste Veranstaltung im zweiten Durchlauf der Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence am ACH.

Fortgesetzt wird sie am 7. April von Prof. Dr. med. Heiko Graichen vom Asklepios Center of Excellence Endoprothetik in Lindenlohe.

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