„Es ist ein gutes Gefühl, helfen zu können, die Pandemie zu bekämpfen“

Nur wenige Monate nach ihrem Examen hat dr. Jana Bertels, Alumna des Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH), die Leitung des Labors im Impfzentrum in den Hamburger Messehallen übernommen.

Jana Bertels
ACH Alumna dr. Jana Bertels leitet seit Ende Dezember das Labor im Impfzentrum in den Hamburger Messehallen.

Eigentlich sahen ihre Pläne nach ihrem Examen im Sommer 2020 ganz anders aus: Nicht direkt mit der Facharztausbildung anfangen, erst einmal ein halbes Jahr Zeit nehmen, um die Doktorarbeit zu Ende schreiben, bevor die Suche nach einer Assistenzärztinnenstelle in der Dermatologie beginnen sollte. Der Zufall wollte es anders: dr. Jana Bertels zögerte nicht lange, als Ende November Medizinerinnen und Mediziner für das Impfzentrum in den Hamburger Messehallen gesucht wurden. „Die Aufgabe hat mich sofort gereizt. Eigentlich hatte ich mir meine erste Stelle einmal ganz anders vorgestellt. Aber mir war klar: Das ist sowohl von der Größe als auch von den Maßnahmen her ein – hoffentlich - einmaliges Projekt“, beschreibt die 26-Jährige ihre Motivation.

Die Zusage kam entsprechend kurzfristig, da das Zentrum planmäßig Ende Dezember seine Tore öffnen sollte. Seither ist die ACH Alumna eine von rund 1000 Medizinerinnen und Mediziner, die täglich gemeinsam und in ungewöhnlich flachen Hierarchien die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass mittlerweile täglich tausende Hamburgerinnen und Hamburger ihre Erst- oder Zweitimpfung gegen Covid-19 erhalten. „Hamburgs größter Ärztetreff“ titelte das Hamburger Abendblatt dann auch Anfang März – kein Wunder, dass die Wahl der Interviewten auf Jana Bertels fiel, die als eine der Jüngsten im Ärzteteam von der ersten Minute an eine verantwortungsvolle Aufgabe übertragen bekommen hatte. Die Geschichte dahinter beschreibt sie so: „Ich hatte eigentlich damit gerechnet, direkt als Impfärztin eingesetzt zu werden. Aber es kam wieder anders: Bei meiner eintägigen Einarbeitung im Dezember fragte mich der zuständige Koordinator des Impfzentrums kurzerhand, ob ich mir direkt die Laborleitung zutrauen würde. Und da das spannend klang, habe ich einfach zugesagt – und es nicht bereut.“

Mehr als 7000 Impfdosen täglich

Impfzentrum Hamburg
Mehr als 7000 Menschen erhalten in Spitzenzeiten in den Hamburger Messehallen ihre Covid-19-Impfung.

Als Laborleiterin ist sie seither für die Ausbildung der sogenannten Herstellerinnen und Hersteller zuständig. Sie zeigt ihnen, wie die unterschiedlichen Impfdosen je nach Impfstoff aus den entsprechenden Komponenten bzw. Rohimpfstoffen in den typischen Glasbehältnissen (sogenannte „Phiolen“) gemischt und der Inhalt anschließend für den sofortigen Einsatz auf Spritzen aufgezogen wird. Waren es anfangs noch rund 500 Impfungen am Tag, ist die Frequenz mittlerweile auf mehr als 7000 an den Ostertagen angestiegen. Entsprechend mehr Impfdosen müssen täglich hergestellt, koordiniert, verwaltet, verteilt und dokumentiert werden. Und entsprechend ist dadurch auch das Team an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen, das Jana Bertels anleitet.

Ein besonders einschneidendes Ereignis in den vergangenen Wochen war auch für sie die sehr kurzfristige politische Entscheidung, von jetzt auf gleich sämtliche AstraZeneca-Impfungen auszusetzen: „Die Nachricht erreichte uns gegen 16 Uhr, als viele Menschen vor Ort auf ihre Impfungen warteten. Zum Glück konnten wir für den Tag noch genügend BioNTech-Dosen zumindest für die Erstimpfungen einsetzen und mussten so niemanden nach Hause schicken“, schildert Jana Bertels den Moment, in dem sie ihre Entscheidungskompetenz unter Beweis stellen musste. Alles in allem sei es für sie einfach ein gutes Gefühl, dabei zu helfen, die Pandemie zu beenden. „Wie alle anderen sehne auch ich mich nach Normalität“, gesteht die junge Ärztin. Wann diese kommt, hängt in erster Linie vom weiteren Impftempo ab – sowohl in den Messehallen als auch neuerdings in den Hausarztpraxen. Ein zeitlicher Hoffnungsschimmer könnte das vorläufige Ende ihres Vertrages sein, das auf Ende Juni terminiert sei. Vielleicht sei tatsächlich dann auch wieder ein Stück Normalität möglich.

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