StuPoli Hamburg feiert drittes Jubiläum: "Jeder Mensch verdient Hilfe"

Vor drei Jahren haben Studierende vom Asklepios Campus Hamburg (ACH) die sogenannte Studentische Poliklinik (StuPoli Hamburg), eine kostenlose Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung, eröffnet. Das dreijährige Jubiläum ist verbunden mit dem Wunsch, die Einrichtung noch bekannter zu machen.

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In Corona-Zeiten werden die Patientinnen und Patienten durch das geöffnete Fenster des Sprechzimmers medizinisch versorgt.

Woche für Woche bieten die Medizinstudent:innen vom Asklepios Campus Hamburg (ACH) der renommierten Semmelweis Universität (Budapest) in der StuPoli Hamburg eine kostenlose und niedrigschwellige allgemeinmedizinische Sprechstunde vor allem für Menschen ohne Krankenversicherung an. Diese findet seit Ende Febuar 2018 immer freitags von 14 bis 16 Uhr in der StuPoli Hamburg statt. Angesiedelt ist sie in der Sozialeinrichtung „CaFée mit Herz“ im Gesundheitszentrum St. Pauli. Auch in Zeiten von Corona werden dort durch das geöffnete Fenster des Sprechzimmers Obdachlose und andere versicherungslose oder hilfsbedürftige Menschen behandelt.

Fast ein Drittel besucht die Sprechstunde regelmäßig

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Im Schnitt 12 Patientinnen und Patienten suchen pro Freitag die kostenlose medizinische Sprechstunde auf.

Pro Woche nutzen im Schnitt 12 Patient:innen ohne Krankenversicherung dieses Angebot. Sie kommen laut einer aktuellen Patientenerhebung aus mehr als 30 unterschiedlichen Ländern – von Deutschland über Polen bis Marokko oder Afghanistan. Der Grund ihres Besuches sind internistischer oder chirurgischer Natur - Erkrankungen oder auch Wunden, die akut oder bereits chronisch sind, von einer Bronchitis oder Hauterkrankungen bis zu einem sogenannten Diabetischen Fuß als Folge schlecht eingestellter Blutzuckerwerte. Die Verhältnisse auf der Straße und besonders die aktuelle Kälte verstärken oft die Symptome. Fast ein Drittel der Patientinnen und Patienten besuchen die Sprechstunde regelmäßig, da sie für Krankheiten wie Bluthochdruck oder Insulinmangel oft auch verschreibungspflichtige Medikamente benötigen. Die künftigen Ärzt:innen übernehmen dabei nicht nur die Akutversorgung und geben Medikamente aus, sondern empfehlen bei schwereren Erkrankungen auch mal eine Krankenhausbehandlung.

Ehrenamtliches und kostenloses Engagement

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Alle Besuche und Behandlungen in der StuPoli werden für eine regelmäßige Patientenerhebung dokumentiert.

Die durch Spenden technisch gut ausgestattete StuPoli wurde in den vergangenen drei Jahren von mehreren Generationen an Nachwuchsmediziner:innen organisiert und realisiert. Seither gilt ihr ehrenamtliches und kostenloses Engagement neben ihrem Studium den Menschen, denen sonst medizinisch nicht geholfen wird. Begleitet werden sie in den Sprechstunden von einer erfahrenen Ärztin oder einem erfahrenen Arzt. Das Organisationsteam umfasst acht Studierende, die je ein Subkomitee leiten. Insgesamt sind bis zu 30 ehrenamtlich arbeitende Studierende ganzjährig in feste Schichten eingeteilt. Sie alle studieren am ACH, der von der als gemeinnützig anerkannten Asklepios Medical School betrieben wird. 

Stimmen zum dritten Geburtstag der StuPoli Hamburg:

Jubiläum StuPoli Hamburg vom ACH
Caroline Laudien und Kristina Hillmann leiten nicht nur ein Subkomitee, sondern sind auch beide oft selbst vor Ort im Einsatz.

Caroline Laudien, 24, Subkomitee Personalwesen:  „Wir sind unseren Spendern und Unterstützern wahnsinnig dankbar. Ohne sie hätten wir das Projekt so niemals auf die Beine stellen, geschweige denn so voranbringen können. Wir bedanken uns für die vergangene und anhaltende Unterstützung und blicken optimistisch in die Zukunft; außerdem freuen wir uns immer über neue Förderer, die uns helfen unser Herzensprojekt weiterleben und -wachsen zu lassen. Und wir hoffen, dass immer mehr Menschen, die Hilfe benötigen, von der StuPoli erfahren.“

Kristina Hillmann, 29, Subkomitee Personalwesen: "Wir freuen uns alle sehr, dass wir Menschen helfen können, für die es sonst kaum Behandlungsangebote gibt. Zugleich ist es für uns eine gute Möglichkeit, unser theoretisches Wissen unter Anleitung direkt in der Praxis anzuwenden und zugleich mit kleinen Handlungen Großes zu bewirken. Schon für einen neuen Verband, eine Druckentlastung bei Verletzungen oder Schmerzlinderung sind die Patienten ausgesprochen dankbar. Die Arzneimittel sind übrigens alle gespendet, z. B. von Apotheken oder den Asklepios Kliniken. Auch die Aufsicht der erfahrenen Ärzte, die z. T. im Ruhestand sind, ist ehrenamtlich. Wir freuen uns über jeden, der mitmachen möchte, und hoffen, dass das Projekt auch in Zukunft von unseren Kommilitoninnen und Kommilitonen der nachfolgenden Jahrgänge mit viel Leben gefüllt wird.“

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Anna Luisa Schuster (links) und Sebastian Apweiler (rechts) nahmen gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der StuPoli-Leitung im August 2020 einen Spendenscheck der HUK Coburg entgegen.

Anna Luisa Schuster, 24, Subkomitee Öffentlichkeitsarbeit und Projektleitung: „Bald ein ganzes Jahr arbeiten wir unter einem strengen Corona-Konzept. Wir freuen uns sehr darauf, wenn wieder normale Zeiten einkehren. Bis dahin ist uns das Wichtigste, dass wir für unsere Patientinnen und Patienten da sein und einen guten Schutz für unsere Ärztinnen und Ärtze sowie Studierende gewährleisten können. Wir sind wahnsinnig stolz auf das, was wir verwirklichen konnten und dankbar für all diejenigen, die uns dabei so tatkräftig unterstützen! Wir hoffen, dass wir in Zukunft noch mehr Menschen erreichen, für die wir eine unbürokratische, herzliche und wertvolle Hilfe sein können."

Sebastian Apweiler, 23, Subkomitee Material und Projektleitung: „Das Konzept der studentischen Poliklinik stammt aus den USA. Wir sind besonders stolz darauf, dass wir in den vergangenen Jahren an der Konferenz der Society of Student Run Free Clinics, auf der verschiedene amerikanische StuPolis über ihre Erfahrungen im Umgang mit versicherungslosen Patientinnen und Patienten berichten, teilnehmen konnten. Letztes Jahr wurden wir dort auf ein neues, speziell für studentisch organisierte Kliniken entworfenes Patientenverwaltungsprogramm aufmerksam. Das wollen wir in Zukunft auch in der StuPoli Hamburg einsetzen. Auch dieses Jahr nehmen wir wieder an dieser Konferenz teil. Die internationale Zusammenarbeit ist für die StuPoli besonders wichtig, denn so können wir die Qualität in der Patientenversorgung stetig weiterentwickeln."

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Dr. Christoph Jermann hat als Geschäftsführer am ACH das StuPoli-Projekt von Anfang an begleitet und unterstützt.

Dr. Christoph Jermann, Geschäftsführer der den ACH betreibenden Asklepios Medical School (AMS): „Drei Jahre hat es gedauert von der Idee einer StuPoli Hamburg im Frühjahr 2015 bis zur Eröffnung im Februar 2018. Seither ist sie bekannt und geschätzt bei den vielen Bedürftigen, präsent in der Stadt im Zusammenspiel sozialer Einrichtungen, sichtbar auch über Hamburg hinaus durch immer neue Medienberichte. Am Campus der Medical School auf dem Gelände des AK St. Georg, wo sie geplant und gegründet wurde, hat sie ihren festen Platz im Herzen vieler Studentinnen und Studenten. Da ist sie und zeigt sie das Herz unserer kleinen Uni. Wenn ich auf etwas stolz sein darf, dann auf diese studentische Initiative, die bereits in mehreren Generationen von studentischen Teams neben ihrem Studium mit so viel Liebe und Einsatz und Einfallsreichtum die StuPoli Hamburg gegründet, aufgebaut und weiterentwickelt haben.“

Jan Marquardt, Geschäftsführer CaFée mit Herz im Gesundheitszentrum St. Pauli: „Das CaFée mit Herz ist Hamburgs sozialer Hafen und versorgt obdachlose und sozialbedürftige Menschen. Ganz wichtig für die Menschen ist dort auch eine medizinische Versorgung, denn die meisten unserer Gäste haben keine Krankenversicherung. Auch trauen sich einige Menschen aus Scham nicht zum Arzt, können sich nicht verständigen oder nehmen Krankheiten einfach nicht wahr. Deshalb sind wir besonders dankbar, dass sich die StuPoli im CaFée mit Herz angesiedelt hat. Sie füllt somit eine Lücke im Hilfssystem. Gemeinsam mit den sie begleitenden Ärztinnen und Ärzten helfen die Studierenden denjenigen, die kein Dach über dem Kopf haben und wie andere Menschen auch medizinische Hilfe benötigen. Sie nehmen in ihrer offenen und freundlichen Art die Menschen so an, wie sie sind. Wer Hilfe braucht, kriegt Hilfe. Das Leben ist für die obdachlosen Menschen anstrengend und kompliziert genug.

 

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