Repräsentant des Rektors am ACH geht in Ruhestand

„Was nicht benutzt wird, atrophiert“ - Interview mit Prof. Dr. med. Dr. hc. Péter Bucsky, Repräsentant des Rektors der Semmelweis Universität am Asklepios Campus Hamburg (ACH), zu seinem Abschied am 30. Juni.


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Prof. Dr. med. Dr. h.c. Péter Bucsky war seit 2008 Repräsentant des Rektors der Semmelweis Universität am ACH.

Persönliche Reden, Geschenke, Danksagungen von allen Seiten – all das hatte Prof. Bucsky bereits in der Sitzung des Campusrats am 2. Juni ausführlich erhalten. Am 30. Juni endet nun offiziell seine zwölfjährige Amtszeit als Repräsentant des Rektors der Semmelweis Universität am ACH. Zum Abschied berichtet der renommierte Pathologe und Pädiater in einem Interview, wie er zu Beginn seines Ruhestandes überhaupt zu dieser Aufgabe gekommen ist, wie er auf seine Zeit am ACH zurückblickt und was er der Institution sowie den Studierenden für die Zukunft wünscht.

Herr Prof. Bucsky, welcher Moment am Campus ist für Sie rückblickend goldgerändert?

Prof. Pétér Bucsky: Es gab nicht einen, es gab viele schönste Momente. Meine Arbeit hier war für mich immer angenehm. Mit den Jahren ist die Zusammenarbeit hier am Campus immer besser und geschmeidiger gelaufen. Dies habe ich ganz besonders auch Herrn Dr. Jermann als Geschäftsführer, Herrn Prof. Karl J. Oldhafer als Repräsentanten des Dekans sowie dem ganzen aktuellen ACH-Team zu verdanken. Besonders erfreulich war für mich in den letzten Jahren auch die Verbindung und Beziehung nach Budapest zum dortigen Zentrum für ausländische Studierende, das mittlerweile Prof. Dr. med. Alán Alpár als Vize-Rektor sehr erfolgreich leitet, und zu Frau Prof. Dr. med. Veronika Müller als Beauftragter des Rektors für die klinische Ausbildung ausländischer Studenten.

Vielleicht gab es aber eine Entwicklung, die Sie besonders gefreut hat.

PB: Was mich aber besonders freut – und das wurde in der letzten Sitzung des Campusrats sehr deutlich – ist die Tatsache, dass der ACH mit der Zeit immer mehr universitäre Strukturen angenommen hat. Letztes Beispiel ist die Ernennung einer Stellvertreterin für Forschung sowie eines Stellvertreters für die Lehre für Herrn Prof. Dr. med. Karl J. Oldhafer, der künftig als Repräsentant des Dekans der Semmelweis Universität am ACH auch meine Funktion als Repräsentant des Rektors übernehmen wird.

Was ist Ihre letzte Amtshandlung am ACH?

PB: Gerade sitze ich noch an der letzten Version eines Papiers, das die Ernennung von Fachverantwortlichen und ihre Aufgaben und Verpflichtungen beschreibt, die sie quasi als Vertreter der Lehrstuhlinhaber der Mutterinstitutionen bzw. -kliniken in Budapest beschreiben.

Was hat Sie damals bewogen, die Aufgabe am ACH nach Ihrem Eintritt in den Ruhestand an der Universität zu Lübeck zu übernehmen?

PB: Ich habe mir damals gesagt: „Was nicht benutzt wird, atrophiert“. Das gilt auch für die graue Substanz im Kopf. Dagegen kann man natürlich auch zu Hause etwas tun – oder eben eine solche Aufgabe übernehmen, wie ich es getan habe. Um ehrlich zu sein, bin ich dazu durch einen absoluten Zufall gekommen: Aus Anlass meiner Verabschiedung in den Ruhestand wurde an der Uniklinik in Lübeck, an der ich damals Professor war, ein kleines Symposium veranstaltet. Daran nahm auch Prof. Tivadar Tulassay teil, der damalige Rektor der Semmelweis Universität. Im Anschluss hatte ich ihm angeboten, ihn mit dem Auto an den Flughafen Hamburg zu bringen. Zufälligerweise fuhren wir auf dem Weg an der Asklepios Klinik Barmbek vorbei. Als er sie sah, sagte er: „Weißt Du, Péter, mit Asklepios planen wir gerade eine Kooperation. Du hast doch jetzt Zeit – magst Du mitmachen?“ Ich habe sofort zugesagt.

Hoffentlich haben Sie diesen Schritt nie bereut...

PB: Ganz im Gegenteil, mir hat die Aufgabe hier wie dort immer große Freude gemacht. Es war für mich eine große Ehre, durch diese Tätigkeit auch Teil des Fakultätsrats in Budapest zu werden und über all die Jahre an den Sitzungen dort teilnehmen zu dürfen. Das Schönste für mich ist: Ich bleibe sowohl dem ACH als auch der Semmelweis Universität auch in Zukunft quasi als „Verbindungsmann“ erhalten.

Wie haben Sie die Studierenden am ACH erlebt?

PB: Deutsche Studierende und auch die am ACH sind sehr sympathisch, sehr fleißig und zurecht sehr fordernd. Man kann sich hier nicht vor die Studierenden stellen und eine Vorlesung halten, ohne sich akribisch darauf vorbereitet zu haben.

Welches geistige Erbe möchten Sie den Studierenden am ACH hinterlassen?

PB: In all meinen Reden zur Eröffnung der akademischen Jahre (Link) habe ich immer auch an die 250-jänrige Geschichte der Semmelweis Universität erinnert. Damit wollte ich anstoßen, dass die Studierenden am ACH stolz darauf sind, Ehemalige dieser Universität zu sein. Dazu kommen drei weitere Aussagen: Erstens muss man als Arzt ein Leben lang dazulernen und Neugier zeigen, anders geht es nicht. Zweitens gibt es wenige Berufe, die gleichzeitig auch eine zutiefst humane Berufung sind. Und drittens ist es mir wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte in erster Linie für die Patienten arbeiten. Ihnen und ihren Ängsten müssen wir stets mit Geduld und Empathie begegnen. Das gilt für alle Disziplinen, aber gerade als Pädiater weiß ich genau, welches riesige Vertrauen Eltern einem entgegenbringen, wenn sie uns Ärzten mit ihren Kindern den größten Schatz, den sie haben, anvertrauen, und wie wichtig gerade diese Empathie ist. Dieses Vertrauen darf nie missbraucht werden!

Und Ihre Wünsche an den ACH?

PB: Weiter so!

Sonst nichts?

PB: Sonst nichts.

Prof. Bucsky steht dem ACH mit einem unbefristeten Beratungsvertrag auch künftig mit Rat und Tat zur Seite. Er freut sich darauf, von nun an mehr Zeit mit seiner Familie und vor allem seinen acht Enkelkindern verbringen zu können. Im Mai 2019 wurde Prof. Bucsky als Mitglied in die Ungarische Akademie der Wissenschaften berufen. Die für Mai 2020 vorgesehene Antrittsvorlesung ist aus Gründen der Corona-Pandemie auf den Herbst 2020 verschoben worden.

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