16. ACH Ringvorlesung: Gefäßchirurgie

Prof. Dr. med. Thomas A. Koeppel, Chefarzt der Allgemeinen und Endovaskulären Gefäßchirurgie an den Asklepios Kliniken St. Georg und Wandsbek, sowie PD Dr. med. Dietmar Kivelitz, Chefarzt der Radiologie am Albers-Schönberg-Institut für Strahlendiagnostik im AK St. Georg, bestritten gemeinsam die 16. Ringvorlesung „Asklepios Centers of Excellence am Asklepios Campus Hamburg“ (ACH).

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Heimspiel am ACH für PD Dr. Dietmar Kivelitz (links) und Prof. Dr. med. Thomas A. Koeppel

Dass bei der 16. Ringvorlesung die offizielle Begrüßung durch einen Vertreter des Asklepios Campus Hamburg aus Krankheits- bzw. Termingründen ausfallen musste, tat der Veranstaltung am 28. Oktober keinen Abbruch: Beide Referenten sind als langjährige Dozenten quasi am Campus zu Hause und den Studierenden durch ihre Vorlesungen in Radiologie, Onkologie und Gefäßchirurgie bekannt. Prof. Thomas Koeppel referierte im ersten Teil des Abends zunächst über die moderne Therapie von Aortenerkrankungen, in diesem Fall vor allem von Aneurysmen, einer krankhaften Erweiterung einer Arterie. Ursache für die Aneurysmaentstehung ist in mehr als 80 Prozent der Fälle eine Degeneration des Gewebes. Aber auch eine Infektion, ein Trauma, eine Entzündung (Inflamation) oder auch eine angeborene Bindegewebsschwäche können zur Ausbildung eines Aneurysmas führen. Das Risiko für diese Krankheit ist bei Männern höher als bei Frauen, hängt oft mit den Faktoren Bluthochdruck, Rauchen und koronare Herzkrankheiten sowie einer familiären Disposition zusammen und steigt ab einem Alter von 50 Jahren deutlich an. Je nach Lage, Typ, Durchmesser und jährlichem Wachstum müssen verschiedene Behandlungen in Erwägung gezogen werden: ein endovaskulärer (minimalinvasiver) Eingriff innerhalb der bestehenden Gefäße durch Gefäßstützen (z. B. Stents), eine klassisch-offene Operation („gold standard“, meist bei jungen Patienten) oder eine Kombination aus beidem, ein sogenannter Hybrid-Eingriff.

Aortenzentrum St. Georg verfügt über grosse Erfahrung

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Bei Verdacht eines Aneurysmas im Bereich der Brust- oder Bauchhauptschlagader muss der Patient laut Prof. Koeppel auf jeden Fall gründlich untersucht werden, da Aneurysmen auch an mehreren Stellen auftreten können und die Beschwerden nicht immer gleich auf ein Aneurysma schließen lassen. Zudem drohen als mögliche Komplikationen ein Platzen des Aneurysmas (Ruptur), das Zerreißen der gedehnten Aortenwand, eine lokale Kompression der umliegenden Strukturen oder auch die Verschleppung von Blutgerinseln aus dem Aneurysmasack. Diese Risiken machen den Befund besonders gefährlich. Patienten mit akutem Befund sollten daher bevorzugt in spezialisierten Zentren wie zum Beispiel dem Asklepios Aortenzentrum St. Georg behandelt werden, das besonders für die komplexen (Not-)Operationen an der Hauptschlagader über eine große Erfahrung verfügt. Grundsätzlich muss bei der Indikationsstellung in jedem individuellen Fall das Risiko des Platzens gegenüber dem Risiko des Eingriffs sorgfältig abgewogen werden.

Drei Tage Gefäss-Chirurgie, jahrelang Radiologie

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Den ACH Studierenden waren beide Referenten bereits aus laufenden Vorlesungen bekannt.

Der Satz von Prof. Koeppel „Je komplexer die Techniken werden, desto präziser müssen die bildgebenden Verfahren sein“ bildete den Übergang zum zweiten Teil der Ringvorlesung von PD Kivelitz. Der Radiologe stellte zunächst dar, dass ein Aneurysma häufig im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung mittels Ultraschall entdeckt werde; für die exakte Diagnose brauche es dann weiterführende bildgebende Verfahren wie die Kernspin- oder Computertomographie (MRT und CT). Durch die dabei gewonnenen Schnittbilder könnten die Gefäße präzise dargestellt werden. Diese Untersuchungen helfen, die Notwendigkeit und die Art eines Eingriffs festzustellen. Wichtig sei dabei, Vorteile und Anwendungsgebiete aller Verfahren zu kennen. Die CT bedeute immer auch eine Strahlenexposition, sei dabei aber schnell, robust und immer verfügbar. Dagegen sei der Patient in der MRT zwar keinen Röntgenstrahlen ausgesetzt, da die Bilder mit Hilfe von Magnetfeldern und elektromagnetischen Impulsen erzeugt werden. Dafür sei dieses Verfahren aber aufwändig und nicht immer und überall verfügbar. Die Radiologie liefere auch nach der Diagnose, nach einem kathetergestütztem Eingriff (postinterventionell) sowie nach der Operation (postoperativ) wichtige Befunde. „Der Patient ist oft nur drei Tage in der Gefäßchirurgie – dafür aber Jahre davor und danach bei uns in der Radiologie“, stellt der Chefarzt fest. Daher sei es auch immer Ziel in der Radiologie, auf Verfahren zu setzen, die möglichst wenig belasten. Da den Studierenden ein häufiges Wiedersehen mit den beiden Referenten aus St. Georg im Laufe ihrer Zeit am ACH sicher ist, musste bei dieser Ringvorlesung nicht wie sonst die Frage nach der Möglichkeit einer Famulatur gestellt werden.

Nächste Ringvorlesung:

14.11.2019: Neurologie/Früh-Reha, Prof. Dr. med. Mark Obermann, Asklepios Klinik Seesen

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