„Ich lehre mit Begeisterung“

Mitte 2016 hat mit Privatdozentin Dr. Silke Tribius eine international erfahrene Expertin die Leitung des Hermann-Holthusen-Instituts für Strahlentherapie der Asklepios Klinik St. Georg übernommen. Seit dem Herbstsemester lehrt die Radioonkologin sowie Palliativmedizinerin auch am Asklepios Campus Hamburg (ACH).

Im Interview: Privatdozentin Dr. Silke Tribius

Frau Dr. Tribius, schildern Sie uns bitte zunächst Ihren ersten Eindruck von den ACH-Studierenden:

Tribius: "Ich freue mich, wie sehr sich die Studierenden bei uns für ein kleines und spezialisiertes Fach wie die Strahlentherapie interessieren: Alle sind motiviert und gut vorbereitet, arbeiten mit Freude und Einsatz und gehen offen auf die Patienten zu – kurz, atmosphärisch ist es sehr schön mit den Studierenden vom Asklepios Campus Hamburg.“

Aus Ihren Worten spricht viel Euphorie...

Tribius: "Sie haben recht ... für mein Fach, für unser Unternehmen – und für die Lehre! Daher habe ich mich sehr gefreut, mit meinem Wechsel zu Asklepios nun auch am ACH unterrichten zu können. Mir macht es Spaß, die jungen angehenden Ärztinnen und Ärzte zu öffnen, Wissen zu vermitteln und für Themen zu begeistern. Jede Vorlesung endet bei mir mit genügend Raum für Diskussion. Ich ermuntere die Studierenden, mich während meiner Vorlesung zu unterbrechen und gehe gern ausführlich auf ihre Fragen ein. Mein gesamtes Team ist übrigens meist mit dabei – die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, die Medizinphysikexperten und die Medizinisch-Technischen Assistenten und Assistentinnen, die die Führung durch unsere Strahlenbunker mit ihrer Raumschiffatmosphäre machen.“

Wie nehmen Sie den jungen Studierenden die mögliche Scheu vor den Krebspatienten?

Tribius: "Eine häufige Einstiegsfrage der Studierenden lautet: „Mein Opa/meine Oma hatte...“. Viele von ihnen wurden also bereits in ihrem privaten Umfeld mit verschiedenen Krebs-Erkrankungen und ihren Verläufen konfrontiert. Auch unsere Patientinnen und Patienten sind alle Menschen mit einer eigenen Geschichte und eigenen Problemen. Einige kenne ich bereits seit vielen Jahre. Es ist mir so wichtig, ihnen allen mit Empathie zu begegnen. Das versuche ich auch, unseren Studierenden zu vermitteln, und freue mich, dass die meisten ACH-Studierenden genau diese Menschlichkeit und Empathie bereits mitbringen. In meinen Kursen am ACH habe ich in unserem Fach bewusst auch die Einheit „Untersuchung am Krankenbett“ (UAK) eingeführt. Auch wenn es mich und meine Kollegen viel Zeit kostet, jeden Studierenden quasi einzeln an die Hand zu nehmen, indem wir sie auf das Patientengespräch vorbereiten und im Anschluss den Fall mit ihnen besprechen, halte ich gerade das für extrem wichtig: Die Studierenden sind dankbar, diese Gelegenheit zu bekommen, und bleiben oft noch viel länger bei den Patienten, als geplant. Und die Patienten freuen sich umgekehrt über den Besuch der angehenden Ärztinnen und Ärzte, die viel Zeit und Neugierde mitbringen.“

Wie sind Sie selbst zu diesem Fach gekommen, für das Sie heute so brennen?

Tribius: "Ich habe mich während meiner Ausbildung und einem praktischen Jahr in New York an einem der weltweit führenden Krebskrankenhäuser für Strahlentherapie entschieden. Schon früh in meinem Studium galt mein Interesse der Onkologie. Bei der Radiologie, die mich in diesem Kontext interessierte, fehlte mir der nachhaltige und lebensbegleitende Kontakt zu den Patienten. In der Strahlentherapie dagegen fand ich eine onkologische Fachrichtung, welche in der Kombination aus Technologie und einer hohen Innovationsrate auf der einen Seite und einer großen Nähe und intensivem Kontakt zu dankbaren Patienten auf der anderen Seite eine für mich ideale Fachrichtung darstellte. Und diese Einschätzung teile ich nach über 20 Jahren später nach wie vor uneingeschränkt."

Warum liegt es Ihnen offensichtlich so am Herzen, die Studierenden für Ihr Fach zu begeistern?

Tribius: "Wir brauchen motivierten und fachlich exzellenten medizinischen Nachwuchs, gerade auch in so hochkomplexen und innovationsstarken Fächern wie der Strahlentherapie. Daher ist mein Anspruch, in meinen Vorlesungen unseren Studierenden die Faszination und die Chancen dieses Faches zu vermitteln. Um mein fachliches Wissen vielfältig weiterzugeben, veröffentliche ich nicht nur regelmäßig Fachpublikationen, sondern betreue zahlreiche Doktorarbeiten persönlich. Ich lade unsere ACH Studierenden ein, bei uns eine Famulatur zu machen. Es freut mich sehr, dass der erste Student das Angebot angenommen hat und bei uns famulieren wird. Einige andere haben auch schon ihr Interesse angemeldet."

Worauf legen Sie persönlich wert, wenn sich jemand bei Ihnen vorstellt?

Tribius: "Ich schaue bei Bewerbungen weniger auf Zensuren als eher darauf, wie die soziale Kompetenz einer Bewerberin oder eines Bewerbers ist, wie seine/ihre Persönlichkeit auf mich wirkt, ob er/sie schlagfertig und empathisch ist, wie er/sie mit Herausforderungen und Rückschlägen im Leben umgegangen ist. Mein Mann, welcher in der Wirtschaft im Management erfolgreich ist, hat als eines seiner Leitmotive; „ein erfolgreicher Mitarbeiter hat neben fachlichem Wissen und Durchhaltevermögen Fähigkeiten in vier Dimensionen – abgekürzt mit ‚BISS’. Dies steht für die vier Fähigkeiten (B) Autoritäten beeinflussen zu können (I) zu improvisieren (S) Selbstvertrauen zu haben und (S) suchend (sprich neugierig) durch Leben zu gehen.“ Dies teile ich und es ist schön, immer wieder zu erleben, dass unsere ACH Studierende davon bereits einiges mitbringen – allein aufgrund der Tatsache, dass sie schon jetzt etliche Umwege auf dem Weg zu ihrem Traumberuf auf sich genommen und durchgestanden haben.“

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