Asia meets Africa am ACH

Bei einem Vortragsabend am 8. Februar am Asklepios Campus Hamburg (ACH) stellten Dozent Prof. Thomas Kreusch seine regelmäßigen Einsätze in Indien sowie Alumnus Michael Baumhardt seine Eindrücke von einem Aufenthalt in einer ugandischen Klinik vor.

Prof. Dr. Thomas Kreusch

Bereits das erste Foto erweckte Aufmerksamkeit bei allen und sicherlich auch Abenteuerlust bei manchen der anwesenden Studierenden: Es zeigte ihren Dozenten Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Thomas Kreusch, Chefarzt am Asklepios Klinikum Nord-Heidberg in der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, als jungen Mann mit vier Freunden vor einem alten VW-Bus. 22.349 km sind sie gemeinsam im Sommer 1972 auf den Subkontinent gereist, um sich ein eigenes Bild von einem Land zu machen, das sie bislang nur vage mit Gandhi, Meditation, Beatles-Feeling, Kinderheirat und großer Armut verbunden hatten.
 
Außer mit vielen Bildern im Kopf, kam Kreusch damals mit der Vorahnung zurück, dort einen medizinischen Einsatzort außerhalb des deutschen Klinikalltags gefunden zu haben. 1976 absolvierte er eine 8-wöchige Famulatur in einem kleinen evangelischen Missionskrankenhaus und hielt die ganzen Jahre Kontakt zu der Klinik und zu befreundeten Ärzten. Seit 1994 reist er Jahr für Jahr mit einem immer größer werdenden Operations-Team nach Padhar. Dort haben sie gemeinsam in den letzten 22 Jahren ehrenamtlich und mit großem Einsatz fast 1.600 Patienten mit angeborenen Gesichtsfehlbildungen operiert, die sich eine Operation aus finanziellen Gründen sonst nicht leisten könnten - die meisten von ihnen Kinder.

Leben ohne Einschränkung ist möglich

ACH-Absolvent Michael Baumhardt

„Verminderte Fähigkeit zu Kauen, Essen, Sprechen, Hören – all das hängt mit einer angeborenen Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte zusammen. Keiner weiß wirklich, woher sie kommt. Sie ist jedenfalls vererbbar. Viele indische Eltern empfinden sie als Strafe Gottes. Wir mussten ihnen erst einmal vorsichtig klar machen, dass dies durchaus erfolgreich operiert werden kann und ein Leben ohne diese Einschränkung möglich ist,“ berichtet Kreusch. Die zahlreichen Fotos von Spaltpatienten vor und nach der Operation machten dies mehr als deutlich.
 
Im Laufe der Jahre und im Zuge dieser Einsätze ist es dem deutschen Team außerdem gelungen, zahlreiche indische Chirurgen auszubilden. Doch nicht genug: Nebenher hat der von Prof. Kreusch gegründete Verein „Freunde von Padhar“ auch noch die Einrichtung einer Krankenpflegeschule initiiert, einen OP und eine Notfallaufnahme gebaut, einen Aufwachraum und eine Neonatologie eingerichtet sowie die Anschaffung mehrerer technischer Geräte ermöglicht. Zum Dank wird jeder Einsatz, jeder Neubau oder Neuerwerb mit einem farbenfrohen Fest in der Klinik gefeiert. Auch diese Bilder bleiben nach dem Vortrag im Kopf.

Vom Subkontinent nach Ostafrika: Auch im zweiten Vortrag des Abends war die Begeisterung für einen medizinischen Einsatz außerhalb der Komfortzone spürbar. ACH-Alumnus Michael Baumhardt konnte zwar nicht persönlich anwesend sein, da er erst vor kurzem eine Stelle in einer süddeutschen Klinik angetreten hatte. Das nahm seinem Vortrag aber weder Verve noch Präsenz. Anhand vieler Bilder und Charts teilte er mit ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie den Team-Mitgliedern vom ACH die Erfahrungen seines dreimonatigen Aufenthalts in der Klinik in Kiwoko/Uganda. In seinem kenntnisreichen Vortrag über die Situation in dem zentralafrikanischen Staat wurde seine Zuneigung zu Land und Leuten deutlich.

Baumhardts Rat: „Passt in der Mikrobiologie auf!“

Gestartet war der 25-Jährige mit dem Wunsch, nach dem Examen in einem Entwicklungsland zu arbeiten, medizinische Erfahrungen zu sammeln und nebenher auch noch sein Englisch zu verbessern. Zurück kam er mit einem Kopf voll Eindrücken sowie der Erfahrung, wie es ist, auch unter ganz anderen Bedingungen medizinisch tätig zu sein. „Jeder muss im Prinzip dort neben seinem medizinischen Schwerpunkt alles können. Einen Rettungsdienst gibt es nicht, rasche und gute Diagnostik ist wichtig, Tests sind nur begrenzt möglich, Material und Medikamente dürfen nur sparsam eingesetzt werden. Vor allem gilt es, zu entscheiden, was ein Patient wirklich hat und braucht“, so Baumhardt. Sein Rat an die Studierenden: „Angesichts der vielen infektiologischen Krankheiten kann ich allen anwesenden 6-Semestlern nur empfehlen: Passt in der Mikrobiologie gut auf! Ich dachte immer, das würde ich nie brauchen – in Uganda schon.“

Seine Zeit in Uganda habe Michael Baumhardt als sehr prägend erlebt: „Ich kann nur jedem empfehlen, einen solchen Aufenthalt im PJ oder als Famulatur zu planen. Man muss nur unbedingt die Bedingungen akzeptieren, die man in dem jeweiligen Land vorfindet.“ Die interessierten Nachfragen einiger Anwesenden zeigten: Der Funke ist übergesprungen.
 
Weitere Informationen unter
www.friends-of-padhar.de
www.kiwokohospital.org

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