Von den Philippinen nach Falkenstein

Francis Relator ist einer von rund 350 philippinischen Pflegekräften, die seit April 2018 über das Asklepios-Recruiting-Programm nach Deutschland kamen, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. Ein großer Schritt, den der 31-Jährige jedoch keinesfalls bereut.

An grauen, regnerischen Tagen spürt er noch immer etwas Sehnsucht. Dann vermisst Francis Relator (31) das warme tropische Klima auf den Philippinen. Die imposanten Inselberge, darunter den auf seiner Heimatinsel Negros gelegenen aktiven und 2435 Meter hohen Schichtvulkan Mount Kanlaon, und die nicht weniger beeindruckende Flora und Fauna. „Ich bin leidenschaftlicher Kletterer, in meiner Heimat ist Wandern eine Art Volkssport“, erzählt Francis Relator. „Aber zum Glück hat Europa auch ein paar stattliche Berge zu bieten. Mein großes Ziel: die Besteigung des Schweizer Matterhorns.“ Erst seit April 2019 lebt der 31-Jährige in Deutschland. Doch schon jetzt, nicht einmal zwei Jahre später, scheint der junge Mann angekommen zu sein. In seiner neuen Umgebung. Vor allem aber in seinem Job.

Zu viele Pflegekräfte auf den Philippinen

Relator zählt zu den mittlerweile rund 350 philippinischen Pflegekräften, die über das Asklepios-Recruiting-Programm in die Bundesrepublik kamen. „Während hierzulande spürbar ein Fachkräftemangel im Pflegebereich herrscht, insbesondere in der OP- und Intensivmedizin, gibt es auf den Philippinen rund 40.000 Pflegekräfte ohne Anstellung“, berichtet Astrid Sartorius, Leiterin der Asklepios Auslandsakquise Pflege. „Aus diesem Grund hat der Konzernbereich Pflege 2018 unter anderem das Recruiting-Programm ins Leben gerufen, um den philippinischen Fachpflegern eine neue Perspektive zu bieten und die Pflegesituation in Deutschland zumindest ein wenig zu entspannen.“

Francis Relator jedenfalls ist dankbar für die berufliche Chance. „Die Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten in meiner Heimat sind begrenzt“, erzählt der 31-Jährige. „Dabei ist es in unserem Land in gewisser Weise Tradition, auch seine Familie finanziell unterstützten.“ Durch seine Anstellung bei Asklepios sei dies problemlos möglich. Mehr noch: Hier sei er auch medizinisch gefordert, so der studierte Gesundheits- und Krankenpfleger. „Auf den Philippinen habe ich zwar Braunülen gelegt und Belastungs-EKGs geschrieben – Tätigkeiten, die in Deutschland Medizinern vorbehalten sind. Doch hier bin ich in einem stärkeren Austausch mit den Ärzten, kann hinsichtlich der Patienten meine Eindrücke schildern und auch mal Empfehlungen aussprechen. Das ist auf den Philippinen anders“, so Relator, der nach Absolvierung des Qualifizierungsprogramms inklusive dreiwöchiger Integrationsphase im Asklepios Wohn- und Schulungszentrum in Darmstadt inzwischen in der Asklepios Klinik Falkenstein tätig ist.

Sprachbarriere als zentrales Problem

Der Weg in den Taunus barg allerdings manche Hürde. Vor allem die deutsche Sprache empfand Relator als Herausforderung. „Unterschiedliche Dialekte zu verstehen hat mir Probleme bereitet“, sagt der junge Mann in nahezu perfektem Deutsch. „Doch das Vokabel-Lernen und die Sprachkurse auf den Philippinen, im Asklepios Schulungszentrum und hier in Falkenstein haben sich ausgezahlt und mir mehr und mehr Sicherheit gegeben.“

So viel Sicherheit, dass Relator seit Dezember vergangenen Jahres sogar eine Weiterbildung zum Fachgesundheitspfleger für Anästhesie und Intensivpflege absolviert. „Die Pflegedienstleitung kam eines Tages auf mich zu und unterbreitete mir dieses tolle Angebot“, berichtet der in Bacolod City geborene Filipino. Er habe wegen möglicher Sprachbarrieren kurz gezögert, dann jedoch vollen Herzens zugesagt. „Ich möchte mich unbedingt weiterentwickeln, und bei Asklepios bekomme ich die Möglichkeit dazu. Dafür bin ich sehr dankbar“, so der 31-Jährige.

Neue Freunde erleichtern das Einleben

Hin und wieder plage ihn zwar etwas Heimweh, gesteht Relator, „aber meine Familie ist sehr stolz auf mich – und wenn ich doch mal Zuspruch benötige, dann fahre ich nach Weilrod.“ In der kleinen Gemeinde im südhessischen Hochtaunuskreis sind die Philippinen für Francis Relator plötzlich ganz nah, denn hier betreibt eine seiner Tanten seit Jahrzehnten einen Blumenladen. „Wenn ich sie sehe, ist es, als käme ich nach Hause“, sagt Relator und lächelt. „Unabhängig davon fühle ich mich sehr wohl in Deutschland und habe bereits viele Freunde gefunden“, ergänzt der junge Mann. Der Aufbruch ins Ungewisse, in ein fremdes Land und eine ebenso fremde Kultur, hat sich für Francis Relator offenbar gelohnt. Trotz manch grauer und regnerischer Tage … (JD)

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