Die TRAINME-Trainingsstation ist ein Gewinn für die Qualität der Pflege

In Hamburg-Altona geht Asklepios neue Wege in der Aus- und Weiterbildung der Pflegeprofis – mithilfe einer besonderen Trainingsstation.

Sie kennt den Weg bereits im Schlaf. Forschen Schrittes marschiert Jule Stark (20) von der Allgemein- und Viszeralchirurgie im elften Stock der Asklepios Klinik Altona in Richtung Fahrstuhl, um in den 16. Stock des Hochhausgebäudes zu fahren. Zielstrebig läuft sie die gelben Flure entlang, vorbei an großformatigen Porträtfotos junger, fröhlich wirkender Menschen, und biegt in Richtung der Patientenzimmer ab. Doch etwas hier ist anders als im Rest des Klinikgebäudes: In diesem Bereich gibt es keine Erkrankten oder Pflegebedürftigen – und doch herrscht reges Treiben. Denn just hier wurde im vergangenen August TRAINME eröffnet, eine Trainingsstation für angehende und erfahrene Pflegekräfte, auf der gezielt Theorie und Praxis erlernt und vertieft werden können, ohne dass der Klinikalltag dazwischenkommt.

„Hier fühlt sich alles total echt an“, schwärmt Jule Stark, die im zweiten Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ist. Unter realen Bedingungen und ohne den regulären Stationsbetrieb könne sie in diesem Klinikbereich in Ruhe lernen – mit ihren Mitauszubildenden, mit den Praxisanleitern oder auch allein. Diesen Vorteil betont auch Steffi Stradinger, Leiterin der Abteilung Ausbildung in Altona: „Die Azubis haben hier auch die Möglichkeit, individuell ihr theoretisches Wissen zu festigen und Unterlagen auszuarbeiten.“

Sinnvoller Rollentausch

Im Fokus steht allerdings die praktische Ausbildung. „Auf normalen Stationen herrscht oft Hektik, da bleibt wenig Zeit, sich etwas in Ruhe erklären zu lassen oder nachzufragen“, erzählt Jule Stark, die für ihre Ausbildung von der Ostseeinsel Fehmarn nach Hamburg kam. Ganz anders auf der Trainingsstation. „Dort kann ich verschiedene Handgriffe mehrmals wiederholen – unter fachkundiger Anleitung, aber ohne einen Patienten zu involvieren“, sagt sie. Statt der Patienten liegen auf der TRAINME-Station Mit-Azubis in den Betten und simulieren Fälle. Ein Rollenwechsel, den Stark als Bereicherung empfindet. „Auf diese Weise entwickelt man ein ganz anderes Verständnis für die Reaktionen und das Handeln der Patienten.“

Und auch die umfangreiche Ausstattung der Station hilft den Pflegeprofis von morgen, ihr Aufgabenprofil zu schärfen: In einem Reanimationsraum lässt sich mithilfe einer Puppe die Wiederbelebung trainieren. In einem weiteren Zimmer wird das Ein- und Ausschleusen infektiöser Patienten geübt. Und in den Patientenzimmern lassen sich Zimmerstrukturen nachvollziehen und allgemeine Tätigkeiten simulieren. „Zudem sind unsere Auszubildenden über das Intranet ASKME digital vernetzt, können zu Übungszwecken fingierte Patientenakten einsehen, Eingaben tätigen und so die Prozesse auf den Stationen verinnerlichen“, erläutert Abteilungsleiterin Stradinger, die einst selbst als Auszubildende von Salzwedel nach Altona kam und nach erfolgreichem Abschluss ihres Bachelor-Studium als Gesundheitspädagogin wertvolle Tipps an die jungen Kollegen weitergeben kann.

TRAINME steht allerdings nicht nur angehenden Pflegekräften zur Verfügung. Die Trainingsstation ist auch für Reanimationsfortbildungen, Sprachkurse, EDV-Schulungen für die Pflegedokumentation und als Raum für den Austausch zwischen erfahrenen Kollegen gedacht. Im Sommer, kurz nach Stationseröffnung, erhielten neue Pflegekräfte aus Portugal hier praktische Unterweisungen, Sprachunterricht sowie Einführungen in die Strukturen und Umgangsformen in deutschen Kliniken. „TRAINME ist ein großer Gewinn für die Qualität der Pflege“, ist Steffi Stradinger überzeugt, und Jule Stark kann ihr nur beipflichten. Manchmal fährt die 20-Jährige auch nach Schichtende noch einmal in den 16. Stock, um Gelerntes zu vertiefen oder offene Fragen zu klären – in einem geschützten Raum und doch unter realen Bedingungen.

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