Zwei Semmelweis Alumni gründen eLearning StartUp MediKnow

Gemeinsam mit seinem ehemaligen Kommilitonen Andreas Kremer aus Budapest hat Assistenzarzt und ACH Alumnus Christopher Predel das eLearning StartUp MediKnow gegründet. Für die Erstellung diverser YouTube-Videos haben sie dabei das Skills Lab am Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH) genutzt.

Legen eines Venenverweilkatheders
Dieses und weitere Erklär-Videos entstanden im Skills lab am ACH.

„Medizin verstehen“. Mehr Text braucht es nicht auf der Startseite, um Ziel und Inhalt von MediKnow zu verstehen, der Rest ist selbsterklärend. Die eLearning-Plattform von Christopher Predel und Andreas Kremer (beide 25) bietet unterschiedliche kostenpflichtige Skripte von den Top 30 EKG-Befunden bis zur Labormedizin, in denen medizinisches Basiswissen einfach und verständlich anhand von Fallbeispielen, Übersichten und Quizfragen erklärt wird. Passend zu allen Skripten stehen unter www.medi-know.org kostenlose Erklärvideos auf YouTube zur Verfügung. Für die Produktion einiger Videos konnten die beiden Semmelweis Alumni jüngst das technisch gut ausgestattete Skills Lab am ACH nutzen. Die dort entstandenen Filme wurden mittlerweile alle auf dem MediKnow YouTube Kanal hochgeladen und erzielen dort regelmäßig eine hohe Reichweite. Anlass genug, die beiden Startupper nach Geschichte und Geheimnis ihres Erfolges zu fragen.

Fünf Fragen an zwei Startupper

Alumni gründen Startup MediKnow
Die beiden MediKnow Gründer: ACH Alumnus Christopher Predel (links) und Andreas Kremer

Herr Predel, Herr Kremer, wie kam es zur Idee und Gründung von MediKnow?

Christopher Predel: „Andreas und ich kennen uns seit unserem gemeinsamen vorklinischen Studium an der Semmelweis Universität in Budapest. Schon damals waren wir beide bekennende motivierte Lerner und hatten sowohl Interesse als auch Spaß an der Lehre und der Vermittlung von medizinischen Inhalten.“

Andreas Kremer: „Wir hatten vor allem beide eine große Freude an der digitalen Aufbereitung der Inhalte. Das hat dazu geführt, dass wir unabhängig voneinander bereits im Sommer 2020 während des klinischen Studiums eigene YouTube-Kanäle gegründet und Tutorials hochgeladen haben - Christopher während seines Studiums am ACH zu pharmakologischen, ich in Göttingen zu anatomischen Themen. Als wir gegenseitig von unseren Kanälen erfuhren, beschlossen wir uns zusammenzuschließen.“

Christopher Predel: „Während des Lockdowns hatten wir dann beide den Eindruck, dass es grundsätzlich keinen Sinn macht, dass an 20 unterschiedlichen Unis parallel 20 EKG-Kurse online gehalten und darin die gleichen Inhalte gelehrt werden. Dies führte zu der Vision, allen Studierenden frei zugängliche Wissensvideos zur Verfügung zu stellen. Wir versuchen, in rund 20 Minuten alle relevanten Inhalte zu einem Thema möglichst einfach zu erklären, zusammenzufassen und das Wichtigste für die Prüfungen zu erläutern. Unser Ziel mit MediKnow ist es, allen Studierenden und Auszubildenden in den Gesundheitsbereichen eine hervorragende digitale Ausbildung zu ermöglichen. Wir möchten die Inhalte so aufbereiten, dass aus dem Wissen fundiertes Know-how und schlussendlich eine gute Patientenversorgung resultiert.“

Aber warum sollten Ihr Ansatz besser sein als in der klassischen Lehre an den Unis?

Andreas Kremer: „Unser Vorteil ist, dass wir als Studierende – ich bin gerade kurz vor dem Examen, Christopher hat sein Studium letztes Jahr abgeschlossen – ganz nah dran sind an Studium und Prüfungen. Wir haben viele Jahre selbst gemerkt, dass ohne gute Lehre nichts läuft. Wir erinnern uns gut, wann und wo Probleme beim Lernen auftreten und was uns geholfen hat. Daher war einer unserer ersten Ansätze, dass wir zum Beispiel mit vielen Merkhilfen und Merkbildern arbeiten.“

Christopher Predel: „Dabei legen wir einen starken Fokus auf visuelle Aspekte und Icons. Bis vor einem halben Jahr war YouTube das einzige Verbreitungsmedium für unsere Inhalte. Seither haben wir parallel angefangen, zunächst Skripte zu EKG, Kardiologie, Labormedizin sowie ein Untersuchungsheft zu schreiben und entwickeln aktuell ein Pharma-Skript. Inhaltlich stehen sie alle zwischen studentischen Skripten und Büchern, vertrieben werden sie über unsere Website.“

Andreas Kremer: „Für uns kam es tatsächlich super überraschend, dass MediKnow sofort so gut lief. Das hat uns gezeigt, dass es einen großen Bedarf gibt. Und es motiviert uns, das Programm Stück für Stück weiter zu ergänzen und auszubauen. Allerdings kostet es uns beide täglich neben Studium bzw. Klinikalltag zwei bis drei Stunden Arbeit, am Wochenende sogar mehr.“

Was unterscheidet MediKnow von etablierten Wissensplattformen, die es bereits am Markt gibt?

Christopher Predel: „MediKnow ist eine interaktive Plattform mit digitalen Fallbeispielen, Skripten und Quizfragen. Darüber hinaus sind alle Inhalte Video-begleitet und können so auch visuell zur Wiederholung genutzt werden. Besonders wichtig ist uns Verständnis und die Verknüpfung verschiedener Medienformate, um alle Lerntypen gleichermaßen anzusprechen. Mittlerweile ist MediKnow sogar von der Ärztekammer zertifiziert, was bedeutet, dass für unseren EKG-Kurs „Von den Basics bis zum Schrittmacher-EKG“ sogar CME-, also Weiterbildungspunkte erworben werden können.“

Andreas Kremer: „Unsere Videos auf YouTube wurden bereits mehr als 950.000 mal angesehen. Allein das knapp zwölfminütiges Erklärvideo zum Legen eines Venenverweilkatheters wurde in den vergangenen Wochen rund 125.000 mal angeklickt. Parallel sind wir sehr aktiv auf unserem Instagram-Account (@medi_know), auf dem wir mit unseren Merkhilfen und Zusammenfassungen mehrmals pro Woche rund 30.000 Follower erreichen.“

Mit diesen Reichweiten machen Sie der Lehre in den Hörsälen offensichtlich wirklich Konkurrenz...

Andreas Kremer: „Ich habe den Eindruck, dass wir bei 140.000 Klicks für unser EKG-Video dieses Thema schon mehr Leuten erklärt haben als mancher Professor. Das hat uns auf den Gedanken gebracht, dass dem Ärztemangel in Deutschland vielleicht auf Sicht auch durch eine Online-Uni begegnet werden kann. Präsenzlehre an staatlichen Universitäten ist zwar etwas Besonderes und bietet viele Vorteile, aber ist mit durchschnittlich vielleicht 100 Studierenden pro Vorlesung auch oft ineffizient.“

Christopher Predel: Auf mich wirkt es fast surreal, dass zum Beispiel unser EKG-Kurs sogar von Fachärztinnen und Fachärzten angeschaut wird, die seit sieben Jahren und mehr in der Klinik arbeiten. Unlängst wurde ich am UKE sogar gebeten, eine Vorlesung vor den dortigen Studierenden zu übernehmen. Als ich das im bekannten MediKnow-Stil getan habe, kam danach sogar ein Student zu mir und bat darum, dass ich das doch bitte künftig weitermachen solle!“

Welche nächsten Schritte haben Sie mit Ihrer eLearning-Plattform vor?

Andreas Kremer: „Primär wünschen wir uns weiterhin, Inhalte anzubieten, die den Studierenden und Auszubildenden dabei helfen, sich im Klinikalltag zurechtzufinden. Das heißt, dass Medizin-Studierende eines Tages über die Plattform einen großen Teil des Stoffes lernen oder wiederholen können. Dieser Wunsch beruht unter anderem auf meiner persönlichen Erfahrung, dass während der Corona-Zeit in meinem Studium in Göttingen praktische Inhalte häufig zu kurz gekommen sind. Aktuell muss ich in meinem Praktischen Jahr fast täglich Zugänge legen. Da es zu Beginn meines PJs keinerlei aktuelle Videos dazu gab, habe ich mir anfangs mein praktisches Wissen angelesen und dadurch natürlich häufig Fehler gemacht. Das hat uns auf die Idee mit den Praxisvideos gebracht, damit alle, die die gleiche Erfahrung wie ich gemacht haben, Dinge wie Blutentnahme, subkutane Injektion oder das Legen eines Venenverweilkatheters wenigstens mal auf diese Weise gesehen haben.“

Christopher Predel: „Am ACH wurde ich gut und praktisch auf den klinischen Alltag vorbereitet. Ich hatte dort persönlich selbst immer das Gefühl, Teil eines universitären StartUps zu sein, das seinen Spirit von seinem sehr innovativen Geschäftsführer übernommen hat. Sogar während Corona hatte ich den Eindruck, eine wirklich gute Ausbildung genießen zu dürfen. Üben war bei uns kein Thema, dafür hatten wir sogar ein gut ausgestattetes Skills Lab. An das hatte ich gleich gedacht, als wir uns an die Aufnahme der Skills-Videos machen wollten. Daher habe ich mich gefreut, dass wir dort ganz unproblematisch drehen konnten und ich bei der Gelegenheit dem ACH mal wieder einen Besuch abstatten konnte. Auch die Möglichkeit als Digital Change Maker am ACH die digitale Lehre mitgestalten zu können, hat mir viel Inspiration und Knowhow für Mediknow gebracht.“

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Dr. Christoph Jermann, Geschäftsführer der den ACH betreibenden Asklepios Medical School GmbH (AMS)

Und was sagt Dr. Christoph Jermann, Geschäftsführer der den ACH betreibenden Asklepios Medical School GmbH (AMS), zu dem Erfolg des ACH Alumnus und seines Kollegen aus Göttingen? „MediKnow ist es meines Erachtens absolut wert, dass wir es ACH-intern und in der Asklepios-Welt promoten. Wir haben selbstverständlich auch sofort beschlossen, eine Lizenz für unsere Studierenden zu erwerben, um ihnen den Zugang zu den Skripten zu ermöglichen“, verrät Dr. Jermann, und liefert die Begründung gleich hinterher: „Wer sonst weiß besser, welche Lernunterstützung in welchem Format für die Studierenden am hilfreichsten ist, als ein digital versierter frischer ACH Alumnus wie Herr Predel, der uns maßgeblich bei der Etablierung von online-Lehre am Campus unterstützt hat, zusammen mit seinem didaktisch und technisch ebenso talentierten Studienkollegen, Herrn Kremer? Im Übrigen freut es mich natürlich sehr und bin ich auch etwas stolz, dass der ACH einem Studenten wie Herrn Predel offensichtlich ein förderliches Ambiente bieten konnte, in dem er sowohl einen herausragenden Studienabschluss schaffen als auch nebenbei noch ein Startup-Unternehmen gründen konnte. Hut ab vor so viel Einsatz und Geschick – und den beiden weiterhin viel Erfolg, als Ärzte wie als Unternehmer!.“

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