Selbstmanagement-Kurs für Studierende am ACH

Medicine meets management – diesem Thema hat sich Prof. Dr. med. Alexander Ghanem, Chefarzt der Kardiologie in der Asklepios Klinik Nord-Heidberg und Dozent am Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH), verschrieben. Seine Erfahrungen und Empfehlungen zum Thema Selbstmanagement für Ärzt*innen hat er nun per e-learning-Format an die ACH Studierenden weitergegeben.

Prof. Dr. med. Alexander Ghanem
Prof. Dr. med. Alexander Ghanem

„Nicht nur die akademischen Skills sind im Medizinstudium wichtig, sondern auch die social skills, um den besonderen Herausforderungen in unserem Beruf begegnen zu können.“ Für Prof. Dr. med. Alexander Ghanem, Chefarzt Innere Medizin II, Kardiologie und internistische Intensivmedizin in der Asklepios Klinik Nord-Heidberg, ist dies nicht nur eine hohle Phrase, sondern ein starker Treiber, der ihn zu drei Dingen veranlasst hat:  Erstens hat er bereits vor drei Jahren in einem e-learning-Programm Möglichkeiten einer effizienten persönlichen Arbeitsmethodik für Ärzt*innen zusammengestellt. Dieses legt er seither allen neuen Nachwuchskräften und Mitarbeitenden in seiner eigenen Abteilung ans Herz, um bereits im Onboarding-Prozess den Fokus auf dieses Thema zu lenken.  Zweitens hat er dazu mittlerweile ein Buch mit dem Titel „Die Anatomie der Zeit - Selbstmanagement für Ärzte“ veröffentlicht, um seine Überlegungen einem noch größeren Kreis zugänglich zu machen. Schließlich hat er drittens damit begonnen, die bewährte Methodik nicht nur ärztlichen Kolleg*innen bei Asklepios, sondern auch den Studierenden am ACH als dreimonatigen Online-Kurs anzubieten. Das Besondere daran ist, dass dieser Kurs lediglich zwölf Viertelstunden-Einheiten umfasst, die in diesem Zeitraum individuell bearbeitet werden können. Dahinter liegt eine einfache und zeitsparende Formel, die Prof. Ghanem erläutert: „Indem die Studierenden über drei Monate insgesamt drei Zeitstunden investieren, können sie nach dem Kurs jede Woche schätzungsweise drei Stunden Zeit für sich gewinnen. Dies soll ihnen in ihrem künftigen Arbeitsleben helfen, dem zu erwartenden Druck im Klinikalltag positiv und selbstbestimmt zu begegnen.“

"Eisenhower-Matrix" als Grundlage

Prof. Dr. Alexander Ghanem Kurs Selbstmanagement für Ärzte*innen
Prof. Ghanem beim Offboarding-Termin am 8. November

Während die Onboarding-Veranstaltung im Juli noch digital stattfand und der Kurs via Input-Mails sowie in einer Chat-Gruppe begleitet wurde, konnte die Offboarding-Veranstaltung am 8. November in Präsenz stattfinden. Dabei bot sie die Gelegenheit, die wichtigsten Punkte wie zum Beispiel das sogenannte „Jonglage-Modell“ in Erinnerung zu rufen. Darin vergleicht Prof. Ghanem die vier Lebensbereiche Arbeit und Leistung, Beziehung und Familie, Gesundheit sowie Selbstreflexion und Spiritualität mit Bällen, die tagtäglich und gleichzeitig in der Luft gehalten werden müssten, ohne dass einer der Bälle herunterfällt. In der grafischen Darstellung bediente der sich der „Eisenhower-Matrix“. Sie mache es möglich, wichtige und dringende Aufgaben von unwichtigen und nicht dringenden Aufgaben zu unterschieden. Dabei ließen sich Projekte grundsätzlich einteilen in:

  • A-Aufgaben (wichtig und dringend: sofort erledigen),
  • B-Aufgaben (wichtig, nicht dringend: planen),
  • C-Aufgaben (nicht wichtig, aber dringend: delegieren) sowie
  • D-Aufgaben (nicht wichtig, nicht dringend: eliminieren)

„Ziel der bewussten Wahrnehmung einzelner Aufgaben sollte es sein, die Wirksamkeit, aber auch die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns zu erkennen, um so die eigene oft knappe Ressource Zeit gut einzuteilen und Stress zu vermeiden“, erklärte der Kardiologe, und ergänzte sie durch eine persönliche Erfahrung: „Wichtiges ist sehr selten dringlich, Dringliches ist sehr selten wichtig.“ Dabei betonte er, dass manche wichtigen Dinge – dazu zählten zum Beispiel der Erhalt der Gesundheit oder die Pflege von Beziehungen – sich weder aufschieben noch nachholen ließen. Er veranschaulichte diese Position anhand eines einfachen Beispiels: „Wenn Sie das ganze Jahr nicht die Zähne putzen, ist das Versäumte noch nicht einmal aufholbar, wenn Sie ihre Zähen zwischen Weihnachten und Neujahr sieben Tage am Stück putzen, auch wenn es unterm Strich der gleiche Zeitaufwand zu sein scheint.“

Standardisierte Anleitung zum nachhaltigen Selbstmanagement

Kurs Selbstmanagement am Asklepios Campus Hamburg
PJ-Student Fabian Kröger

Dies war nur eines von vielen Beispielen, die den ACH Studierenden das Handeln nach Plan verdeutlichten. Fabian Kröger, ACH Student im Praktischen Jahr und Teilnehmer des Selbstmanagement-Pilotkurses, hat den Mehrwert des Moduls bereits für sich erkannt: „Ich habe aus dem Kurs einiges für meinen Berufsstart, der bald ansteht, mitgenommen. Prof. Ghanem hat sehr deutlich vermittelt, dass man vor allem seine eigene Zeit, die endlich ist, gut einteilen muss. Gerade dann, wenn immer mehr Lebensbereiche dazukommen, muss man lernen, Prioritäten zu setzen. Vor allem der Rat, rechtzeitig zu erkennen, ob ich nun ein eigenes Ziel verfolge, oder das eines oder einer Anderen, halte ich für sehr hilfreich für den künftigen Klinikalltag. Daher würde ich den Kurs allen Studierenden nur ans Herz legen.“

Hinter der Idee des Kursleiters steckt natürlich eine Mission. Prof. Ghanem nennt es selbst ein „Steckenpferd“: „Als ich vor drei Jahren das Heidberger Team verstärkte, wollte ich von vornherein gern ein Chefarzt sein, wie ich ihn selbst gerne gehabt hätte. Und da ich schon immer Freude daran hatte, Menschen weiterzuentwickeln, habe ich mir für alle jungen Assistenzärzt*innen und neue Mitarbeiter*innen meiner Abteilung überlegt, wie ich eine angenehme Kultur auf Basis eines glaubhaften kleinsten gemeinsamen Nenners einführen kann. Daraufhin habe ich dieses e-learning-Modul entwickelt und jedem und jeder bereits beim Start einen eigenen Login zur Verfügung gestellt.“ Ähnlich wie bei der Antibiotika-Fibel für Ärzt*innen als Kitteltaschenbuch wünsche er sich gerade auch für die Studierenden am ACH, dass diese standardisierte Anleitung zum nachhaltigen Selbstmanagement eine Art added value werde. „Ich habe viele junge Ärzt*innen erlebt, die nur deswegen unglücklich sind, weil sie sich im Alltag überfordert fühlen“, konstatiert der Chefarzt. „Wenn man weiß, wie man sich und die Anforderungen, die täglich an einen herangetragen werden, sortiert, wird vieles klarer, machbarer und dadurch weniger belastend. Und dadurch erhält das private Glück wieder mehr Raum.“

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