Seminar "Souverän im Klinikalltag"

Der Asklepios Campus Hamburg (ACH) hat auf die globale #Metoo-Debatte mit verschiedenen Maßnahmen reagiert, unter anderem mit einem Workshop „Souverän im Klinikalltag“.

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Die beiden Gleichstellungsbeauftragte am ACH, Malte Koop und Dr. Monika Grimm

Der Asklepios Campus Hamburg hatte seiner Lehrkoordinatorin Dr. Monika Grimm im vergangenen Semester gleich mehrere Dinge zu verdanken: Zunächst hat sie sich dafür stark gemacht, dass den Studierenden und Team-Mitgliedern am ACH mit ihr selber sowie ihrem Kollegen Malte Koop zwei Gleichstellungsbeauftrage zur Verfügung stehen. Sie fungieren als mögliche erste Ansprechpartner bei psychischer Belastung und sexueller Belästigung. Zu diesen Themen hat die Lehrkoordinatorin ferner je einen Leitfaden für Studierende und Team-Mitglieder herausgebracht. Weiter wurde gemeinsam mit  Geschäftsführer Dr. Christoph Jermann für die niedrigschwellige, unbürokratische professionelle Unterstützung bei psychischen Problemsituationen eine Zusammenarbeit mit INSITE Interventions etabliert und dieses neue Angebot erst dem Team, dann den Studierenden von zwei Expertinnen von INSITE vorgestellt. Und um sich dem nicht einfachen und sehr persönlichen Thema „sexuelle Belästigung“ (z.B. während der Famulatur oder im PJ oder nach dem Berufseinstieg im Klinikalltag) zu nähern, wurde schließlich im Dezember ein Pilot-Workshop mit dem Titel „Souverän im Klinikalltag“ angeboten.

"Nicht mehr alle Sprüche gefallen lassen"

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Sabine Conow, Trainerin und Coach, leitete das dreistündige Seminar für ACH-Studentinnen.

Die dreistündige Abendveranstaltung richtete sich zunächst ausschließlich an Studentinnen. Moderiert wurde die Runde von Sabine Conow, Trainerin und Coach, die den Studierenden am ACH aus zahlreichen Veranstaltungen bekannt ist und deren Vertrauen sie genießt. Dies war auch der Grund, weswegen der Abend trotz der Ernsthaftigkeit des Themas in ausgesprochen offener und sogar fröhlicher Atmosphäre stattfand. „Wie soll der Abend aussehen, damit ihr alle um 21 Uhr feststellt, dass sich der Abend gelohnt hat“ wollte Sabine Conow eingangs von den Teilnehmerinnen wissen. Die Antworten drückten vor allem die Hoffnung aus, eine gemeinsame Einschätzung zu finden, wo und wann Situationen von Männern und Frauen unterschiedlich bewertet werden, allgemeine Tipps für das Verhalten im Alltag zu erhalten sowie in einem geschützten Raum Gelegenheit zu bekommen, persönliche Erfahrungen zu besprechen und zu reflektieren und Sicherheit im Alltag zu gewinnen. Hier einige Zitate der Teilnehmerinnen:

  • „Ich habe Lust, dass sich die Situation ändert, in der ich arbeiten möchte und werde.“
  •  „Ich merke, dass ich an dem Punkt bin, dass ich mir nicht mehr alle unnötigen Sprüche sowohl von Kollegen und Vorgesetzten, aber auch von männlichen Patienten gefallen lassen möchte“
  •  „Man muss zwar nicht aus jeder Mücke einen Elefanten machen – manche Dinge stören mich gar nicht. Aber ich möchte sie bewerten können.“
  •  „Meine Erfahrung ist, dass männlichen PJ-Studenten immer noch mehr zugetraut wird, auch das ist ein Thema!“
  •  „Auch wenn ich immer noch jung aussehe: Bald bin ich Ärztin, dann bestimme ich und möchte von Kollegen und Patienten ernst genommen werden.“

Ehrliches Interesse, Kommunikation zu verändern

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Die teilnehmenden ACH-Studentinnen plädierten nach Ende des Seminars für eine Fortsetzung des Angebots.

Sabine Conow hatte sich vorgenommen, im Rahmen des Workshops nicht nur Raum für persönliche Erfahrungen speziell mit sexueller Belästigung zu geben, sondern auch zusammen mit den angehenden Medizinerinnen Strategien im Umgang mit solchen Momenten sowie Handlungsoptionen zu erarbeiten. Von den ausgesprochen engagierten und offenen Studentinnen zeigte sie sich einmal mehr begeistert: „Diese Studentinnen haben ein ehrliches Interesse daran, die Kommunikation zwischen Männern und Frauen zu verändern, auch wenn es hier weder Wahrheiten noch Rezepte gibt, sondern nur Möglichkeiten, in verschiedenen Situationen zu reagieren.“ Das Fazit der Studentinnen klang ebenfalls einhellig positiv: Es sei toll, dass dieses Thema am ACH bereits während des Studiums angesprochen werde. Veränderung könne aber nur stattfinden, wenn sich alle - Männer wie Frauen - mit unangemessenen und überholten Verhaltens- und Sprachmustern auseinandersetzen würden. Daher sprachen sich die Teilnehmerinnen nicht nur für die Fortsetzung des Angebots aus, sondern plädierten auch dafür, künftige Kurse auch für männliche Kommilitonen zu öffnen oder einen parallelen Kurs für Männer anzubieten. Diesen Vorschlag hat der ACH direkt aufgenommen: Bereits für den 27. Februar ist ein Workshop mit Sabine Conow und ihrem Kollegen Dr. Armin Aulinger für angehende Ärztinnen und Ärzte geplant.

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