Zwei ACH Alumni bei chirurgischem Einsatz in Indien

Zum 26. Mal hat im September ein Hamburger Team im südindischen Padhar 57 Patient:innen mit Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten kostenlos behandelt. Geleitet und begleitet wurde der Einsatz dabei von zwei Alumni vom Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH).

26. Cleft Camp Padhar
Begrüßung der Hamburger Delegation im Padhar Hospital

Eine angeborene Lippen-Kiefer-Gaumen-(LKG)-Spalte ist in Deutschland ein rein ästhetisches Problem und gerade in jungen Jahren gut behandelbar. In Indien, wo die entsprechende Operation nicht standardmäßig und krankenkassenfinanziert durchgeführt wird, bedeutet sie dagegen vor allem soziale Ächtung. Diese Erkenntnis ist nur eine von vielen, die Philip Jungnitz, Absolvent des diesjährigen ACH-Abschlussjahrgangs, von seinem einwöchigen Aufenthalt im südindischen Padhar mitgebracht hat. Er war Teil eines internationalen Teams von Mund-Kiefer-Gesichts-(MKG)-Chirurg:innen, Anästhesist:innen, Krankenpflegerinnen, Zahnärzt:innen und erstmals auch einem Zahntechniker, die nach einer zweijährigen Pause am Missionskrankenhaus Padhar Hospital wieder ehrenamtlich und kostenlos Spalten-Operationen im Rahmen des Cleft-(Spalten)-Camps der Friends of Padhar Germany e.V. durchgeführt haben. Der Verein trägt dabei alle Kosten für stationären Aufenthalt, Medikamente und Materialien.

Einmalige Chance und Erfahrung

26. Cleft Camp Padhar
ACH Alumnus Philip Jungnitz (links), hier mit dem Vorsitzenden des Vereins Friends of Padhar Germany e.V. und Spiritus Rector des Camps, Prof. Dr. Dr. Thomas Keusch

Bereits 2019 hatte sich der 25-Jährige bei seinem Dozenten und dem Camp-Einsatzleiter Dr. med. Dr. med. dent. Philipp Schwab, ACH Absolvent aus dem 2. Jahrgang und heute Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im Asklepios Klinikum Nord / Heidberg, um eine Teilnahme an dem Camp beworben. Durch Corona war es erst jetzt kurz nach seinem Studienabschluss möglich, die Reise tatsächlich anzutreten. „Für mich schien es eine einmalige Chance zu sein, die Organisation und Abläufe eines derartigen Hilfsprojektes und die Behandlung durch ein so erfahrenes Ärzt:innen-Team kennenzulernen. Die harmonische Zusammenarbeit im Team, der unglaublich herzliche Empfang in Padhar und die Dankarbkeit der Opertierten und ihrer Familien haben mich wirklich beeindruckt.“

Überrascht habe ihn die gute Ausstattung des Krankenhauses und die große Gastfreundschaft der indischen Ärzt:innen, bei denen das gesamte Team Abend für Abend eingeladen gewesen sei. Noch immer begeistert sei er von der unglaublichen Präzision bei den Operationen, bei denen er und Jana Runge, Zahnmedizinstudentin der Universität Würzburg, assistieren durften, und den, wie er sagt, „phänomenalen Ergebnissen“. Sein Fazit der Reise: "Ein drastischer Perspektivwechsel." Seine größte persönliche Einsicht aus dem dortigen Krankenhausalltag: „Nicht über banale Dinge aufregen.“ Und sein Rat an alle Studierenden am ACH: „Bewerbt euch unbedingt – es ist eine einmalige Erfahrung und für alle, die MKG machen wollen, eine echte Empfehlung.“

"Ehrenamtliches Handeln bringt Zufriedenheit"

26. Cleft Camp Padhar
Camp-Leiter, ACH Alumnus und MKG-Oberarzt Dr. Dr. Philipp Schwaab bei der Visite

Auch aus Sicht von Dr. Philipp Schwab, der das Camp in diesem Jahr erstmalig leitete, sei der Einsatz trotz der Anstrengungen bei den Vorbereitungen und der Durchführung ausgesprochen erfüllend gewesen. Die Teilnahme der beiden jungen Mitreisenden bewertete er nur positiv: „Die Arbeit des gesamten Teams wurde durch Jana und Philip bereichert. Es hat allen viel Freude bereitet, den beiden nicht nur Wissen aus ihrem Fachgebiet zu vermitteln, sondern auch zu zeigen, dass ehrenamtliches Handeln als Arzt als Teil unseres beruflichen Gesamtwirkens Zufriedenheit bringt.“ Besonders spannend sei in diesem Jahr die Behandlung einer 17-Jährigen gewesen, bei der erstmalig eine Operation mit der neuartigen und aufwändigen Technik der sogenannten Mittelgesichtsdistraktion (ein angeborenes Wachstumsdefizit) durchgeführt worden sei, die auch dem Ausbildungszweck der indischen Chirurg:innen diente. Wieder dabei war übrigens auch der Gründer des Camps sowie des Vereins Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Thomas Kreusch, ehemaliger Chefarzt und Leiter der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im AK Nord / Heidberg. Von 1994 bis 2019 hatte er diesen jährlichen Einsatz unter Beteiligung einer Hamburger Delegation organisiert. Vor allem seinem Engagement ist es zu verdanken, dass in den vergangenen 28 Jahren mehr als 1550 indischen Patient:innen nach der Operation ihrer LKG-Spalte ein befreites Lächeln aufsetzen konnten.

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