Der Aufbau der Wirbelsäule

Die menschliche Wirbelsäule zeichnet sich durch ihre typische Doppel-S-Form aus. Die Krümmung nach vorne heißt in der Fachsprache „Lordose“, die Krümmung nach hinten „Kyphose“. Wie eine Gliederkette setzt sich die Wirbelsäule aus insgesamt 24 beweglichen Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäulensegmenten sowie Kreuzbein und Steißbein zusammen. Diese bestehen – mit Ausnahme des ersten und zweiten Halswirbels -  aus Wirbelkörper, Wirbelbogen und Wirbelfortsätzen. Zwischen den Segmenten befinden sich die Bandscheiben. Bänder, Sehnen und Muskulatur sorgen für die nötige Stabilität der Konstruktion.

Die Bandscheiben bestehen aus einem festen äußeren Faserring und einem weichen, elastischen Gallertkern. Wie Stoßdämpfer puffern sie Erschütterungen ab und sorgen dafür, dass die Wirbelkörper nicht aneinander reiben. Sie ernähren sich nicht über die Blutgefäße, sondern über Bewegung. Wie ein Schwamm nehmen sie bei Entlastung Wasser und Nährstoffe aus der Umgebung auf; bei Belastung geben sie wieder Flüssigkeit ab und werden dünner. Das ist auch der Grund, warum wir morgens nach dem Aufstehen größer sind als abends. Im Laufe des Lebens sinkt der Wassergehalt in den Bandscheiben, sie verlieren ihre Elastizität und die Faserringe werden rissig.

Wie entstehen Rückenschmerzen?

Rückenleiden haben viele Ursachen und sind keine Frage des Alters. Schon junge Bewegungsmuffel, die stundenlang am Computer sitzen, sind betroffen. Außerdem spielen Übergewicht, Überlastungen (z.B. durch schwere körperliche Arbeit), Fehlhaltungen, falsche Bewegungsmuster, aber auch Stress und andere psychische Faktoren bei der Entstehung von Rückenschmerzen eine Rolle.

In den meisten Fällen stecken jedoch degenerative (verschleißbedingte) Veränderungen dahinter, denn die Wirbelsäule zeigt schon ab dem 20. Lebensjahr erste Abnutzungserscheinungen!

Bei einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) verlagert sich der Gallertkern nach außen. Durchbricht er dabei den Faserring und tritt in den Rückenmarkskanal ein, handelt es sich um einen Bandscheibenvorfall (Prolaps).

Zu den verschleißbedingten Wirbelsäulenleiden zählen unterschiedliche Krankheitsbilder, die einzeln oder gemeinsam auftreten können. Sie alle haben ihren Ursprung in der sich verschlechternden Ernährung der Bandscheiben. Die Beschwerden treten bevorzugt an der unteren Lendenwirbelsäule auf. Dort lastet der größte Druck durch das Körpergewicht. Außerdem werden die Strukturen in diesem Bereich bei Drehbewegungen am meisten beansprucht. Und ist ein Segment erst einmal beschädigt, wirkt sich dies unmittelbar auf die benachbarten Segmente und schließlich auf das ganze Gefüge aus.

Verschiebt sich der Inhalt der Bandscheibe in Richtung Rückenmarkskanal entstehen Schmerzen, Taubheitsgefühle und Lähmungs- erscheinungen.

Im weiteren Verlauf des degenerativen Geschehens an Bandscheiben, Gelenken und Bändern können die einzelnen Bewegungselemente instabil werden und sich gegeneinander verschieben. Dieses Wirbelgleiten (Spondylolisthese) versucht der Körper auszugleichen, indem er Auswüchse an den Wirbelkörpern bildet. Die knöchernen Sporne ragen in den Wirbelkanal hinein und drücken auf das Rückenmark sowie die austretenden Nervenwurzeln (Spinalkanalstenose). Im Falle eines Facettensyndroms spielen sich an den kleinen Wirbelgelenken (Facetten) die gleichen Prozesse ab wie bei einer Arthrose des Knie- oder Hüftgelenks. Aufgrund der zunehmenden mechanischen Belastung nimmt die Knorpelschicht Schaden, das Gelenk entzündet sich und schmerzt.

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