"Die Lunge vergisst nicht"

Wie reagiert die Lunge auf die vielen Umwelteinflüsse, die ein Menschenleben lang auf sie einwirken? "Die Lunge vergisst nicht!“ Sagte gestern Prof. Dr. med Jürgen Behr, Chefarzt der Asklepios Fachkliniken München Gauting zum Thema "Lungengesundheit und Umwelt" auf dem Patientenforum Lunge. Auf dieser Veranstaltung des Helmholtz Zentrums, erstmalig in Kooperation mit der Lungenfachklinik Gauting, tauschten sich gestern rund 120 Teilnehmer mit Medizinern und Wissenschaftler aus. Aus Gauting noch mit dabei: Oberärtzin Dr. Sarah-Christin Mavi zum Thema Prävention und Gesche Wartner, Atmungstherapeutin mit praktischen Übrungen aus der Atemtherapie. Eine tolle Veranstaltung!

Die Vorträge des Patientenforums Lunge im Überblick

 

Luftschadstoffe und Gesundheit: Kleine Teilchen, große Wirkung
Dr. Regina Pickford, Helmholtz Zentrum München

„Man kann sich nicht aussuchen was man atmet.“ Mit diesen Worten eröffnete Regina Pickford, vom Helmholtz Zentrum München ihren Vortrag zum Thema „Luftschadstoffe und Gesundheit“. Die Epidemiologin sprach über die großen gesundheitlichen Auswirkungen der kleinsten Teilchen, die uns tagtäglich in der Luft, die wir atmen umgeben. Große Bevölkerungsstudien zeigen, dass sich die Belastung mit Luftschadstoffen in vielerlei Hinsicht negativ auf unsere Gesundheit auswirken kann. Die Lunge mit ihrer großen Oberfläche ist ganz besonders den Inhaltsstoffen der Luft ausgesetzt, eine Verstärkung von bestehenden Atemwegssymptome kann die Folge sein. Trotz aller Bedenken zeigen Studien allerdings auch, dass die Vorteile körperlicher Betätigung überwiegen.

 

Nanopartikel und ihr Einfluss auf die Lungengesundheit
Dr. Tobias Stöger, Helmholtz Zentrum München

Mit Nanopartikeln, also Teilchen, die noch weit kleiner sind als Feinstaub sind, beschäftigte sich Tobias Stöger vom Institut für Lungenbiologie am Helmholtz Zentrum München in seinem Vortrag. Gerade diese ultrafeinen Teilchen von einer Größe zwischen 100 und einem Nanometer gelangen besonders tief in die Lunge hinein. Sie können dort Entzündungsreaktionen auslösen, die letztendlich auch zu Lungenerkrankungen und Herzkreislauferkrankungen beitragen können. Auf Nachfrage aus dem Publikum betonte Stöger aber auch: Nicht überall wo Nano draufstehe, sei auch eine schädliche Wirkung drin. 

 

Kindliches Asthma – Welchen Einfluss hat die Umwelt?
Dr. Nicole Maison, Klinikum der Universität München

Weltweit gehen ca. 15 Prozent aller Asthma-Erkrankungen im Kindesalter auf Umweltschadstoffe zurück, so Dr. Nicole Maison vom Dr. von Haunerschen Kinderspital München. Studien belegen, dass einer der größten Risikofaktoren allerdings noch immer das Rauchen ist. Sowohl das aktive Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft, als auch das Passivrauchen in der frühen Kindheit erhöhen das Risiko für Asthma bei Kindern. Überraschend ist, dass das Asthma-Risiko sogar von vorherigen Generationen beeinflust werden, also wenn die Großmutter in der Schwangerschaft geraucht hat. Der Konsum der vermeintlich „gesünderen“ E-Zigaretten hängt mit Asthma bei Jugendlichen zusammen. Positive Umwelteinflüsse auf das Asthma-Risiko gibt es auch: So erkranken Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, statistisch seltener an allergischen Erkrankungen, zeigt der sogenannte Bauernhofeffekt.

 

Wenn die Lunge vernarbt: Lungenfibrose und ihre Auslöser
Prof. Dr. Jürgen Behr, Chefarzt Asklepios Fachkliniken München-Gauting und Klinikum der Universität München

Die Lungenfibrose - also die Vernarbung der Lunge – und ihre Auslöser waren Thema des Vortrags von Prof. Jürgen Behr. Bei der häufigsten Form, der idiopathischen Lungenfibrose, sind Ursachen noch immer unbekannt. Auch genetische Veränderungen oder äußere Einflüsse, wie Medikamente, Dämpfe und Stäube, Schimmelpilzsporen oder auch Bestrahlung können die Entstehung einer Lungenfibrose zumindest in Teilen beeinflussen. Ärzte müssen ihren Patienten genau zuhören, denn für eine zielführende Therapie ist das Abschalten der Auslöser wichtig. Auch Rauchen kann sich noch lange Zeit später, negativ auswirken „Die Lunge vergisst nichts.“, so Behr. Zudem betonte er die Wichtigkeit von klinikschen Studien in diesem Bereich und wie froh er sei, aktuelle Forschungsideen und -ergebnisse im Rahmen von Veranstaltungen wie dem Patientenforum Lunge direkt an die Patientinnen und Patienten weitergeben zu können. 

 

Prävention: Was kann man selbst für eine gesunde Lunge tun?
Dr. Sarah-Christin Mavi, Oberärtzin Asklepios Fachkliniken München-Gauting

Umfassende Tipps zur Frage, was man selbst für eine gesunde Lunge tun kann, gab Sarah-Christin Mavi, Oberärtzin in Gauting.

Wichtige Punkte seien hier besonders der Rauchstopp, regelmäßige Bewegung, das Impfen und die Allergieprävention. Für Menschen mit Lungenerkrankungen hob sie in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung von Lungensport hervor – spezielle Trainingseinheiten, die das Leben mit einer Lungenerkrankung verbessern sollen.

 

Richtig Atmen: Atemtherapie und Übungen für zu Hause
Gesche Wartner, Atmungstherapeutin, Gauting

Praktische Tipps zur Atemtherapie auch für Zuhause gab Gesche Wartner zum Abschluss der Veranstaltung. Ein zentraler Bestandteil sei die dosierte Lippenbremse, die Menschen mit Atemwegskrankheiten zum Beispiel beim Treppensteigen oder in anderen Situationen der Atemnot gute Dienste leisten kann. Besonders wichtig: Nicht pressen beim Ausatmen, sondern die Luft gleichmäßig, eher passiv als aktiv zwischen den Lippen ausströmen lassen.

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