Stadtroda beginnt als eine der ersten Thüringer Kliniken mit neuer Alzheimer-Therapie
Behandlungsmöglichkeit mit Antikörpern verlangsamt Krankheitsverlauf der Demenz-Erkrankung
Das Asklepios Fachklinikum Stadtroda hat kürzlich als eine der ersten Kliniken in Thüringen mit einer neuen Therapie der Alzheimer-Krankheit begonnen. „Seit September bieten wir eine Behandlungsmöglichkeit mit Antikörpern an. Diese richten sich gezielt gegen das schädliche Eiweiß Beta Amyloid, das sich bei Alzheimer im Gehirn ablagert“, erklärt der Stellvertretende Ärztliche Direktor Prof. Dr. David Weise.
„Patienten können an unserem Fachklinikum für Neurologie und Psychiatrie nun mit Infusionen gegen dieses Eiweiß behandelt werden“, sagt Neurologin Dr. Monique Radscheidt, Oberärztin der Gerontopsychiatrie. „Mit diesen Infusionen wird das Eiweiß aus dem Gehirn `herausgewaschen`“, veranschaulicht Prof. Weise, der Chefarzt der Klinik für Neurologie und Schmerztherapie ist.
„Mit Hilfe des neuartigen Therapieverfahrens können der Abbauprozess der Nervenzellen verlangsamt und die Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit aufgehalten werden, wodurch sich der Krankheitsverlauf über einen gewissen Zeitraum stabilisiert“, freut sich Prof. Weise. In den USA wird die Methode bereits seit zwei Jahren angewendet. In Deutschland ist sie gerade erst zugelassen worden.
„Wir haben begonnen, die ersten Patienten der Interdisziplinären Gedächtnisambulanz bzw. der neurologischen Ambulanz zu behandeln“, berichtet der Chefarzt. Die neuartige Therapie findet unter strenger Überwachung mittels spezieller MRT-Untersuchungen des Kopfes statt.
Sie eignet sich für Patienten, die leicht beeinträchtigt sind oder sich im Anfangsstadium befinden, bei denen durch Untersuchungen des Nervenwassers oder speziellen nuklearmedizinischen Untersuchungen die Alzheimererkrankung gesichert diagnostiziert wurde.
Zudem müssen die Ergebnisse der Blutuntersuchungen bestimmte Kriterien erfüllen, da ein gewisses Risiko für Blutungen oder Gehirnödeme nicht auszuschließen ist.
Die Behandlung erfolgt alle zwei bis vier Wochen, ihre Dauer hängt vom Präparat und vom Verlauf der Behandlung ab.
„Die neue Behandlungsmethode ist äußerst vielversprechend. Dennoch kann sie die wichtigen nicht-medikamentösen Bausteine der Alzheimer-Behandlung nicht ersetzen. Patienten sollten darauf achten, dass sie geistig und sportlich aktiv bleiben sowie soziale Kontakte pflegen“, unterstreicht Dr. Monique Radscheidt.
„Thüringen altert schneller als der Bundesdurchschnitt“, bedauert die Oberärztin. Psychiatrische Erkrankungen des Alters fallen daher regional besonders ins Gewicht. Entsprechend stehen insbesondere im Freistaat nicht nur die Medizin, sondern auch die Gesellschaft als Ganze vor einer großen Herausforderung im Hinblick auf die medizinische Versorgung einer alternden Bevölkerung und der Prävention. Gegenwärtig sind etwa 1,4 Millionen Menschen in Deutschland an Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz erkrankt.
„Patienten mit dementiellen Erkrankungen profitieren an unserem Klinikum von der hervorragenden interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Psychiatrie und Neurologie. Die ganzheitliche Betreuung wird zudem noch durch unsere hauseigene Radiologie kompettiert. Unsere Fachkräfte bringen ihr Wissen aus all diesen Disziplinen ein, um eine präzise Diagnose zu stellen und individuell abgestimmte Therapiepläne zu entwickeln“, betont die Oberärztin.