Psychoonkologie von hoher Bedeutung in moderner Krebsmedizin

Alljährlich am 10. Oktober rückt anlässlich des internationalen Tages für seelische Gesundheit (World Mental Health Day) die Psyche in den öffentlichen Fokus. Besonders bei Krebserkrankungen spielt sie eine entscheidende Rolle, wenn sich durch eine Diagnose von heute auf morgen der gewohnte Alltag verändert. Wir haben mit Dr. Bärbel Kolbe, Psychoonkologin in der Asklepios Klinik Altona gesprochen.

Warum ist die psychoonkologische Betreuung von Tumorpatienten so wichtig?

Krebserkrankungen sind bis heute die Erkrankungen, welche in der Bevölkerung die meisten Ängste auslösen. Sie bedeuten sowohl für die Betroffenen, als auch für ihre Angehörigen einen massiven Einschnitt in ihr Leben, der große Umstellungen und Neuorientierungen in allen Lebensbereichen nötig macht und mit einer hohen psychischen Belastung einhergehen kann. Der vertraute Alltag funktioniert nicht mehr, Fähigkeiten und Leistungsvermögen der Betroffenen können sich durch die notwendigen Behandlungen verändern und es können Konflikte in Familie, Freundeskreis und Beruf auftreten. Diese Belastungen erfordern hohe Anpassungsleistungen und viele Patienten reagieren mit Ängsten, innerer Unruhe, Sorgen, Hilflosigkeit und Niedergeschlagenheit.

 

Untersuchungen haben ergeben, dass ca. 30 % der Betroffenen psychoonkologische Unterstützung während der stationären Therapie benötigen und davon profitieren. Die Auseinandersetzung mit einer Tumorerkrankung und deren Behandlung erfordert viel Kraft und Belastbarkeit. Je stabiler die Patienten psychisch sind, desto besser sind sie auch in der Lage mit den körperlichen Belastungen der Behandlung umzugehen. Psychoonkologische Gespräche können dazu beitragen, das innere Gleichgewicht wiederherzustellen und hilfreiche Strategien im Umgang mit den Belastungen zu entwickeln. Das kann Betroffenen ermöglichen, Kraftressourcen zu entwickeln und so mit den notwendigen Behandlungen besser zurechtzukommen.

Wie sieht die psychoonkologische Arbeit in der Praxis aus?

Das psychoonkologische Angebot umfasst sowohl Einzelgespräche mit Betroffenen oder Angehörigen

als auch gemeinsame Gespräche mit Paaren oder Familien. In diesen Gesprächen geht es thematisch in der Regel um die Krankheitsverarbeitung und um Hilfe beim Umgang mit belastenden Gefühlen.

Anleitungen zu Entspannungs- und Imaginationsübungen können zusätzlich beim Umgang mit Schlafstörungen, Angst und Stress hilfreich sein.

 

Gemeinsame Gespräche mit Betroffenen und ihren Angehörigen helfen die Kommunikation über die Erkrankung zu erleichtern und das gegenseitige Verständnis füreinander wieder zu stärken. Paar- oder Familiengespräche sorgen dafür, dass alle Beteiligten den gleichen Informationsstand haben und auch mit unterschiedlichen Krankheitsverarbeitungsstrategien umgehen lernen. Eltern haben oft Sorge, die eigenen Kinder zu belasten und benötigen dann Unterstützung bei der Frage, wie sie mit ihren Kindern am besten über die Krankheit sprechen.

 

Psychoonkologische Gespräche ermöglichen dabei Entlastung und Unterstützung in allen Krankheitsphasen. Sie stellen einen Ort dar, in dem in einem vertrauensvollen und geschützten Raum sämtliche Themen angesprochen werden können, die für die Bewältigung der veränderten Lebenssituation wichtig sind und um eine neue Perspektive zu entwickeln.

Wer kann psychoonkologische Hilfe in Anspruch nehmen?

Wenn Ängste und depressive Verstimmungen ein Ausmaß erreichen, dass die Lebensqualität und die Lebensfreude massiv beeinträchtigt sind, ist eine psychoonkologische Unterstützung indiziert.

Diese kann in allen Phasen der Erkrankung sinnvoll sein. Sowohl in der stationären Behandlung als auch im ambulanten Bereich gibt es Angebote durch psychoonkologisch geschulte Psychologen, Psychotherapeuten und Krebsberatungsstellen.  

 

Auch Angehörigen und enge Freunde sind durch die Konfrontation mit der Erkrankung oft belastet. Dabei sind sie wichtige Stützpfeiler bei der Bewältigung für die Patienten. Von daher kann das Angebot psychoonkologischer Gespräche nicht nur von den Patienten, sondern auch von nahestehenden Bezugspersonen in Anspruch genommen werden. Oft entlasten schon wenige Beratungsgespräche und erleichtern die Kommunikation über die Erkrankung.

 

In allen Asklepios Kliniken in Hamburg gibt es psychoonkologisch tätige Ansprechpartner. Während der Behandlung im Asklepios Tumorzentrum Hamburg können Termine über die Ärzte oder Pflegekräfte vermittelt werden oder auch direkt über die Psychoonkologen vor Ort. Die stationäre psychoonkologische Versorgung ist dabei integrierter und elementarer Bestandteil der onkologischen Behandlung.

Informationen zum Welthospitztag (ebenfalls heute am 10.10.2020) und zur Hamburger Hospitzwoche

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