Klinik für Persönlichkeits- und Traumafolgestörungen

Foto: Portrait Severus - Chefarzt
PD Dr. Emanuel Severus - Chefarzt Klinik für Persönlichkeits- und Traumafolgestörungen

Um dem Anspruch auf eine möglichst effiziente und moderne Therapie mit Integration unterschiedlicher Ansätze innerhalb der großen Gruppe der Persönlichkeitsstörungen gerecht werden zu können, wurden in unserer Fachabteilung Behandlungseinheiten mit verschiedenen Schwerpunkten eingerichtet. Dabei finden insbesondere psychodynamische, verhaltenstherapeutische, soziotherapeutische, kunst-, ergo, theater- und körpertherapeutische sowie psychopharmakologische Elemente Anwendung.

Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung

Interview mit Dr. Emanuel Severus zum Thema komplexe Posttraumatische Belastungsstörung

Der Chefarzt der Klinik für Persönlichkeits- und Traumafolgestörungen, PD Dr. Emanuel Severus erklärt, wie sich die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung, u.a. auch nach sexuellem im Kindesalter Mißbrauch zeigen und welche Bedeutung der Therapie hierbei insbesondere zukommt.

Schwere sowie anhaltende und/oder wiederholte Traumatisierungen wie Misshandlungen oder sexueller Kindesmißbrauch, physische oder emotionale Vernachlässigung in der Kindheit, können sich zu einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung auswirken. Diese kann auch erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung (Monate bis Jahrzehnte) nach dem Erlebten in Erscheinung treten.

Während eine klassischen Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) durch ein Einzelereignis verursacht werden kann, geht der komplexen Form ein breites Spektrum an Angriffen oder Beeinträchtigungen vorweg, die häufig über einen längeren Zeitraum stattfanden. 

Kurzes Medizin-ABC: Die Borderline-Störung

PD Dr. Emanuel Severus, Chefarzt der Klinik für Persönlichkeits- und Traumafolgestörungen, erklärt in diesem kurzen ABC die Merkmale einer Borderline-Störung und gibt einen Überblick über mögliche Therapeieoptionen. 

Krankheitsbilder

Borderline Persönlichkeitsstörung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet von Instabilität und Unsicherheit im Verhältnis zu sich selbst und zu anderen. Sie beeinträchtigt die Gefühle, das Denken und Handeln der Betroffenen. Häufig kommt es zu selbstverletzendem Verhalten bis hin zu Selbstmordversuchen. Über die Ursachen, Symptome und Therapien spricht Moderatorin Theresa von Tiedemann mit Dr. Birger Dulz, Chefarzt der Abteilung für Persönlichkeits- und Traumafolgestörungen in der Asklepios Klinik Nord - Ochsenzoll.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Von Menschen mit einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung wird oft angenommen, dass sie ein besonders starkes Selbstbewusstsein hätten. Tatsächlich besteht aber eine übermäßige Empfindlichkeit bei Kritik oder in anderen (vermeintlichen) Kränkungssituationen: das Selbstbewusstsein bzw. das Selbstwerterleben ist nämlich ausgesprochen instabil. Die Betroffenen haben ein gesteigertes Bedürfnis nach Bestätigung und Bewunderung von anderen, und in Gesprächen sind sie oft prahlerisch bzw. monologisierend. Die Sichtweisen und Bedürfnisse ihrer Mitmenschen können sie nur unzureichend wahrnehmen. Ihr Selbstbild ist oft unrealistisch – mit einer Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Das kann in quälende Minderwertigkeits- und Kleinheitsgefühle umschlagen (bis hin zu Suizidversuchen). Die Beziehungsfähigkeit ist in der Regel deutlich eingeschränkt.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer Antisozialen Persönlichkeitsstörung fällt es schwer, sich an gesellschaftliche Regeln und Gesetze zu halten. Vielmehr sehen sie diese Anpassung als Schwäche an. Sie verletzen häufig die Grenzen anderer und begehen Straftaten, wobei sie gleichgültig, rational und ohne Reue erscheinen, da es ihnen schwer fällt, sich in andere einzufühlen. Sie neigen dazu, andere zu manipulieren, verhalten sich dabei teilweise vordergründig charmant und redegewandt, können aber auch reizbar und aggressiv sein. Ihr Verhalten ist gekennzeichnet von Verantwortungslosigkeit. In Beruf und Partnerschaft langweilen sie sich schnell und sind unzuverlässig. Sie sind kaum in der Lage, Frustrationen auszuhalten und häufig auf der Suche nach kurzfristigen Vorteilen, Vergnügungen und Risiken. Sie handeln dabei ungestüm und planlos, wenig auf langfristige Konsequenzen bedacht. Gerade wenn sie doch fähig sind, sich in andere einzufühlen, kann eine Therapie erfolgreich sein.

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer Histrionischen Persönlichkeitsstörung zeigen einen intensiven, rasch wechselnden Ausdruck von Emotionen, der von den Mitmenschen als übertrieben dramatisch und teilweise oberflächlich erlebt wird. Betroffene lassen sich leicht durch andere Personen oder äußere Umstände beeinflussen. Oft zeigen sie eine ausgeprägte Beschäftigung mit der eigenen körperlichen Attraktivität und sind leicht kränkbar. Personen, die unter dieser Persönlichkeitsstörung leiden, haben ein hohes Bedürfnis nach Anerkennung und danach, im Mittelpunkt zu stehen. Gelingt dies nicht, fühlen sie sich häufig ohnmächtig oder wertlos.

Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung

Personen mit einer Selbstunsicheren oder auch Ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung haben große Schwierigkeiten, sich auf neue Kontakte oder Aktivitäten einzulassen: aus der Angst heraus, kritisiert, beschämt, abgelehnt oder zurückgewiesen zu werden. Entsprechende Situationen werden weitgehend gemieden. Zugleich wird dem Gefühl der körperlichen und sozialen Sicherheit Vorrang gegeben. In der zwischenmenschlichen Wahrnehmung besteht eine hohe Sensibilität für ablehnende und kritische Äußerungen des Gegenübers. Die Betroffenen bewerten sich selbst oft als unzulänglich, unattraktiv, ungeschickt und anderen unterlegen und können so permanente Gefühle von Anspannung und Besorgtheit erleben. In der Folge kann es zu einer sehr eingeschränkten Lebensweise und tiefgreifenden Störungen in den sozialen Beziehungen und in der Selbstwahrnehmung kommen.

Dependente Persönlichkeitsstörung

Die Dependente (Abhängige) Persönlichkeitsstörung zeichnet sich aus durch das überdauernde Bedürfnis, versorgt zu werden, eine Unfähigkeit, Entscheidungen alleine zu treffen, sowie durch massive Verlassenheits- und Trennungsängste – einhergehend mit anklammerndem und häufig unterwürfigem Verhalten. Menschen mit dieser Störung fühlen sich schwach, hilflos, unfähig und unzulänglich; häufig besteht die überwältigende Angst, alleine nicht überleben zu können. Aus diesem Grund meiden Dependente Verantwortung und ermuntern andere, an ihrer Stelle Entscheidungen für sie zu treffen. Aus Angst, die Unterstützung und Fürsorge anderer zu verlieren, ordnen die Betroffenen ihre Bedürfnisse denen anderer unter und wagen es häufig nicht, eigene Ansprüche geltend zu machen oder eine abweichende Meinung zu vertreten. Manchmal geraten Menschen mit einer Dependenten Persönlichkeitsstörung in unangemessene Abhängigkeitsbeziehungen und schaffen es nicht, sich zu trennen, selbst wenn sie sehr schlecht behandelt werden (z.B. geschlagen werden). Zu krisenhaften Zuspitzungen kommt es in der Regel nach dem Verlust einer Bezugsperson, z.B. wenn diese sich trennt.  

Paranoide Persönlichkeitsstörung

Die Paranoide Persönlichkeitsstörung ist nicht zu verwechseln mit der paranoiden Psychose bzw. paranoiden Schizophrenie. Besonderheiten bei der Paranoiden Persönlichkeitsstörung sind ein gesteigertes Misstrauen, eine hohe Kränkbarkeit und eine Streitlust. Schon bei kleinen Anlässen oder auch ohne Grund fühlen sich die Betroffenen angegriffen, beleidigt oder beschämt, und es kommt zu heftigen Überreaktionen, manchmal auch gewalttätiger Art. Anderen Menschen werden oft böse Absichten unterstellt, auch wenn diese es gut mit ihnen meinen. Ein klärendes Gespräch scheitert oft daran, dass die Betroffenen selbstgerecht und unflexibel an ihrem Standpunkt festhalten, oder dass sie die Tatsachen verdrehen. Dieses machen sie aber nicht absichtlich, sondern sie wähnen sich völlig im Recht.  Menschen mit einer Paranoiden Persönlichkeitsstörung sind oft sehr nachtragend und rachsüchtig. Die Beziehungsfähigkeit ist in der Regel extrem eingeschränkt.

Posttraumatische Belastungsstörung

Die Posttraumatische Belastungsstörung ist eine Folgeerkrankung nach einem oder mehreren traumatischen Erlebnissen. Dabei können diese Erfahrungen einen selbst oder nahe Bezugspersonen betreffen. Zu traumatischen Ereignissen können sexueller Missbrauch, Gewalterfahrungen, Kriegserlebnisse, Unfälle oder Naturkatastrophen gehören. Die Symptome treten in der Regel innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Ereignis bzw. nach Ende der traumatischen Erfahrungen auf. Häufige Symptome sind:

  • anhaltende sich aufdrängende Erinnerungen in Form von Flashbacks oder Albträumen
  • teilweise oder vollständige Unfähigkeit, sich an das traumatische Erlebnis zu erinnern
  • mit dem Trauma in Verbindung stehende Ängste und ein damit verbundenes Vermeidungsverhalten
  • eine dauerhaft erhöhte innere Anspannung, erhöhte Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit oder Schlafstörungen
  • dissoziative Symptome (neben sich stehen, „wegdriften“, Gedächtnislücken, Störung der Körperwahrnehmung)

Unser Behandlungsangebot

Die Therapiemethode wählen wir danach aus, welches Vorgehen bei jedem einzelnen Patienten am erfolgversprechendsten sein dürfte. Nur Verhaltenstherapie oder nur tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie anzuwenden wäre aus Sicht der Mitarbeiter der Abteilung ein Berücksichtigen von Glaubensfragen statt von Ergebnissen therapeutischer Forschung. Somit kommen bei uns – anders als in vielen Kliniken – sowohl tiefenpsychologische Verfahren (insbes. auch Übertragungsfokussierte Psychotherapie [TFP] und Mentalisierungsbasierte Therapie [MBT]) als auch verhaltenstherapeutische Verfahren (insbes. Dialektisch-Behaviorale Therapie [DBT]) zur Anwendung.

Weiterführende Informationen

Hamburger Netzwerk Borderline (derzeit pausiert)

Das Hamburger Netzwerk Borderline ist eine (hamburger) Arbeitsgruppe, die das Ziel hat, fachliches Know-how über Borderline-Persönlichkeiten im (außer)klinischen Bereich zu verankern; Qualität und Fachlichkeit sollen verbessert werden.

Dieses wird im Rahmen monatlicher Treffen – durch gemeinsame Fortbildungen mit qualifizierten Referenten und in Fallbesprechungen / Supervisionen – erreicht. Konzepte für die speziellen Anforderungen bei der Versorgung von Patienten / Klienten mit einer Persönlichkeitsstörung im komplementären Bereich wurden erarbeitet. Übergänge von der Klinik in den außerklinischen Bereich sollen besser koordiniert und vernetzt geschehen.

Zum Hamburger Netzwerk Borderline gehören die Station O52A („Borderline-Station“) der Asklepios Klinik Nord sowie mehrere ambulante, teilstationäre und stationäre hamburger Einrichtungen. Das Netzwerk ist Mitveranstalter des „Hamburger Symposium Persönlichkeitsstörungen“, das jährlich im September am jeweils ersten Freitag und Samstag stattfindet. 
 
Weitere Informationen: www.borderline-hamburg.de

Hamburger Symposium Persönlichkeitsstörungen

Am 6. und 7. September 2024 findet eine neue Auflage des Hamburger Symposiums Persönlichkeitsstörungen statt.

Das übergreifende Thema dieses 20. Symposiums lautet: "Von zu viel und zu wenig"

Zahlreiche Mitarbeitende des Fachbereichs werden teilnehmen und ihr Wissen weitergeben und erweitern. Weiterführende Informationen folgen im Frühjahr 2024.

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