Psychiatrische Behandlung für Kinder und Jugendliche im gewohnten häuslichen Umfeld

Dr. med. Martin Schumm
Dr. Martin Schumm - Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie © Asklepios

Kinder und Jugendliche, die dringend stationär behandelt werden müssten, bei denen dies aber bevorzugt im gewohnten sozialen Umfeld stattfinden sollte, profitieren von der Möglichkeit einer Stationsäquivalenten Behandlung (StäB). 

Diese entspricht in allen wesentlichen Anforderungen einer vollstationären Behandlung, die allerdings im gewohnten heimischen Umfeld durchgeführt wird. Sie greift seit mehr als zwei Jahren als etabliertes Behandlungsangebot bei Kindern und Jugendlichen, wenn aufgrund einer schweren psychischen Symptomatik eine tagesklinische oder ambulante Behandlung nicht ausreicht oder in bereits wiederholten stationären Behandlungen nicht die gewünschten Ziele erreicht wurden. 

Die psychiatrische Behandlung im gewohnten häuslichen Umfeld kann bei Kindern und Jugendlichen jedoch auch eine sinnvolle Alternative sein, wenn Patienten sich störungsbedingt weigern, ins Krankenhaus zu gehen, obwohl sie der Behandlung dringend bedürfen oder wenn durch eine Herausnahme aus dem sozialen Umfeld durch einen Krankenhausaufenthalt eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes anzunehmen ist. Ob die Bedingungen für eine Stationsäquivalente Behandlung geeignet sind, wird im Rahmen eines häuslichen Vor-Ort-Termins durch Teammitglieder, die möglichen Patientinnen und Patienten sowie deren Bezugspersonen erörtert. Alle im Haushalt lebenden Erwachsenen müssen mit der stationsäquivalenten Behandlung übrigens einverstanden sein.

„Täglich sucht eine Person aus unserem multiprofessionellen Team den jungen Patienten zu Hause auf“, erklärt Dr. Martin Schumm, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Asklepios Fachklinikum Stadtroda. Zum durchgehend erreichbaren Team gehören Psychiater, Psychologen, Sozialarbeiter, Pfleger und Erzieher.

Das Team bekommt auf diese Weise auch einen besseren Einblick ins häusliche Umfeld und einen kontinuierlichen Kontakt zu den im Haushalt lebenden Menschen. Die jungen Patienten können weiterhin in die gewohnte Schule gehen und ihre Hobbys verfolgen. „Das Ziel der stationsäquivalenten Behandlung ist es, dass die Krankheitssymptome reduziert werden und dass die Lebensqualität steigt, während der Alltag und die bereits erworbene Selbständigkeit der Kinder und Jugendlichen im Rahmen der Möglichkeiten beibehalten werden“, sagt Dr. Schumm.

Jede Berufsgruppe aus dem Team verfolgt dabei bestimmte Aufgaben. So können beispielsweise bei angstbesetzter Schulvermeidung pädagogisch und therapeutisch begleitete unterstützende Maßnahmen direkt in der Schulsituation erprobt und beübt werden. Zudem gelingt es durch den häufigen Kontakt zu den unmittelbaren Bezugspersonen,  diese zu befähigen, besser mit dem Krankheitsbild umzugehen. „Ein typisches Symptom bei angstbesetzter Schulvermeidung sind unter anderem frühmorgendliche Bauchschmerzen. Unser Team hilft den betroffenen Patientinnen und Patienten unter anderem dabei, hierauf adäquat zu reagieren“, erklärt Dr. Schumm.  

„Es wird systemisch gearbeitet im Hinblick auf das System Familie, das System Schule oder das System Freunde. Das Team taucht mehr in die Alltagswelt ein als bei einer stationären Behandlung“, weiß Chefarzt Dr. Schumm. 
 

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