Aktionstag Wiederbelebung: Andrea Roth wurde ins Leben zurück geholt

Andrea Roth

Anlässlich der bundesweiten Woche der Wiederbelebung findet am Samstag in Bad Oldesloe ein Aktionstag zur Reanimation und Rettung in der Mühlenstraße statt. Eine Besucherin wird Andrea Roth sein. Die Nienwohlderin wurde vor einem halben Jahr von Ärzten des Oldesloer Krankenhauses wiederbelebt und berichtet von ihren Erfahrungen.

„Es wurde alles dunkel um mich herum“, erzählt Andrea Roth, die im Mai wegen einer Knieverletzung zur Sprechstunde ins Medizinische Versorgungszentrum Beste Trave kam. Auf dem Weg nach draußen sinkt die 49-Jährige plötzlich im Flur leblos zu Boden. Lungenembolie. Herz-Kreislaufstillstand. Eine dramatische Situation, in der Sekunden über Leben und Tod entscheiden können. Denn je länger die Organe nicht mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, desto mehr sinken die Überlebenschancen. Glück im Unglück: Dr. Agnes Wolny, Kardiologin in der Asklepios Klinik Bad Oldesloe, kam zufällig vorbei und beginnt sofort mit der Herzdruckmassage während Kollegen den sogenannte Lucas, eine mechanische Reanimationshilfe holen. „Mechanische Herzdruck-Massagegeräte haben den Vorteil, dass sie auch während des Transports kontinuierlich und gleichmäßig pumpen können. So hat das Rettungspersonal entsprechend zwei Hände mehr frei für andere Maßnahmen“, erklärt Dr. Armin Frank, Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin im Oldesloer Krankenhaus. Mit etwa 100 bis 120  Druckbewegungen pro Minute kann der beste Blutfluss durch das nicht mehr pumpende Herz eines Bewusstlosen erreicht werden. „Wer im Notfall Erste Hilfe leisten muss, kann an Musik denken: Hits wie „Stayin´Alive“ oder „Like A Prayer“ helfen bei der Herzdruckmassage den richtigen Rhythmus zu finden“, erklärt Dr. Frank, der auch als Notarzt ausgebildet ist. Doch egal, welche Musik der Ersthelfer im Kopf hat – das Wichtigste ist, dass er überhaupt hilft und keine Angst hat, etwas falsch zu machen. Diese Botschaft will auch Andrea Roth weitergeben, denn „wenn mein Herzstillstand nur ein paar Minuten später erfolgt wäre, auf der Straße, wäre ich auf das richtige Handeln eines Passanten angewiesen gewesen, der die Zeit mit einer Herzdruckmassage bis zum Eintreffen des Notarztes hätte überbrücken müssen.“

Im Krankenhaus wurde die 49-jährige ins künstliche Koma versetzt, um den Körper zu entlasten. „Ein künstliches Koma ist mit einer Narkose vergleichbar. Die Gehirnfunktion wird dabei in Sparbetrieb versetzt, der Bedarf an Sauerstoff und Nährstoffen ebenfalls. Stabilisiert sich der Zustand, werden die Narkose-Medikamente langsam verringert und der Patient wird ins Bewusstsein zurückgeholt“, erklärt Dr. Frank. Als Andrea Roth aus dem künstlichen Koma erwacht, zeigen verschiedene Tests und Untersuchungen, dass die 49-jährige auf Anweisungen reagierte, Arme und Beine bewegen konnte und ihr Gedächtnis funktionierte. „Das war wie ein zweiter Geburtstag“, sagt die Mutter zweier Töchter. „Ärzte und Krankenschwestern haben sich mit mir gefreut, dass ich noch da bin.“ Dennoch habe sich für die Beamtin etwas geändert. Die körperliche Fitness sei auch Monate nach ihrer Krankheit noch eingeschränkt. Auch seelisch habe sie zu kämpfen. „Vor der Wiederbelebung bin ich ein anderer Mensch gewesen. Ich war die Macherin. Habe immer alles auf einmal erledigt.“ Das sei jetzt anders. Heute merke sie, dass ihr Körper ihr Grenzen aufzeige. Dass sie auch Schwächen habe. „Meine eigene Endlichkeit ist viel präsenter als vorher.“ Noch im Krankenhaus hat Andrea Roth eine Liste gemacht. „Was will ich?“ „Was will ich nicht mehr?“ Dabei hat sie alles unter die Lupe genommen: Familie, Beruf, Hobbies. Um an ihrem persönlichen Beispiel zu zeigen, wie wichtig das Thema Wiederbelebung ist, besucht sie am Samstag den Aktionstag „Bad Oldesloe rettet Leben“ und freut sich darauf, ihre Retter wieder zu sehen.

Bad Oldesloe rettet Leben. Aktionstag Reanimation und Rettung mit vielen kostenfreien Aktionen: Samstag, 22. September 2018, 10-15 Uhr, Mühlenstraße, Bad Oldesloe.

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