12. ACH Ringvorlesung: Neurologie und Früh-Reha

„So früh wie möglich“ lautet das Motto der Asklepios Schlossberg Klinik Bad König, die am 14.3. durch den dortigen Chefarzt für Neurologie, Dr. med. Michael Hartwich, im Rahmen der Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence am ACH vorgestellt wurde.

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Dr. Michael Hartwich, Chefarzt an der Asklepios Schlossberg Klinik Bad König

„Zeit ist bei uns ein entscheidender Faktor: Je schneller ein Patient bei uns eine Früh-Reha beginnen kann, desto größer ist die Chance auf eine frühestmögliche erneute Teilhabe am gewohnten Leben. Bis dahin dauerte es in der Vergangenheit allerdings oft sehr lange.“ Mit diesen zeitlichen Parametern begann Dr. Hartwich seinen Vortrag am Asklepios Campus Hamburg (ACH) über die Früh-Rehabilitation in der Asklepios Schlossberg Klinik Bad König. Dorthin werden Patienten nach der Behandlung primärer Verletzungen aus anderen Kliniken verlegt, wenn aus ärztlicher Sicht mit einer Früh-Reha begonnen werden kann. 

 

Verkehrsunfälle als Ursache für Früh-Reha rückläufig

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Die drei häufigsten Ursachen für eine Einlieferung in der Exzellenzklinik in der Nähe von Frankfurt am Main stellen laut Dr. Hartwich mit 31 Prozent der Hirninfarkt dar, gefolgt von 17 Prozent CIP Fällen (Critical Illness Polyneuropathie, eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die häufig im Zusammenhang mit schweren, intensivmedizinisch behandlungspflichtigen Erkrankungen auftritt. Die gute Nachricht des Abends: Dank Airbags und Fahrradhelmen ist die Zahl der Frühreha-Patienten nach Verkehrsunfällen, die nur noch die dritthäufigste Gruppe bilden, auf 11,5 % zurückgegangen. Aufgrund des Auftretens von neurologischen und internistischen Komplikationen müssen nahezu alle Patienten initial intensivmedizinisch überwacht werden. Daher arbeitet in der Schlossberg Klinik ein 46-köpfiges Ärzteteam aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen. Zu dem interdisziplinären und multiprofessionellen Team zählen außerdem Ergo-, Musik-, Physio- und Sprachtherapeuten sowie Neuropsychologen, die die Patienten auf dem mühsamen Weg zurück in ihr Alltagsleben begleiten. 

Schwerpunkte: Beatmungsentwöhnung, Schluck- und Gangstörungen

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ACH Studierende bei der 12. Ringvorlesung

Im Fokus stehen dabei drei Behandlungsschwerpunkte: Erstens die Beatmungsentwöhnung bei Patienten, die nach Beeinträchtigungder Atmung (es können neben den Lungen auch alle Anteile des Nervensystems und der Muskulatur betroffen sein) z.B. in Folge eines Unfalls lernen sollen, ohne Trachealkanüle in der Luftröhre eigenständig zu atmen. Hierfür steht in Bad König ein neues Beatmungsportalnamens NAVA (Neurally adjusted ventitatory assist) für die Behandlung von Intensivpatienten zur Verfügung, das die nötige Unterstützung bei der Atmung genau berechnet und so die Entwöhnung erleichtert. Zweiter Behandlungsschwerpunkt in Bad König sind Schluckstörungen: Bereits seit dem Frühjahr 2018 wird bei der Behandlung neurogener Schluckstörungen eine elektrische Stimulation der zum Schlucken notwendigen Muskulatur eingesetzt. Auch beim dritten Schwerpunkt, der Gangstörung, gibt es in der Schlossberg Klinik seit vergangenem Herbst mit dem sogenannten Lokomat eine technische Unterstützung: Während des Trainings werden die Patienten in einem Exoskelett befestigt, ein roboterähnliches Gewichtsentlastungssystem, mit dem der Patient auf dem Laufband den flüssigen (physiologischen) Bewegungsablauf des Gehensübt. „Das Allerwichtigste bei der Gang-Reha ist die Wiederholungsfrequenz, die durch den Lokomat individuell und gezielt bestimmt werden kann“, erläutert der Neurologe Dr. Hartwich. 

Famulatur bei freier Kost und Logis

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Schlusswort von Prof. Dr. Karl J. Oldhafer

Da die Schlossberg Klinik kein Lehrkrankenhaus ist, konnte Dr. Hartwich den anwesenden Studierenden am Ende des Abends nur die Möglichkeit einer Famulatur anbieten. Dem „nur“ steht aber ein großes Plus gegenüber: Die Klinik übernimmt bei Interesse an einer Famulatur die Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Außerdem könne er mit einem kleinen Haus mit einem großen Ärzteteam versprechen, dass Interessenten dort Gelegenheit hätten, das Handwerk intensiv zu erlernen, von Lumbalpunktion bis zur Möglichkeit der Assistenz bei neurochirurgischen Eingriffen. „Paradiesische Zustände, die ich den Studierenden nur ans Herz legen kann“, nannte dies Prof. Dr. Karl J Oldhafer, Repräsentant des Dekans der Medizinischen Fakultät der Semmelweis Universität am ACH. Aufgrund einer längeren OP-Verpflichtung hatte er zwar nicht wie üblich die Begrüßung des Abends übernehmen können, nutzte aber das Schlusswort, um dem Referenten herzlich für den interessanten Vortrag sowie sein Kommen zu danken.

Nächste Ringvorlesung:

11.4. mit PD Dr. Gunther H. Wiest, Asklepios Lungenheilzentrum Harburg

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