Zweite Vernissage am ACH

Die künstlerische Interpretation von Gicht ist Gegenstand der Ausstellung von Jill Tegan Doherty, die am 22. März in Anwesenheit der britischen Künstlerin am Asklepios Campus Hamburg (ACH) mit einer sehr gut besuchten Vernissage eröffnet wurde.

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Hauptmotiv und Flyer "An Inescapable Pressure" der Ausstellung "GICHT"

Fünf Bilder, fünf Radierungen und eine Skulptur von Doherty sind bis Ende Juli 2018 am Asklepios Campus Hamburg (ACH) unter dem Ausstellungstitel „Kristallisation des Denkens. Gicht I Die Interpretation einer Künstlerin“ zu sehen. Alle Werke zeigen die künstlerische Auseinandersetzung mit dieser weit verbreiteten und oft mit extremen Schmerzen verbundenen Krankheit, „Etwas so wenig Ungegenständliches und Unschönes wie die Entwicklung einer Krankheit und den Schmerz in so konkreten und so schonungslosen und doch ansprechenden Bildern darzustellen, halte ich für eine bemerkenswerte Leistung“,hob Dr. Christoph Jermann, Geschäftsführer der Asklepios Medical School (AMS), in seiner Begrüßung hervor, und fuhr fort: „Ich freue mich sehr über die Tatsache, dass nach der ersten Ausstellung Ende 2016 jetzt mit Jill Tegan Doherty wiederum eine junge Künstlerin die Gelegenheit nutzt, in den Räumlichkeiten unserer selber von jungen Menschen bevölkerten Institution ihre Werke auszustellen.“

(v.l) "Within the Grasp", "An Unfortunate Gift" & "The Nest" © 2018 www.jilltegandoherty.com

Doherty, 1983 geboren in Nottingham, zog nach einer erfolgreichen Zeit in London, wo sie an zahlreichen Ausstellungen teilnahm, im November 2011 nach Berlin. Dort waren ihre Werke bisher in fünf Einzel-Ausstellungen sowie zahlreichen Gruppen-Ausstellungen zu sehen. Zu dem am ACH erstmals ausgestellten „Gout Project“ hatte sie ihr Vater inspiriert, Prof. Dr. Michael Doherty, Rheumatologe und Direktor der klinischen und epidemiologischen Forschungsabteilung an der Medizinischen Fakultät der Universität Nottingham. Er war zusammen mit seiner Frau eigens aus England angereist, und zu dritt hatten Vater, Mutter und Tochter bis kurz vor Beginn der Veranstaltung mit der Auswahl des richtigen Platzes für jedes Werk und mit der Hängung der Bilder beschäftigt.

Jill Tegan Doherty mit Ihrem Vater Michael Doherty sowie die Bronze "Embodied" © 2018 www.jilltegandoherty.com

Mit den Werken des Gicht-Projekts verfolgt Jill Doherty das Ziel, über die Gicht als vermeintliche „Reiche-Leute-Krankheit“ aufzuklären, die meist nur auf einen ungesunden Lebensstil und zu viel Alkoholkonsum zurückgeführt wird. In ihrer Einführung nannte sie daher zwei Wünsche: „Meine Bilder, die auch auf vielen Gesprächen mit an Gicht leidenden Menschen beruhen, sollen zunächst den Patienten helfen, die Perspektive auf ihre eigene Krankheit zu verändern. Und sie soll den Angehörigen helfen, die Krankheit und die damit verbundenen Schmerzen bei einer akuten Gichtattacke ein Stück weit nachvollziehen zu können.“ Ihr Vater, der seinerseits die zahlreich anwesenden Studierenden mit interessanten medizinischen Details zu Entstehung, Verbreitung und Bekämpfung der Gicht fesselte, bemerkte in seiner eigenen Ansprache: „Jills künstlerische Visualisierung der Gicht trägt dazu bei, dieser schrecklich schmerzhaften Krankheit ein Gesicht zu geben und für ein besseres Verständnis zu sorgen. Dafür bin ich ihr als Arzt sehr dankbar und fühle mich durch ihr Werk auch in meinem Tun geehrt“.

(v. l.) Dr. Christoph Jermann, PD Dr. Tobias Meyer

Weiterer Redner des Abends war PD Dr. med. Tobias Meyer, Chefarzt der IV Med. Klinik - Nephrologie und Hypertensiologie am AK Barmbek und fachverantwortlicher Dozent am ACH. Seinen Vortrag über medizinische und biochemische Daten und Fakten zur Gicht würzte er auf unterhaltsame Weise durch einen weiten Bogen von den Heimsuchungen der Römer (vor allem wegen in Bleigefäßen gelagertem und mit Bleisüße angereichertem Wein) über das gichtbedingte Aussterben einer ganzen Geier-Population in Indien vor einigen Jahren (wegen des Verzehrs der Kadaver von Kühen, die zuvor mit dem entzündungs- und schmerzhemmenden Mittel Diclofenac behandelt worden waren) bis zur Situation in den USA, wo in absehbarer Zeit die Hälfte der Bevölkerung an dem sog. metabolischen Syndrom von Fettleibigkeit, Diabetes, Herzinsuffizienz und Gicht erkrankt sein wird (besonders wegen des übermäßigen Konsums von stark fruchtzuckerhaltigen, Harnsäure generierenden Softdrinks).

Dank der künstlerischen sowie medizinischen Einführungen sowie der Versorgung mit Wein und Brezeln waren die teilnehmenden ACH Studierenden, Dozenten und externen Gäste gut gerüstet für den anschließenden Rundgang durchs Gebäude, wo überall eindrückliche Kunstwerke zum Verweilen einluden, was auch ausgiebig und lange genutzt wurde.

 

 

Jill Tegan Doherty: „Kristallisation des Denkens. Gicht I Die Interpretation einer Künstlerin.“
Bis 31. Juli 2018, Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, am Wochenende nur mit Termin.
Asklepios Campus Hamburg, Lohmühlenstraße 5, Haus P.

Ein Katalog mit ausführlichen Begleittexten zu den Werken liegt aus

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