Herbstfest am ACH mit zwei Beispielen aus der Start up Szene

Kein Fest am Asklepios Campus Hamburg ohne den berühmten Blick über den Tellerrand hinaus: Am 2. November gelang dies durch einen Talk mit zwei Berliner Startup-Gründern aus medizinnahen Bereichen.

„Herbstfest statt Sommerfest, Food-Truck statt Grill - aber wieder ein spannendes Podium und drumherum Musik, Snacks und Getränke, alte Bekannte, neue Gesichter und jede Menge Möglichkeiten, ein paar Stunden Spaß am ACH zu haben“ – so kündigte Geschäftsführer Dr. Christoph Jermann das diesjährige Fest an, das wieder zu einem fröhlichen Event am Campus wurde. Seinem Aufruf, das Haus zu fluten, kamen viele Studierende gern nach. Auch einige Alumni freuten sich über den Anlass, wieder einmal in der Lohmühlenstraße vorbeizuschauen. Belohnt wurden sie alle zunächst mit zwei beeindruckenden Beispielen erfolgreicher Startups: Selfapy GmbH, vorgestellt von Nora Blum, CEO und Gründerin, sowie simplinic, vertreten von Gründer und CEO Steffen Geyer. Im Gespräch mit der ACH Studierendensprecherin Marie Louise Lindner sowie ihrer Kommilitonin Jaqueline Amian erzählten beide, für welche Produkte (die besonders auch für angehende Ärztinnen und Ärzte interessant sind) ihre noch jungen Unternehmen stehen.

Die Online-Therapiekurse von Selfapy bieten Menschen mit Burnout, Depression, Angst- oder auch Essstörungen niederschwellig, zeitnah und dem eigenen Vorangehen angemessen effiziente Soforthilfe bei psychischen Belastungen. Die Vorteile des Angebots liegen auf der Hand: Es gibt keine Wartezeiten, die Kurse können jederzeit und überall durchgeführt werden; außerdem gibt es eine wöchentliche psychologische Begleitung per Telefon oder Chat. Dabei werden die Kosten mittlerweile sogar von einigen Krankenversicherungen übernommen, da die neunwöchigen personalisierten Online-Kurse von Selfapy vom TÜV als Medizinprodukt anerkannt wurden. Online Kurse gibt es auch für Unternehmen, die ihren Mitarbeitern effektive Prävention und Therapie bei psychischen Belastungen sowie in Stress- und Krisensituationen anbieten möchten.

Nora Blum: „In Deutschland gibt es ein riesengroßes Defizit in der Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen: Wartezeiten für ein Erstgespräch betragen bis zu drei Monaten, der Therapiebeginn ist oft noch viel später. Mein Anliegen war, mit Selfapy dazu beizutragen, diese Versorgungslücke zu schließen. Die hohe Zahl von bislang mehr als 3000 Nutzerinnen und Nutzern, die geringe Abbruchquote und die Effizienz der Kurse, die wir mit einem Psychologenteam entwickelt haben, zeigen, dass dies mit Selfapy in der Tat gelungen ist.“

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Krankenhäusern unnötige Tätigkeiten abzunehmen und ineffiziente Arbeitsabläufe zu optimieren, um die Arbeitsverdichtung zu bremsen bzw. ohne zusätzliche Arbeitsverdichtung die Produktivität der Arbeitskräfte zu steigern und dadurch insgesamt erhebliche Kosten einzusparen – das ist die Idee von simplinic. Mit digitalen Lösungen über Indoor-GPS (Echtzeitlokalisierung) ist es dem Start up in verschiedenen Projekten mit namhaften Auftraggebern gelungen, das Geräte-Tracking von zum Beispiel Ultraschallgeräten, Infusionspumpen oder Transportwagen erheblich zu optimieren. Durch einfache Apps können alle, die an dem betreffenden Prozess beteiligt sind, in kürzester Zeit freie Geräte lokalisieren. Dies spart Geräte und Zeit, die dann zusätzlich zur Betreuung der Patienten zur Verfügung steht. Ähnliches gilt für das Bettenaufbereitungsmanagement Durch eine App mit Echtzeit-Lokalisierung und -Live-Daten wird die zeitintensive Kommunikation zwischen Pflege- und Reinigungsteam über den Status von Betten (frei/sauber/noch zu reinigen) deutlich reduziert und das ebenfalls zeitraubende unnötige Anfahren von Stockwerken ohne zu reinigende Betten komplett obsolet. Durch minimierte Suchzeiten und optimierte Wege wurden so in Pilothäusern diese Prozesse bis zu 30-40 % effizienter. Gleiches ist für viele weitere Prozesse zu erwarten.

Steffen Geyer: „Für einen Betriebswirtschaftler ist ein Krankenhaus wie ein Schlaraffenland: Durch die digitale Steuerung von Live-Daten, also durch die Kombination von GPS als Schlüsseltechnologie und der Entwicklung entsprechender Algorithmen, können beliebige Prozesse effizienter gemacht werden. Dies hilft entscheidend, bei der zunehmenden Arbeitsverdichtung in Krankenhäusern etwas Abhilfe zu schaffen. Daher übernehmen mittlerweile viele Krankenhäuser die notwendigen – vergleichsweise überschaubaren - technischen Investitionen gern, da der return on investment nur allzu deutlich ist.“

Trotz knurrender Mägen und Vorfreude auf den Burger-Foodtruck vor der Türe nahm die Fragerunde nach dem Talk mit den beiden Gründern fast kein Ende. Nora Blum und Steffen Geyer erzählten bereitwillig über ihre Werdegänge, Geschäftsmodelle, ihre Motivationen und Herausforderungen, bevor sie zusammen mit den Studierenden zum Feiern in den Hörsaal gegenüber zogen.

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