Erfahrungsbericht PJ im Ausland - Teil 1 -

Viele der Studierenden am Asklepios Campus Hamburg nutzen in ihrem sechsten und letzten Studienjahr die Möglichkeit, eine oder auch mehrere der acht vorgeschriebenen Stationen ihres Praktischen Jahrs im Ausland zu verbringen.

Mehr als ein Drittel der Studierenden des 2017er Abschlussjahrgangs am Asklepios Campus Hamburg (ACH), die vor kurzem ihre Diplome erhalten haben, haben im vergangenen Jahr eine Station im Praktischen Jahr im Ausland verbracht. Davon wiederum hat sich fast die Hälfte für eine Station in einem von zwei beliebten Lehrkrankenhäusern auf Sri Lanka entschieden. Im ersten Teil des PJ-Rückblicks schildern Luisa Annemüller (27) und Johanna Brandenburg (26) ihre Erfahrungen in der Chirurgie des Teaching Hospitals Karapitiya in Galle.

Johanna Brandenburg

„Die Zeit in Sri Lanka war großartig. Ich hatte von einer Freundin das Teaching Hospital empfohlen bekommen und mich für die Chirurgie beworben, da im OP die jeweilige Fremdsprache nicht die wichtigste Voraussetzung für das medizinische Lernen ist. Fließend Englisch zu sprechen und die Fachtermini zu kennen, ist trotzdem absolut von Vorteil, da alle Singhalesen auf Englisch studieren, einen Teil ihres Studiums in England, Neuseeland oder Indien absolvieren und daher Englisch die Umgangssprache ist.

Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass diese PJ-Station weniger für Studierende eignet, die ihren künftigen Weg in der Chirurgie sehen – dafür durften wir einfach zu wenig selber machen, sondern nur die Operationen verfolgen. Das lag unter anderem daran, dass das Lehrkrankenhaus immer viele Studenten aufnimmt. Dafür war aber der Austausch gerade mit den anderen Studenten sehr interessant. Gerade die gut ausgebildeten singhalesischen Studenten haben uns auch vieles erklären können.

Auch wenn unsere Rolle eher passiv war, halte es es für eine große Bereicherung, in der Ausbildung auch ein anderes medizinisches System mit ganz anderen Problemen kennengelernt zu haben. Sri Lanka bietet sich dafür besonders an, da dort jeder das Recht auf Grundversorgung hat und die medizinische Versorgung gesichert ist. Außerdem hatten wir die Chance, ganz andere Krankheitsbilder und Heilungsverläufe kennenzulernen wie z.B. tropische Krankheiten. Gleichzeitig ist es hart mitzubekommen, wir lange Patienten oft warten müssen, wie niedrig die Hygienestandards sind und wie häufig zum Beispiel Wundheilungsstörungen auftreten, da die Nachsorge nur mangelhaft ist. Abgesehen von allen medizinischen Erfahrungen hatten wir die Gelegenheit, das Land zu bereisen und kennenzulernen, was mir ausgesprochen gut gefallen hat.“

Luisa Annemüller

„Mich hat es sehr beeindruckt, wie viele Patienten im Hospital versorgt werden. Da es viel zu wenig Pflegepersonal gibt, werden die Patienten durchgängig von Angehörigen versorgt und gepflegt. Ohne sie würde das System gar nicht funktionieren, das ist dort absolut selbstverständlich. Ich fand es außerdem interessant zu sehen, dass eine medizinische Versorgung auch mit viel weniger Mitteln möglich ist, als wir es in Deutschland gewohnt sind. Das Kennenlernen eines anderen Klinikalltages, der auch ohne die neuesten medizinischen Geräte und bildgebenden Verfahren funktioniert und eine gute Grundversorgung gewährleistet, war daher sehr prägend. Nebenbei sind wir unglaublich netten Menschen begegnet, haben eine ganz andere Kultur kennengelernt und dort zu dritt – mit dabei war auch unsere Kommilitonin Patricia Neumann - im Austausch mit vielen anderen Studenten eine spannende Zeit verbracht. Und das kann ich nur jedem empfehlen, der sein PJ plant.

Ähnlich wie Luisa kann ich allerdings eine PJ-Station in Sri Lanka für ambitionierte angehende Chirurgen nur empfehlen, wenn sie auf die praktische Erfahrung dort nicht angewiesen sind. Ich selbst will zwar in die Chirurgie gehen, bin aber seit drei Jahren bereits im studentischen Rufdienst in der Handchirurgie des  AK Harburg beschäftigt und habe daher bereits einige Praxiserfahrung gemacht.“

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