Formen der Harnableitung

Die Urinableitung nach Zystektomie erfolgt entweder über kontinente (Neoblase) oder inkontinente Methoden (Ileum-Conduit, Ureterhautstoma). Die Entscheidung für eine bestimmte Form der Harnableitung wird individuell in ausführlichen Gesprächen mit dem Patienten getroffen. Berücksichtigt werden hierbei neben dem Tumorstadium das Alter des Patienten, dessen Nebenerkrankungen, seine körperliche und geistige Fitness und dessen individuelle Wünsche. Alle Methoden der Harnableitung werden in unserer Abteilung in der Regel minimal-invasiv mit dem da Vinci – Robotersystem durchgeführt (intrakorporale Harnableitung).

Ileum-Neoblase (kontinente Ableitung)

Hierbei wird aus einem ca. 60 cm langen ausgeschalteten Dünndarmstück eine neue Ersatzblase modelliert. Diese wird an Stelle der ursprünglichen Blase im kleinen Becken an die Harnröhre und die beiden Harnleiter angeschlossen. Es wird also kein künstlicher Harnausgang angelegt und der Urin kann über den Schließmuskel gehalten werden.

Die Entleerung der Harnblase erfolgt willkürlich mittels Bauchpresse in regelmäßigen Abständen. Im Rahmen des 2 bis 3- wöchigen stationären Aufenthalts legen wir großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit den Physio- und Stomatherapeuten.

Hierbei wird der Patient mit seiner neuen Blase vertraut gemacht. Das Kontinenztraining bzw. eine Anleitung zur Stomaversorgung, zählen hierbei zu den wichtigsten Maßnahmen. Ebenso ist der Sozialdienst bei der Einleitung einer rehabilitativen Anschlussheilbehandlung behilflich.

Ileum-Conduit (inkontinente Ableitung)

Die Harnableitung mittels Conduit zählt zu den inkontinenten Harnableitungen. Das bedeutet es gibt keine Ersatzblase die entleert werden muss, sondern der Urin fließt kontinuierlich in einen auf der Haut aufgeklebten Auffangbeutel (Stoma). Dieser kann über ein Ventil jederzeit vom Patienten entleert werden.

 Im Rahmen der Operation werden beide Harnleiter in ein ca. 15 Zentimeter langes ausgeschaltetes Stück Darm (meistens letzter Abschnitt des Dünndarms) verpflanzt. Das offene Ende des Dünndarmstückes wird als künstlicher Ausgang (Stoma) direkt in die Haut, zumeist im rechten Unterbauch, ausgeleitet und eingenäht. Diese Art der Urinableitung stellt eine sichere Form der Harnableitung mit geringer Komplikationsrate dar. Sie eignet sich vor allem für Patienten in höherem Lebensalter.

Ureterhautstoma (inkontinente Ableitung)

Bei dieser Form der Harnableitung werden die Harnleiter direkt in die Haut eingenäht. Wie beim Conduit wird der Urin kontinuierlich aufgefangen. Der Vorteil gegenüber den anderen Formen der Harnableitung liegt in der geringen Komplikationsrate, da der Darm geschont wird. Daher kommt diese Form der Harnableitung insbesondere bei älteren Patienten mit erhöhtem operativem Risiko zur Anwendung.

Seite teilen: