Regenerative Knorpel- und Gelenkchirurgie

Neueste Therapieverfahren und internationale Expertise zur Behandlung Ihrer Gelenke

Die Gelenke besitzen einen Knorpelüberzug, der sich unter der Wirkung übertragener Kräfte verformt und damit die Kontaktflächen bereitstellt, auf denen die Flächenpressdrücke das notwendige Kräftegleichgewicht herstellen. Der Gelenkknorpel ist von Kollagenfasern durchzogen, die ihn auf dem Knochen befestigen und ihm in Kombination mit wasserbindenden Zuckermolekülen eine hohe Zug- und Druckfestigkeit verleihen.

Am Gelenkspalt schwenken die Kollagenfasern in eine horizontale Richtung und unterstützen zusammen mit einem wenige Moleküllagen breiten Schmierfilm aus Hyaluronsäure das Gleiten der Gelenkkörper. Die Pufferfunktion des Knorpels ist mit einem Schwamm vergleichbar, der unter Belastung zunächst Wasser verliert. Dadurch nähern sich negativ geladene Molekülketten an und stoßen sich ab, was den Knorpel unter Entlastung wieder aufrichten und Wasser ansaugen lässt. Knorpel besitzt keine Blutgefäße, keine Nerven und hat einen sehr langsamen Stoffwechsel, wodurch die Regenerationsfähigkeit stark eingeschränkt ist.

Dies erklärt, warum Knorpelschäden, die z.B. durch Unfälle oder chronische Überlastung entstehen, nicht heilen. Prof. Dr. Kreuz ist auf die Regeneration von Gelenkschäden spezialisiert, in nationalen sowie internationalen Gesellschaften im Bereich der Knorpel- und Geweberegeneration aktiv beteiligt und mit Spezialisten weltweit vernetzt, so dass wir in unserer Klinik modernste Behandlungsmethoden einschließlich verschiedener Techniken der autologen Knorpelzelltransplantation und stammzellbasierte Therapieverfahren anbieten können, die dem neuesten wissenschaftlichen Standard entsprechen.

Die Eingriffe lassen sich je nach Ausmaß des Defektes arthroskopisch mit hochauflösenden Kamerasystemen und Miniinstrumenten oder über kleine Inzisionen durchführen. Im Idealfall lässt sich dadurch wieder eine normale Gelenkfunktion herstellen und die Entwicklung einer Arthrose verhindern. Gerne berät Sie Prof. Dr. Kreuz in seiner Spezialsprechstunde.

Allgemeine Informationen

Diagnostik

Knorpel wird durch Röntgenstrahlen ungehindert durchdrungen, weil der Hauptbestandteil Wasser ist. Entsprechend sind Knorpelschäden im Röntgenbild nur indirekt durch eine Gelenkspaltverschmälerung diagnostizierbar. Am besten lässt sich Knorpel mit speziellen Sequenzen der Kernspintomographie und ggf. zusätzlicher Kontrastmittelgabe darstellen. Zur Beurteilung der Gelenkbiomechanik und zur Feststellung begleitender Gelenkschäden sind außerdem spezielle Untersuchungen mit Gelenktests und ggf. zusätzliche Röntgen- und Ultraschallaufnahmen notwendig.

Narkose in der regenerativen Knorpel-und Gelenkchirurgie

Für regenerative Eingriffe am Knorpel und an den Gelenken sind folgende

verschiedene Narkoseverfahren möglich:

  • Behandlung von Gelenken der oberen Extremität: Vollnarkose und / oder sog.Plexusanästhesie
  • Operationen an den unteren Extremitäten: Vollnarkose oder sog.Spinalanästhesie, bei der der Patient während dem Eingriff wach bleiben kann

Welche Art der Vollnarkose im Einzelfall die verträglichste ist, sollte individuell nach entsprechender Untersuchung des Patienten durch den Narkosearzt entschieden werden.

Ablauf der vorstationären und stationären Betreuung

Nach einer vorstationären Vorstellung, bei der der Eingriff ausführlich erklärt, der Patient den Narkoseärzten vorgestellt wird, die Blutentnahme sowie ggf. weitere Untersuchungen (EKG, Rö. Untersuchung) erfolgen, werden die Patienten am OP-Tag morgens nüchtern auf die Station aufgenommen. Vor der Operation finden letzte Kontrollen statt. Wünsche, notwendige Resterläuterungen werden besprochen.

Nach der Operation finden Mobilisation und Betreuung durch die Pflege in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Physiotherapie statt; engmaschige ärztliche Kontrolle und Betreuung ist zu jeder Zeit gewährleistet. Die Eingriffe werden entweder ambulant mit Entlassung am OP-Tag oder stationär mit einer durchschnittlichen Krankenhaus-Verweildauer von 2 Tagen durchgeführt. Nach Entlassung erfolgt die weitere Betreuung durch die niedergelassenen Kollegen. Im Folgenden stellen wir verschiedene Methoden zur Wiederherstellung eines funktionstüchtigen Gelenkes vor.

Nachbehandlung

Die postoperative Behandlung variiert je nach Eingriff, Patient und Ausmaß des Schadens. In den meisten Fällen beginnt die Nachbehandlung mit abschwellenden Maßnahmen zunächst  passiv, wobei eine Motorbewegungsschiene neben Physiotherapie und speziellen Orthesen zum Einsatz kommen. Im weiteren Verlauf stehen dann zunehmend aktiv-assistive und aktive Beübungen zur Stabilisierung des Gelenks und zur Festigung des neuen Knorpelregenerates im Vordergrund. Die Nachbehandlung ist durch die niedergelassenen Kollegen möglich.

Unser Leistungsangebot in der regenerativen Knorpel- und Gelenkchirurgie

Frühbehandlung von Knorpelschäden

Behandlungsgründe / Indikationen:

Oberflächliche Delamination und instabile Knorpelauffaserungen, die Beschwerden und Blockierungen des Gelenks verursachen.

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Tasthaken (Pfeil), mit dem der Knorpel im Knie betastet und untersucht wird.

Operationsmethoden: Der intraoperative Befund entscheidet über die Therapie

Im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) wird der Knorpel zunächst mit einem Tasthaken (Bild) in Bezug auf Festigkeit und Stabilität untersucht. Zusätzlich können spezielle Sonden eingeführt werden, die Lichtquellen im Bereich des Nah-Infrarot-Spektrums aussenden und untersuchen können, wie hoch der Degenerationsgrad des Knorpels und wie tief die Risse sind. Je nach Schaden reicht oftmals eine sorgfältige Glättung der Knorpeloberfläche aus, um die Beschwerden deutlich zu lindern.

Dabei stehen auch Instrumente zur Verfügung, die die Knorpeloberfläche wieder versiegeln können. Eine Kombination mit konservativen Therapiemaßnahmen wie die Injektion von Hyaluronsäure oder PRP ist ebenso möglich. Vorteilhaft hierbei ist die schnelle Belastbarkeit nach der Operation. Liegen allerdings tiefe Schäden des Knorpels vor, so ist meist eine knorpelregenerative Therapie (z.B. Mikrofrakturierung, ACT, OATS) angezeigt.

Mikrofrakturierung und Knochenbohrung

Behandlungsgründe / Indikationen:

Kleine tiefgreifende Knorpelschäden, wobei zusätzliche Durchblutungsstörungen des Knochens mittels Anbohrung mitbehandelt werden können.

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Austritt von Stammzellblut (Pfeil) aus einem eröffenten Knochenkanal in den präparierten Knorpeldefekt

Operationsmethoden: Stammzellen aus dem Knochen erzeugen ein neues Knorpelregenerat

Im Rahmen eines arthroskopischen Eingriffs werden unter Einsatz spezieller Mini-Instrumente zunächst instabile und abgestorbene Knorpelanteile entfernt, bis ein Knochenbett entsteht, das von intakten Knorpelschultern umgeben ist. Anschließend wird der Knochenmarksraum mit kleinen Perforationen eröffnet, so dass Knochenmarkszellen durch kleine Kanäle in den Bereich des Knorpelschadens einwandern können (Bild). Diese Zellen bilden dann unter einer geeigneten Nachbehandlung einen relativ stabilen Ersatzknorpel. Die Eröffnung des Knochens ist entweder mit einem feinen Stößel oder mit einem kleinen Bohrdraht möglich, über den auch tiefer gelegene Stammzellnester in das Defektbett rekrutiert werden können. Vorteil ist, dass nur einmal operiert werden muss und das Bein wieder relativ schnell belastet werden kann.

AMIC und SAMIC

Behandlungsgründe / Indikationen:

Mittelgroße tiefgreifende Knorpelschäden, wobei zusätzliche Durchblutungsstörungen des Knochens mittels Anbohrung mitbehandelt werden können.

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Knorpelschaden der mikrofrakturiert und mit Membran (Pfeil) übernäht wurde.

Operationsmethoden: Ein breites Spektrum an Membranen, Wachstumsfaktoren und Knorpelchips steht zur Verfügung

Bei diesen zwei Techniken (AMIC: autologe matrixinduzierte Chondrogenese; SAMIC: scaffold augmentierte Mikrofrakturierung) wird zunächst eine Mikrofrakturierung oder Knochenbohrung (siehe oben) im Bereich eines Knorpelschadens durchgeführt. Anschließend wird zusätzlich eine Biomembran passender Größe aufgenäht (Bild) oder mit Fibrin befestigt. Die Membran ist je nach Bedarf aus typischen knorpelspezifischen Bestandteilen wie Kollagen oder Hyaluronsäure gefertigt. Sie stabilisiert den Blutclot und induziert die Umwandlung der Stammzellen in Knorpelzellen, die mit der Bildung eines Ersatzregenerates beginnen. Die Techniken lassen sich je nach Befund und Patient durch den Zusatz von Wachstumsfaktoren oder kleiner Knorpelchips modifizieren. Die Eingriffe lassen sich arthroskopisch oder über kleine Schnitte durchführen.

Knorpelzelltransplantation (ACT)

Behandlungsgründe / Indikationen:

Große tiefgreifende Knorpelschäden mit intaktem Knochen.

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Knorpelzelltransplantation mit vielen runden Knorpelzellkugeln (Pfeil) am Knie.

Operationsmethoden: High Tech mit gezüchteten Zellen aus dem Reinraumlabor für Ihre Gelenke

Die autologe Knorpelzelltransplantation (ACT) ist eine der fortschrittlichsten Verfahren zur Behandlung großer Knorpelschäden. Dabei wird aus dem Randbereich des Knies während einer Gelenkspiegelung etwas Knorpel entnommen und zusammen mit Blut des Patienten in ein Reinraumlabor geschickt, wo die Knorpelzellen herausgelöst und durch Zugabe des Patientenblutes mit Wachstumsfaktoren und Nährmedien vermehrt werden.

Nach ca. 4-6 Wochen sind dann ausreichend Knorpelzellen vorhanden, um den Knorpelschaden optimal zu therapieren. Die Zellen liegen je nach Bedarf in einer Membran eingebettet oder als Knorpelzellkugeln (Sphäroide; siehe Bild) vor. In einem zweiten Eingriff werden die Zellen dann minimalinvasiv in den Schaden eingebracht. Am nächsten Tag beginnt dann der Rehabilitationsprozess. Auch wenn bei diesem Verfahren zwei Operationen notwendig sind, ist gerade bei großen Defekten mit der besten und stabilsten Gewebequalität zu rechnen.

Knorpel-Knochen-Transplantation (OATS)

Behandlungsgründe / Indikationen:

Kleine tiefgreifende Knorpel- mit zusätzlichen Knochenschäden.

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Glatte Knorpeloberfläche ein Jahr nach OATS.

Operationsmethode: Stabile Gewebezylinder für eine schnelle Regeneration in einem Eingriff

Bei der autologen osteochondralen Transplantation (OATS) werden komplette Knorpel-Knochen-Zylinder aus dem Randbereich der Knies entnommen und in den Knorpelschaden eingesetzt (Bild).Dabei wird optimales belastungsstabiles Knorpelgewebe transplantiert, ohne dass ein Regenerat erst wachsen muss. Eine zweite Operation zur Implantation von Knorpelzellen ist nicht notwendig.

Andererseits können mit der Technik auch gleichzeitig Knochenschäden behandelt werden. Allerdings ist dieses Verfahren nur für kleine Defekte geeignet, da die Gelenkfläche, aus der passende Zylinder entnommen werden können, begrenzt ist.

Komplexe Kombinationseingriffe an Knorpel und Knochen

Behandlungsgründe / Indikationen:

Große tiefgreifende Knorpelschäden, bei denen gleichzeitig der darunter liegende Knochenboden defekt ist.

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Ausgebrochene große Knorpelschuppe, die mit einem Tasthaken (Pfeil) auf den angefrischten Knochenboden (li.) gedrückt wird.

Operationsmethoden: Komplexe Chirurgie, die individuell auf den Patienten abgestimmt ist

Bei großen Knorpel- und Knochenschäden kommen komplexe Eingriffe zum Einsatz, bei denen die verschiedensten Verfahren in  Kombination angewendet werden müssen. Zum Aufbau des Knochens eignen sich Knorpel-Knochenzylinder aus dem Kniegelenk oder Knochentransplantationen aus anderen Körperregionen wie dem Unterschenkel oder dem Beckenkamm. Häufig müssen die schlecht durchbluteten Knochenareale zusätzlich angebohrt werden. Ist der darüberliegende Knorpel noch intakt, kann dieser auf dem erneuerten Knochenbett wieder befestigt werden (Bild). Die Fixierung von Knorpel und Knochenanteilen ist mit verschiedenen Techniken möglich.

Bei geschädigter Knorpeloberfläche kommen dagegen regenerative Verfahren unter Verwendung von Biomembranen (AMIC, siehe oben) oder kultivierten Knorpelzellen (ACT) zum Einsatz. Da bei der Operation häufig auch die Biomechanik des Gelenkes mit begleitenden Eingriffen optimiert werden muss, ist die Nachbehandlung meist aufwendiger.

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