Fokale Therapie des Prostatakarzinoms

Das Ziel der fokalen Therapie des Prostatakarzinoms besteht in der Behandlung des Tumors, ohne die Prostata komplett zu behandeln. Dadurch sollen Nebenwirkungen einer radikalen Therapie (Operation oder Bestrahlung) weiter reduziert werden. Der Ansatz ist vergleichbar mit dem Umdenken bei Brust- und Nierenkrebs, wo heutzutage in vielen Fällen eine Tumorentfernung mit Organ-Erhalt möglich ist. Wichtigste Voraussetzungen für die erfolgreiche Durchführung einer fokalen Therapie sind eine exakte Tumorlokalisation durch eine innovative Bildgebung (insb. mpMRT) sowie eine innovative Technologie zur Behandlung. Hierzu gehört Focal One®.

Die fokale Therapie beim Prostatakarzinom gilt noch als experimentell und soll daher nur in Studien durchgeführt werden. Prof. Ganzer initiierte die deutsche multizentrischen „HEMI Studie“ zur fokalen Therapie. Die ersten Ergebnisse wurden 2017 im „Journal of Urology“ veröffentlicht und vermitteln ein klares Bild der Wirksamkeit und einem geringen Nebenwirkungsspektrum. Zusätzlich nimmt unsere Abteilung an der Studie „ProFocus“ teil.

Hintergrund zur fokalen Therapie

Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes in der westlichen Welt. Die Erkrankung kann sehr unterschiedlich verlaufen. Es gibt Tumore mit aggressivem Verhalten, bei denen durch eine radikale Therapie (Operation oder Bestrahlung) ein Überlebensvorteil klar bewiesen ist. Trotz der Effektivität kann eine radikale Therapie mit Nebenwirkungen verbunden sein.

Dies betrifft in erster Linie Einschränkungen von Kontinenz und Potenz.  Durch die PSA-basierte Vorsorge werden vermehrt wenig aggressive Tumore entdeckt, die nur langsam voranschreiten. In solchen Fällen besteht bei einer radikalen Therapie die berechtigte Angst vor Übertherapie.  Bei Patienten mit wenig aggressiven Tumoren (sog. very low risk Tumore) kann unter festgelegten Bedingungen eine aktive Überwachung (Active Surveillance) empfohlen werden.

Durch regelmäßige PSA-Kontrollen und Nachbiopsien der Prostata soll der Zeitpunkt einer radikalen Therapie hinausgezögert werden.  Für viele Patienten geht die Überwachung bei Prostatakrebs mit einer psychischen Belastung einher. Viele entscheiden sich daher dennoch für eine radikale Therapie.  Die fokale Therapie ist zwischen der Active Surveillance und einer radikalen Therapie angesiedelt.

was ist Focal One?

Focal One® ist die aktuell modernste Weiterentwicklung des Hochintensiven fokussierten Ultraschalls (HIFU). HIFU ist eine minimal-invasive Technologie, die eine gezielte lokale Behandlung von Prostatagewebe bei kurzem Krankenhausaufenthalt ermöglicht. Mit den Vorgängermodellen wurden in den letzten drei Jahrzehnten weltweit über 30000 Behandlungen von Prostatakrebs (meistens der kompletten Prostata) durchgeführt.

Eine technische Besonderheit des Focal One® besteht darin, dass Bilddateien eines Prostata MRT eingelesen und für die Behandlungsplanung verwendet werden können. In Kooperation mit einem speziell geschulten Radiologen werden sowohl die Umrisse der Prostata, als auch der Tumorareale eingezeichnet. Diese Dateien werden vor der Behandlung in das Computersystem des Focal One® eingespielt.  Focal One® kann anschließend das Ultraschallbild der Prostata und die MRT-Bilder übereinanderlegen („elastische Fusion“), wodurch die gekennzeichneten Tumorareale sichtbar werden.

Auf Grundlage dieser Bilder nimmt der Arzt dann die Behandlungsplanung am Computer vor.  Die Behandlungssonde von Focal One® enthält sowohl einen diagnostischen Ultraschall zur Darstellung der Prostata als auch den Behandlungsultraschall.

Dieser wird fokussiert auf definierte Punkte der Prostata abgegeben. An den Stellen, an welchen der Ultraschall gebündelt auftrifft, kommt es zur Ausbildung einer scharf begrenzten Nekrose (abgestorbenes Gewebe). Durch Aneinanderreihung mehrerer Behandlungsareale wird die Entstehung eines homogenen Nekroseareals des Tumorgebietes angestrebt.

Behandlungsablauf

Eine Behandlung mit Focal One® dauert je nach Größe des zu behandelnden Bereichs zwischen 0,5 und 1 Stunde. Nach Einleitung der Narkose wird der Patient in Rechtsseitenlage auf einem Operationstisch gelagert. Danach wird die Behandlungssonde in den Enddarm eingeführt. Nach Planung des Behandlungsgebiets durch den Arzt am Computer wird die Behandlung von Focal One® robotisch durchgeführt. Durch die gebündelten Ultraschallwellen kommt es durch Hitze (85-90 °C) zur Zerstörung des Tumorgewebes (Läsionen). Durch automatische Aneinanderreihung von Läsionen wird nach und nach das Tumorgewebe im Behandlungsareal zerstört.

Am Ende der Behandlung ist eine erste Kontrolle des Therapieerfolges durch die Gabe eines Ultraschall-Kontrastmittels möglich. Dadurch kann der Arzt erkennen, welche Teile der Prostata durch die Behandlung nicht mehr durchblutet sind.

Der Patient kann das Krankenhaus meist 2 Tage nach der Behandlung verlassen. Die Kosten einer HIFU-Behandlung werden in der Regel von den gesetzlichen und auch privaten Krankenkassen getragen.

Voruntersuchung und Vorbereitung

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Vor jeder fokalen Therapie muss eine erweiterte Diagnostik erfolgen, um den Tumor innerhalb der Prostata genau zu lokalisieren. Dies ist insofern wichtig, als das Prostatakarzinom in den meisten Fällen an mehreren Stellen innerhalb der Prostata (multifokal) auftritt. Die alleinige Entnahme von 10 bis 12 Proben nach festem Schema reicht für eine sichere Lokalisation nicht aus.

Durch eine spezielle Kernspin – Untersuchung der Prostata (multiparametrisches MRT) kann die Lage aggressiver Tumorherde eingegrenzt werden. Eine solche mpMRT Untersuchung kann an verschiedenen auswärtigen Stellen durchgeführt werden, an denen eine Spezialisierung auf mpMRT der Prostata vorliegt. Durch mpMRT/Ultraschallfusion können von diesen Bereichen gezielte Probenentnahme durchführt werden. Dies sog. Fusionsbiopsien führen wir mit dem Koelis Trinity – System durch. Nach Vorliegen aller Befunde kann mit dem Patienten besprochen werden, ob eine fokale Therapie innerhalb eines Studienprotokolls durchgeführt werden kann.

Für wen ist die fokale Therapie geeignet?

Aktuell liegen unterschiedliche Empfehlungen vor, wann eine fokale Therapie empfohlen werden kann. Die Europäische Gesellschaft für Urologie empfiehlt, dass eine fokale Therapie nur innerhalb von Studien durchgeführt werden soll.

Prof. Ganzer ist Leiter der multizentrischen HEMI Studie, deren erste Ergebnisse 2017 im „Journal of Urology“ veröffentlicht wurden. Zusätzlich nimmt unsere Abteilung an der Studie „ProFocus“ teil. Fokale Therapie wird in unserer Abteilung ausschließlich nach strenger Prüfung der Eignung und unter höchsten wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt.

In der „HEMI-Studie“ erfolgt die Behandlung einer Seite der Prostata. Die Harnröhre, der Schließmuskel und der Blasenauslass werden dabei ausgespart. In der „ProFocus – Studie“ wird eine fokale Therapie durch MRT/Ultraschall-Fusion durchgeführt. Es können bis zu zwei Stellen innerhalb der Prostata behandelt werden, an denen Tumor-verdächtige mpMRT-Areale mit Stellen befallener Stanzbiopsien übereinstimmen.

Beide Studienprotokolle geben klare Vorgaben für Ein- und Ausschlusskriterien sowie für die Nachuntersuchung vor. Die Behandlungskosten werden jedoch von den Krankenkassen übernommen.

Einschlusskriterien HEMI – Studie:

  • Stadium T1c-T2a
  • PSA ≤10 ng/ml
  • Gleason Score ≤ 7a (3+4)
  • Einseitiger Tumornachweis
  • Anteil tumorbefallener Stanzen an der Gesamtzahl der entnommenen Stanzen < 30%
  • Höhe der zu behandelnden peripheren Zone der Prostata: ≤ 40 mm
  • Kein Hinweis auf signifikantes Karzinom der Gegenseite im multiparametrischen MRT (definiert als PI-RADS Score 4 oder 5)

 

Einschlusskriterien ProFocus – Studie:

  • PSA ≤ 15ng/ml
  • Klinisch lokal begrenztes Prostatakarzinom
  • Anzahl der befallenen Stanzen  ≤ 30% der entnommenen Stanzzylinder
  • Gleasonscore  ≤  3 + 4 = 7 a
  • Mindestens eine sichtbare Läsion im mpMRT mit einem PI-RADS Score 4 oder 5
  • Maximal 2 im mpMRT sichtbare Läsionen mit PI-RADS Score 4 oder 5
  • Übereinstimmung suspekter mpMRT Areale mit Arealen positiver Stanzen

Nach der fokalen Therapie

Im Rahmen der Studienprotokolle sind regelmäßige Nachuntersuchungen vorgesehen. Diese sind etwas aufwändiger, als nach einer Operation oder Bestrahlung. Neben regelmäßigen Kontrollen des PSA-Wertes und Abtastungen der Prostata erfolgt eine erneute MRT-Untersuchung der Prostata nach 6 bis zwölf Monaten. Da mittels MRT nicht komplett sichergestellt werden kann, dass die behandelten Areale frei von Tumorgewebe sind und in den anderen Bereichen kein Tumor entstanden ist, muss zusätzlich eine erneute Prostatastanzbiopsie durchgeführt werden. Ergänzend dazu wird mittels standardisierter Fragebögen die Lebensqualität sowie Art und Ausmaß möglicher Nebenwirkungen erfasst.

Wenn bei Ihnen ein Prostatakarzinom festgestellt wurde, führen wir gerne mit Ihnen ein ausführliches Gespräch, um zu erörtern, welche Vorgehensweise für Sie die beste ist!

Sprechen Sie uns an

Terminvereinbarung

 

Terminvergabe Privatsprechstunde Chefarzt Prof. Dr. med. R. Ganzer

Sekretariat Center of Excellence Urologie Bad Tölz
Frau Gabriele John
Tel: (08041) – 507 1261
Fax: (08041) – 507 1268
E-Mail: urologie.badtoelz@asklepios.com
 

Vergabe von elektiven Terminen, Oberarztsprechstunde

Zentrales Belegungsmanagement (ZBM) der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz

Tel: (08041) – 507 1176
Fax:(08041)- 507 1166
E-Mail: zbm.badtoelz@asklepios.com

 

focus top mediziner Prostarakrebs breit
Chefarzt Prof. Dr. med. Roman Ganzer ist Focus Top Medziner für die Behandlung von Prostatakrebs.
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