
Die speziell dafür ausgebildete Pflegexpertin, die es seit Oktober 2018 in den Harzkliniken gibt, heißt Beata Boronczyk, ist 44 Jahre alt und hat den Titel: „Advanced Practice Nurse“ (APN). Solche Krankenschwestern sind Pflegekräfte mit Masterabschluss in der Pflegewissenschaft und besonderer Spezialisierung. Zuvor war sie Lehrerin im Pflegeschulzentrum Goslar. Beata Boronczyk: „Dort habe ich mich besonders mit der Erkrankung Demenz auseinandergesetzt, aber auch im ambulanten Bereich viele Projekte zu dem Thema initiiert und begleitet.“ Das Ziel ihrer Arbeit: ein „demenzsensibles Krankenhaus“ zu gestalten, das älteren Menschen, ob nun an Demenz erkrankt oder nicht, hilft, sich besser in der Klinik zurecht zu finden, etwa durch besondere farbliche oder symbolische Kennzeichnung der Türen.
Asklepios beschreitet mit dem Einsatz und der Förderung studierter Pflegekräfte mit der Qualifikation „APN“ neue Wege, denn solche Experten waren bisher nur in Universitätskliniken etabliert. Harzkliniken-Pflegedirektorin Kerstin Schmidt erläutert: „Das Hochschulstudium bedeutet nicht nur einen weiteren Karriereschritt und damit eine stärkere Motivation für die Mitarbeiter selbst, auch die Qualität der Pflege wird so weiter entwickelt und gesteigert.“ Und weiter: „Zugleich werden die allgemeinen Pflegekräfte durch studierte Pflege-Spezialisten spürbar entlastet. Das ist ein wichtiger Beitrag zu der gesellschaftlich zunehmend relevanten Auseinandersetzung mit dem drohenden Fachkräftemangel.“
Experten wie Beata Boronczyk werden gebraucht: „Krankenhäuser sind bisher in der Regel auf die Bedürfnisse der Patienten mit Demenz nicht optimal eingestellt. Daher unterstütze ich stationsübergreifend alle Kolleginnen und Kollegen bei der Versorgung und Pflege derjenigen Patienten, die kognitive Einschränkungen haben, also in der Wahrnehmung und Handlungsfähigkeit Probleme aufweisen“, sagt sie.
Das Thema wird immer wichtiger: Weltweit sind rund 45 Millionen Menschen von Demenz betroffen – und jedes Jahr kommen mehr als 300.000 Erkrankungen dazu. Allein in Deutschland sind 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit, und die Persönlichkeit, die langsam und quälend erlischt, das sind einige der Merkmale. Noch immer gibt es kein Heilmittel und nicht alle Ursachen der Krankheit sind bekannt. Dennoch gibt es immer wieder neue Therapien und Betreuungsmöglichkeiten für Menschen mit Demenz.
Weitere Fakten zum Thema Demenz und Kliniken:
- Bei Zwei Drittel der an Demenz erkrankten Patienten ist die Diagnose zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme nicht bekannt.
- Typische Herausforderungen sind: Die Demenz-Patienten sind oft desorientiert, leisten krankheitsbedingt Widerstand oder sind wenig kooperativ, wenn die Pflegekräfte ihnen helfen wollen. Oder: Es gibt mit ihnen Probleme bei der Nahrungs-und Flüssigkeitsaufnahme, Verständigungsprobleme, zum Beispiel wenn sie beim Aufstehen nach einer Operation trotz angeordneter Bettruhe uneinsichtig sind. Außerdem ist bei ihnen die Sturzgefahr größer.
Beata Boronczyk kümmert sich nicht nur um Demenz-Kranke, sondern entwickelt weitere Projekte, auch allgemein für ältere Patienten.
„Im interdisziplinären Team arbeite ich dabei eng mit Therapeuten, Pflegekräften und Ärzten zusammen.“ Beispiel: Sie hilft bei speziellem „Screenings“ oder „Assessments“ der Patienten, das heißt, wenn es darum geht, zu erkennen, ob sie beispielsweise während ihres Klinik-Aufenthalts eine besondere Betreuung brauchen.
Ein Beispiel dafür ist das neueste Angebot: Der Einsatz eines sogenannten „Therapie-Begleithundes“. Sozialpädagogin Christina Fricke aus Goslar bietet derzeit in der Harzklinik Goslar Patienten wöchentlich Therapiestunden mit ihrem Groß-Pudel „Flip“ an, um beispielsweise so in der Gemeinschaft spielerisch mit dem Tier die Feinmotorik und Erinnerungsfähigkeit der Teilnehmer zu trainieren – ein Angebot für Demenzkranke, aber auch für nicht an Demenz erkrankte Senioren, „Zugleich sollen die Patienten durch Flip auch ein wenig Lebensfreude bekommen“, erläutert Sozialpädagogin Fricke.
Die Asklepios Harzklinik Goslar hat ihr Leistungsangebot im Bereich Demenz und damit generell auch für ältere Menschen unlängst noch weiter ausgebaut: Die Alzheimer-Gesellschaft im Landkreis Goslar bietet eine neue Sprechstunde direkt in der Harzklinik Goslar an. Diese Sprechstunde hat für Angehörige und interessierte Personen erhebliche Vorteile, unter anderem haben die betroffenen Patienten und Angehörigen nun kürzere Wege zur Beratung. Termin, Ort: derzeit jeweils am 2. Dienstag im Monat in der Zeit von 14 bis ca. 15.30 Uhr, im Bedarfsfall auch länger, Erdgeschoss beim Verwaltungstrakt.
„Wir möchten mit der Sprechstunde vor Ort helfen, Ängste und Sorgen für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt zu nehmen“, sagt Gudrun Ribbe, Vorstand der Alzheimer-Gesellschaft im Landkreis Goslar, die Organisation kümmert sich um demenzkranke Menschen. Und weiter: „Aus der Beratung im Senioren- und Pflegestützpunkt sowie von unserer Telefonberatung ist uns bekannt, dass es den Angehörigen immer wieder darum geht und wichtig ist, Hilfe und Unterstützung im Lebensalltag mit der demenzerkrankten Person zu bekommen.“