Diagnose Darmkrebs mit Mitte 50: "Die Vorsorgeuntersuchung hat mein Leben gerettet"

Frank Schubbert hatte keine Beschwerden – dann war plötzlich alles anders.
Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 59 000 Menschen neu an Darmkrebs. Rund 25 000 sterben an einem bösartigen Darmtumor. Was viele nicht wissen: Darmkrebs ist bei Männern und Frauen eine der häufigsten Krebserkrankungen. Umso wichtiger ist die Darmkrebsvorsorge, auf die in Deutschland seit 2002 jedes Jahr im März mit einem Aktionsmonat hingewiesen wird. Wie wichtig die Vorsorge ist, zeigt auch die Geschichte des Wallrodaers Frank Schubbert. Anfang 2023 stellten Ärzte der Praxis für Innere Medizin des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Radeberg bei ihm einen Tumor im Dickdarm fest. Zwei Monate später und nach einer Behandlung in der Asklepios-ASB Klinik Radeberg gilt er nun als geheilt.

„In so einem Moment bricht erst einmal alles zusammen“, erinnert sich der 56-Jährige an den Moment, als er die Diagnose bekam. Anfang Januar hatte er seinen Termin zur Darmspiegelung. Schon während der Untersuchung stellte der behandelnde Gastroenterologe einen gut fünf Zentimeter großen Tumor im Dickdarm fest. Für Schubbert kam die Nachricht vollkommen überraschend. „Ich hatte vorher keine Beschwerden, war eigentlich nur zur Vorsorgeuntersuchung gegangen.“

Blut im Stuhl ist ein Symptom bei Darmkrebs, von denen wohl die meisten schon einmal gehört haben. Doch die Anzeichen können auch anderer Art sein. „Bei manchen Patienten gibt es zum Beispiel Schleimauflagerungen auf dem Stuhl“, schildert Prof. Dr. Steffen Pistorius, stellvertretender Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie der Asklepios-ASB Klinik Radeberg. Auch vermehrter Durchfall oder Verstopfung sind Symptome. „Die Symptomatiken fallen sehr unterschiedlich aus und manche bemerken die Veränderungen gar nicht“, fügt der Arzt hinzu.

 

Umso wichtiger sei es, regelmäßig zur Darmspiegelung zu gehen. Ab dem 50. Lebensjahr übernehmen Krankenkassen dafür die Kosten. Bei asymptomatischen Patienten alle zehn Jahre. Dieser Abstand hat Gründe. „Jeder Tumor entwickelt sich aus Polypen“, erklärt Pistorius. Diese bräuchten im Normalfall zwischen zehn und 15 Jahren, um zur bösartigen Geschwulst zu werden. „Polypen lassen sich bei einer Darmspiegelung direkt entfernen, sodass ein weiteres Wachstum ausgeschlossen werden kann.“

 

In frühem Stadium sehr gute Heilungschancen

 

Wenige Tage nach seiner Darmspiegelung stand bei Frank Schubbert das Ergebnis der Analyse des Tumorgewebes fest – bösartig. Es soll zeitnah operiert werden. Wenige Tage später sitzt er zum Gespräch beim Chirurgen Steffen Pistorius. „Ich habe mir die ganze Zeit gar nicht so viele Sorgen um mich gemacht, sondern hatte immer die Frage im Kopf: Was wird aus meiner Frau, wenn ich sterbe?“ Der Arzt macht ihm Hoffnung. Wenn ein Tumor früh genug erkannt wird, liegen die Heilungschancen bei Darmkrebs bei 95 Prozent. „Er meinte zu mir, wir sprechen bei meiner Operation nicht von einer lebensverlängernden Maßnahme, sondern einem Schritt zur Heilung“, erinnert sich der Arnsdorfer. Das habe ihm ein wenig die Angst genommen.

Acht Tage nach der Darmspiegelung liegt Frank Schubbert im OP. Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv, also nur durch einen kleinen Schnitt in der Bauchdecke. Ein Vorteil für Patienten, die danach deutlich schneller wieder mobil sind. Der rechte Teil des Dickdarms samt Tumor wird dabei entfernt, fast 30 Zentimeter. Außerdem Lymphknoten in der Nähe, damit ein Metastasieren ausgeschlossen werden kann. Rund 25 solcher Eingriffe bei Dick- und Mastdarmkrebs nimmt die Radeberger Allgemein- und Viszeralchirurgie pro Jahr vor.

Momentan beunruhigt Steffen Pistorius vor allem eins: „Durch die Corona-Pandemie sind augenscheinlich weniger Menschen zur Darmkrebs-Vorsorge gegangen“, sagt er. Das zeige sich aktuell an den Patienten, die zur Behandlung in die Klinik kommen. Deren Darmkrebserkrankungen sind oft schon in fortgeschrittenem Stadium. Im schlimmsten Fall sinken die Chancen auf vollkommene Heilung.

Darmspiegelung gerade für Männer schwieriges Thema

Eine Woche nach der Operation erhielt Frank Schubbert die Nachricht, die sein Leben wieder ordnete, die das Chaos der vergangenen Tage wettmachte. In den entnommenen Lymphknoten war kein Krebs festgestellt worden. Damit gilt er als geheilt, wird in den kommenden fünf Jahren aber immer wieder zu Kontrolluntersuchungen gehen müssen. „Ich kann nur jedem raten, dass er die Chance nutzt und zur Darmspiegelung geht“, ist sein Appell an die Mitmenschen. Bei Gesprächen im Bekanntenkreis hat er in den vergangenen Wochen gespürt, wie abwehrend gerade Männer auf den Gedanken solch einer Untersuchung reagieren. „Da meinten viele zu mir, sie hätten keine Beschwerden und würden deshalb nicht gehen.“ Frauen seien beim Thema deutlich sensibler.

Seine Frau war schon ein Jahr vor ihm bei der Darmspiegelung und erzählte danach, dass das gar nicht schlimm sei. Die Patienten bekommen ein leichtes Schlafmittel, sodass sie von der Untersuchung gar nichts mitbekommen. „Ihre Schilderung hat mich sicherlich auch dazu bewegt, mich um einen Vorsorgetermin zu kümmern.“ Er hofft, dass seine Geschichte viele wachrüttelt. „Jeder sollte zur Vorsorge gehen. Mir hat sie das Leben gerettet.“

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