Der gesunde Rücken - die hilfreichsten Therapien

Die wirkungsvollste konservative Behandlung von Rückenschmerzen und die beste Vorbeugung ist die medizinische Kräftigung der Lendenstreckmuskulatur. Diese Botschaft vermittelte Dr. Peer Joechel, leitender Arzt der Wirbelsäulenchirurgie in der Asklepios-Paulinen-Klinik, über 100 Besuchern der dortigen „Medizin bürgernah“-Veranstaltung. Viele waren, wie sich auf Nachfrage des Referenten zeigte, aus eigener Betroffenheit und nach diesbezüglicher medizinischer Behandlung gekommen.

Leitender Arzt Wirbelsäulenchirurgie
Dr. Peer Joechel - Leitender Arzt Wirbelsäulenchirurgie

Das bestätigte die Ausführungen des Orthopäden und Unfallchirurgen, dass Rückenschmerzen ein besonders häufiger Grund für Arztbesuche sowie ein erheblicher Kostenfaktor seien: Allein für die Diagnose und Therapie von Rückenbeschwerden, in 80 Prozent durch eine zu schwache Muskulatur bedingt, werden pro Jahr 8,4 Milliarden Euro ausgegeben. Das Ausmaß führte Joechel unter anderem darauf zurück, dass vielen die – von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung sowie zahlreichen wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften erarbeitete – „Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz” unbekannt sei oder sie sich einfach nicht daran hielten. Zu oft werde Hilfe in Maßnahmen gesucht, „die zwar ihren Stellenwert haben, aber nicht die Wirksamkeit der empfohlenen Kräftigungstherapie der Lendenstreckmuskulatur“. Zu den erwiesenermaßen weniger wirksamen und deshalb auch in oben genannter Leitlinie nicht empfohlenen Maßnahmen zählen laut Joechel Akupunktur, Bettruhe, Elektrotherapie wie etwa TENS, Massage, Orthesen, Traktionsbehandlungen (durch Zug auf die Wirbelsäule) sowie invasive Maßnahmen, beispielsweise Spritzen an Facettengelenken. Ihnen allen weit überlegen sei das genannte Krafttraining in einem speziellen Übungsstuhl, zunächst in 18 Sitzungen etwa zwei- bis dreimal pro Woche und anschließend alle vier Wochen mit einer „Erhaltungsdosis“ durchführbar. Damit schütze man sich auch vor Osteoporose, weil es sich nicht nur positiv auf Muskeln und Sehnen auswirke, sondern überdies dem Knochenerhalt diene. Nicht zuletzt empfehle es sich als Schutz vor Verletzungen.

Geeignet für Senioren

Joechel fasste zusammen: „Ein starker Rücken kennt keine Schmerzen.“ Die Therapie sei übrigens auch für Menschen geeignet, die lange keinen Sport gemacht hätten, und damit ebenso für Senioren. Wie wichtig die Erhaltung der Kraft im Alter sei, habe eine Studie in Boston mit Patienten im Alter zwischen 86 und 96 Jahren gezeigt: Schon nach achtwöchigem Training habe man bei ihnen eine Beinkräftigung von 175 Prozent messen können, eine um 50 Prozent schnellere Gehgeschwindigkeit und die Zunahme von neun Prozent Muskelmasse. Nach seinen Ausführungen über die konservative Therapie, die bei akuten Schmerzen den Einsatz der Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen einschließe, zeigte Joechel Beispiele erfolgreicher minimalinvasiver Operationen bei Wirbelsäulenfraktur, Spinalkanalstenose, Skoliose oder Bandscheibenvorfall. „Aber 95 Prozent aller Patienten mit einem Bandscheibenvorfall werden auch ohne Operation gesund.“

Der Text ist aus dem Wiesbadener Kurier vom 26.02.2016.

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