Harninkontinenz: unangenehm und tabu – aber behandelbar

Lich… Nach aktuellen Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Urologie, leiden ca. 8 Millionen Männer und Frauen in Deutschland unter einer Erkrankung, die den Alltag stark einschränkt, die Lebensqualität enorm beeinträchtigt und nicht selten zu Partnerschaftsproblemen und sozialer Isolation führt. Und obwohl das Krankheitsbild mittlerweile gut zu behandeln ist, findet nur ein Bruchteil der Patienten den Weg zum Facharzt. Die Rede ist von der Harninkontinenz. Der Weltinkontinenztag am 30. Juni hat das Ziel, darüber aufzuklären.

„Harninkontinenz bringt meist einen großen Leidensdruck mit sich“, erläutert Tatiana Pfiffer Favero, Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsklinik der Asklepios Klinik Lich. Dennoch vergeht bis zu einem Arztbesuch oft viel Zeit, wie Pfiffer bedauert: „Leider ist die Harninkontinenz für viele Betroffene, insbesondere Männer, ein Tabuthema – niemand spricht gern darüber, nicht mal mit einem Arzt.“ So schätzt die Deutsche Kontinenzgesellschaft, dass rund die Hälfte der betroffenen Deutschen sich mit der eigenen Inkontinenz abfindet – viele sind der Meinung, Inkontinenz ‚gehöre halt zum Älterwerden dazu oder sei nach einer Prostataoperation normal‘. 

Tatiana Pfiffer Favero ist Expertin für  Urogynäkologie, dabei handelt es sich um einen Teilbereich der Gynäkologie, der sich mit Inkontinenz sowie Senkungs- und Beckenbodenbeschwerden beschäftigt und ist in der Asklepios Klinik Lich im Beckenbodenzentrum aktiv.
Pfiffer Favero ermutigt Betroffene jeden Alters, egal ob Mann oder Frau, über ihren Schatten zu springen und sich ärztlichen Rat zu holen: „In den allermeisten Fällen ist eine Inkontinenz gut zu behandeln. Mit den modernen Therapiemöglichkeiten können wir das Leiden der Betroffenen häufig heilen, immer aber deutlich lindern.“ 

Auf diesem Weg ist Ursachenforschung der erste und oftmals entscheidende Schritt - denn der unwillkürliche Harnverlust kann zahlreiche Gründe haben: Von einer Beckenbodenschwäche über Nerven-Erkrankungen bis zur Komplikation in Folge einer Operation. Entsprechend umfassend ist auch die Diagnostik: Ausführliche Gespräche, Protokolle des Trinkens und Wasserlassens, Blut- und Urinuntersuchungen kommen ebenso zum Einsatz wie Stresstests oder bei Bedarf Ultraschall oder funktionsdiagnostische Verfahren.  

„Mit dem Wissen um Ursache und Schweregrad können wir dann eine gezielte Therapieentscheidung treffen“, erläutert Pfiffer Favero das Vorgehen. Zur Verfügung stehen zum Beispiel Beckenbodentraining – das übrigens auch bei Männern sehr effektiv ist, medikamentöse Behandlung und auch verschiedene Operationsverfahren, zum Beispiel zur Stärkung des Schliessmuskels. Insbesondere die operative Behandlung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt:  Minimalinvasive Verfahren, die eine schnellere Genesung und weniger Belastung bedeuten, sind heute die Regel. 

Weltinkontinenztag klärt auf
Trotz zahlreicher Betroffener und guter Behandlungsoptionen ist Harninkontinenz noch immer ein Tabuthema. Genau das möchte der Weltinkontinenztag ändern, indem Fachgesellschaften und Fachärzte mit zahlreichen Informationen zu aktuellen Behandlungsmöglichkeiten, aufklären. „Wenn Betroffene erst einmal wissen, dass es Handlungs- und Behandlungsmöglichkeiten gibt, ist das häufig schon eine große Entlastung“, erklärt Pfiffer Favero.


Kontakt für Rückfragen:
    
Tatiana Pfiffer Favero
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
Asklepios Klinik Lich
Goethestraße 4
35423 Lich
Tel.: (0 64 04) 81- 385
Fax: (0 64 04) 81- 387
gyn.lich@asklepios.com
 

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