Aufrecht durchs Leben

Senna ist erst 13, als ihre Skoliose in der Asklepios Orthopädische Klinik Hohwald operiert wird. Eine Entscheidung, die ihre Lebensqualität verbessert.

Die 14-jährige Senna leidet an der Wachstumserkrankung Skoliose, einer Verkrümmung der Wirbelsäule. Dank des Hohwalder Teams um Dr. Jens Seifert lebt sie heute ohne Einschränkungen. Mit ihrer Mutter Annett war sie regelmäßig zur Untersuchung beim Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie.

Wer Senna Feustel sieht, der staunt. Ob sie steht oder sitzt, die 14-Jährige hat eine akkurat aufrechte Körperhaltung. Kein achtloses Hängenlassen des Oberkörpers, kein Rundrücken, mit dem so mancher tagtäglich durch die Welt schlurft. Doch das war bei der Schülerin aus Dresden nicht immer so. „Rückenschmerzen hatte ich zwar nie“, erinnert sie sich an den Tag der überraschenden Diagnose im Jahr 2019. Dr. Jens Seifert von der Asklepios Orthopädische Klinik Hohwald attestiert ihr damals trotzdem eine Skoliose. Ihre Wirbelsäule weicht stark von ihrer natürlichen Form ab. Die Lebenserwartung kann eingeschränkt sein, weil Lunge und Herz durch die Krümmung zu wenig Platz haben. Senna wird dieses Schicksal nicht ereilen – dank einer „Ritterrüstung“ und einer Operation.

Skoliose ist eine Wachstumserkrankung. Sie verläuft schleichend, bleibt oft lange Zeit unbemerkt. Auch Senna ahnte nichts, hatte keine Schmerzen. In vielen Fällen ist es der Kinder- oder Schularzt, dem die Deformation als erstes auffällt. Wirbel-Missbildungen, OP-Narben oder eine Beinlängendifferenz können auch dazu führen. Gerade bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum sind die Ursachen für eine Skoliose jedoch unbekannt. In die Hohwalder Fachklinik kommen meist Kinder zwischen 12 und 16 Jahren. Ihre Wirbelsäulen sind verbogen, verdreht, oftmals eine Mischung aus beidem. Mittels Röntgenaufnahme werden die Krümmungswinkel ausgemessen. Um ihnen zu helfen, steht zu Beginn vor allem eine Lösung an: das Korsett.

„Für junge Menschen ist das natürlich alles andere als cool“, bestätigt Dr. Jens Seifert, Chefarzt der Interdisziplinären Wirbelsäulenchirurgie. Doch mit den extra angefertigten Orthesen lassen sich die Fehlstellungen korrigieren. Also reden Ärzte ihren jungen Patienten ins Gewissen. „Die Alternative wäre irgendwann eine OP gewesen und das wollten wir verhindern“, erzählt Sennas Mutter, Annett Feustel, rückblickend. 2019 bekommt die Jugendliche also ein Korsett, trägt es in der Schule und ein anderes Modell auch während der Nacht. „Ich habe es meine Ritterrüstung genannt“, sagt Senna und lächelt. Sie zieht damals weite Kleidung an, erzählt ihren Mitschülern, was los ist. In vielen Augenblicken vergisst die Gymnasiastin das Korsett ganz einfach. „Eingeschränkt habe ich mich eigentlich nicht gefühlt.“ Nur bei sommerlichen Temperaturen ist ihre Rüstung viel zu warm. „In dieser Zeit habe ich angefangen, die Jahreszeit nicht zu mögen.“

 

Der Schock nach der Kur

Senna ist in Sachen Korsett vorbildlich, geht außerdem jede Woche zur Physiotherapie. Im Jahr 2020 verbringt sie mit anderen Jugendlichen eine dreiwöchige Kur in Bad Elster. Trotz Reha und Orthese verschlechtert sich die Krümmung der Wirbelsäule jedoch. „Sennas Körper bekam durch die intensive Zeit in der Kur einen regelrechten Push, leider in die negative Richtung“, berichtet ihr Vater Frank Feustel. Das könne manchmal passieren, erklären ihnen die Ärzte. Die nächste Überprüfung per Röntgenbild schockt alle: Die Krümmung ist größer als jemals zuvor, ganze 50 Grad. Nur eine Operation kann jetzt noch helfen.

Während die Eltern um Fassung ringen, bleibt Senna bei der damaligen Untersuchung stark. Sie ist die erste, die für die OP votiert. „Ich wollte das und bin optimistisch an die Sache rangegangen.“ Schließlich hätte sie gewusst, dass nur die Operation ihre Lebenszeit verlängert. „Ursprünglich hätte ich das Korsett bis ich 18 bin tragen sollen. Die Aussicht, dass es nach der OP ohne geht, war natürlich reizvoll.“ Den Eltern bleibt die Sorge um ihr Kind. „Am Ende waren wir uns aber einig, dass es keine Alternative zur OP gibt“, ergänzt ihr Vater. Sie stimmen zu.


 

Titanstangen stabilisieren die Wirbelsäule

Einmal pro Woche operieren Dr. Jens Seifert und sein Team in der Hohwalder Klinik junge Patienten mit Skoliose. Am 31. März 2021 liegt Senna auf dem OP-Tisch. Für eine extra Portion Mut erfüllen die Eltern ihr vorher noch einen Wunsch. Drei kleine Kätzchen ziehen bei Senna und ihren zwei Geschwistern ein. In die Klinik kann ihre Mutter sie begleiten, sie wohnt im Gästehaus auf dem Klinikgelände. „Der Moment, in dem Senna in den OP geschoben wurde, werde ich nie vergessen“, gibt Annett Feustel zu. „Das war hart.“ Zirka drei Stunden dauert die Operation.

Mit zwei 20 Zentimeter langen Titanstangen und 14 etwa 4,5 Zentimeter langen Schrauben wird ihre Wirbelsäule während des Eingriffs im oberen Bereich begradigt und fixiert. Langsam tastet sie sich danach wieder in ihren Alltag ohne Korsett zurück. „Das Team der Klinik war toll, ich habe mich immer super aufgehoben gefühlt.“ Nach zehn Tagen kann sie nach Hause. Die Eltern bringen dort an ihrem Bett eine Stange an, damit sie besser aufstehen kann, ein Hocker hilft beim Duschen, bis heute macht sie Physiotherapie. Sechs Wochen nach der OP geht sie wieder in die Schule – mit Rollkoffer, damit der Rücken geschont wird.

 

Operation wirkt lebensverlängernd

Die Entscheidung für oder gegen eine Operation müssten Patienten und Eltern selbst treffen, sagt Dr. Seifert. „Ich persönlich würde den Menschen allerdings gern die Angst vor diesem sehr sinnvollen Eingriff nehmen.“ Die Skoliose-OP sei eine gute Alternative, das Klinik-Team im Hohwald hätte jahrzehntelange Erfahrung damit. Es gäbe wie bei allen Operationen zwar Risiken, doch Komplikationen träten sehr, sehr selten auf. „Die jungen Patienten bekommen nicht nur ein großes Stück Lebensqualität zurück, sondern auch Lebensjahre.“

Jetzt, über ein Jahr später, steht fest: Der Eingriff bei Senna war ein Erfolg. Sie kann wieder Sport machen und wird später auch beruflich keine Einschränkungen haben. „Wenn ich mich noch einmal entscheiden müsste, würde ich mich wieder operieren lassen“, sagt sie glücklich. Bei Dr. Jens Seifert melden sich auch nach vielen Jahren immer wieder ehemalige Patienten, die er in jungen Jahren erfolgreich operiert hat. „Dann bedanken sie sich und erzählen mir, was sie heute beruflich machen.“

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