Train for life - Reanimationsausbildung für Laien und Profis

Ein Herz-Kreislauf-Stillstand ist lebensbedrohlich und muss sofort behandelt werden – das gilt für Alltagssituationen genauso wie im Krankenhaus. Das Reanimationsregister der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) sammelt jedes Jahr bis zu 6.000 dokumentierte Fallbeispiele aus 180 Kliniken in Deutschland und wertet sie aus. Laut dieser Studie begannen in über 90 Prozent der Fälle sowohl Pflegekräfte als auch andere Anwesende noch bevor das Notfall- oder Reanimationsteam eintraf mit der Wiederbelebung - trotz allem zeigt die Statistik, dass nur knapp ein Fünftel der Betroffenen überlebt hat.

Das Bild zeigt die Mitglieder vom Training
Sie bilden das Train-for-life-Team (v.l.): Notärztin Kathrin Häfele, Chefarzt Dr. Andreas Hettel, Notfallsanitäterin Deborah Schmidt, stellvertretender Pflegedienstleiter Andreas Pfarr und Notfallsanitäter Luca Gaedecke. © Asklepios

Um diese Quote zu verbessern gibt es im Asklepios Klinikum Schwalmstadt seit Mitte des Jahres ein Train-for-Life-Team – Dr. Andreas Hettel, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin sowie erfahrener Notarzt, leitet es gemeinsam mit Kathrin Häfele, Fachärztin für Innere Medizin mit Zusatzweiterbildung klinische Akut- und Notfallmedizin. Die Koordination und organisatorische Umsetzung erfolgt über den stellvertretenden Pflegedirektor Andreas Pfarr, der auch selbst als Instruktor aktiv ist. Zum Team gehören zudem die beiden Notfallsanitäter Deborah Schmidt und Luca Gaedecke, die hauptberuflich beim DRK Schwalm-Eder arbeiten. „Bislang haben wir bereits über 300 Kollegen geschult“, zieht Dr. Hettel. „Wir wollen das zu einem kontinuierlichen Prozess entwickeln, sodass künftig jeder und jede einmal jährlich eine Auffrischung erhält“, so der Ärztliche Direktor weiter. „Unser Ziel ist es, dass alle Mitarbeitenden den Herz-Kreislauf-Stillstand schnell und sicher erkennen und die notwendigen Maßnahmen einleiten“, erklärt Notärztin Häfele, „das erhöht nicht nur die Überlebenschancen sondern auch die Überlebensqualität“, fügt sie hinzu. Andreas Pfarr betont: „Mir ist wichtig, dass die Trainings reibungslos ablaufen und für alle Berufsgruppen praxisnah gestaltet sind. Nur wenn Abläufe realistisch und teamorientiert geübt werden, können sie im Ernstfall sicher umgesetzt werden.“ Durch seine enge Verbindung zur Pflege und sein Verständnis für die täglichen Herausforderungen der Stationen gelingt es ihm, Theorie und Praxis sinnvoll zu verbinden. „Besonders stolz bin ich auf die engagierte Mitarbeit unserer Kolleginnen und Kollegen“, sagt Pfarr weiter. „Man spürt, dass das Thema Reanimation alle bewegt, weil jeder im Notfall richtig handeln möchte.“

Das Motiv zeigt die Materialien für das Training
Wiederbelebung bei Kindern: An speziellen Dummys wird die Intubation und die Beatmung geübt. © Asklepios

Insgesamt verbessern diese Inhouse-Schulungen die Interprofessionelle Zusammenarbeit im Klinikum. „Es gibt drei verschiedene Stufen für die Ausbildung“, beschreibt Dr. Hettel den von Asklepios entwickelten Plan, „in Stufe 1 bilden wir alle aus, die keinen oder nur administrativen Kontakt mit Patienten und Besuchern haben – sie dauert eine Stunde“. Für Stufe 2 seien zwei Ausbildungsstunden vorgesehen, so der Teamleiter weiter, „hier werden vor allem die Pflegekräfte auf den Stationen geschult“, sagt er. Die intensivste Ausbildung erhalten alle Ärztinnen und Ärzte sowie die sogenannten „High-Performer-Teams“, zu denen beispielsweise die Mitarbeitenden im Schockraum, auf der Intensivstation oder im Herzkatheter zählen – ihre Trainingsdauer beträgt acht Stunden. „Die Ausbildungsgruppen bestehen in der Regel aus zehn Personen pro Trainer, mit denen wir möglichst an ihrem typischen Arbeitsort die einzelnen Schritte besprechen und anschließend praktisch üben“, erläutert Ausbilderin Häfele den Ablauf.

Zusatzweiterbildung Notfallmedizin

Das Bild zeigt die Mitglieder der Feuerwehr
Ernsthaft bei der Sache und trotzdem Spaß dabei: Das Ausbilderteam und die Unterstützer des Notfallmedizinkurses beim Trauma-Tag in Calden © Asklepios

Zusätzlich bietet das Asklepios Klinikum Schwalmstadt in Kooperation mit dem Elisabeth-Krankenhaus Kassel den Kurs für die „Zusatzweiterbildung Notfallmedizin“ an, den alle angehenden Notärzte und Notärztinnen absolvieren müssen. Solch ein 80-stündiger Kurs fand in der vergangenen Woche in der Kasseler Klinik und auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Calden statt. 25 Teilnehmende, darunter erfahrene und angehende Notärzte sowie Rettungsdienstpersonal, wurden in der praxisorientierten Ausbildung auf mögliche Szenarien vorbereitet. „Dazu gehörte auch ein ganzer Tag rund um das Thema Reanimation für Erwachsene und Kinder“, blickten sie auf den fordernden Lehrgang zurück. Am Ende des Kurses stand ein sogenannter „Trauma-Tag“, den die Feuerwehr und der ASB Regionalverband Kassel-Nordhessen tatkräftig unterstützt haben. Dabei wurden die Teilnehmenden mit verschiedenen realitätsnahen Notfallszenarien konfrontiert, auf die sie mit entsprechendem taktischen Vorgehen und richtigem medizinischem Handeln reagieren mussten.

Seite teilen: