Schüler leiten eine Station - Projekt fördert Pflegenachwuchs

Die Ausbildung zum/ zur examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger*in dauert in der Regel drei Jahre. Während dieser Zeit durchlaufen die Schüler*innen sowohl theoretische als auch praktische Teile. Um das Gelernte noch vor der Abschlussprüfung im realen Alltag umzusetzen, rief man bei Asklepios bereits vor über 20 Jahren das Projekt „Schüler leiten eine Station“ ins Leben.

Bild: Schüler-leiten-eine-Station
Ausbildung im realen Pflegealltag (v.l.): Leon Richter und Natalie Ritterfeld arbeiten eigenverantwortlich auf der Station 7, Kursleiterin Kirstin Kaufmann begleitet die beiden Schüler.

Dabei übernehmen die Auszubildenden zwei Wochen lang in eigener Verantwortung die gesamte Organisation einer Pflegestation. Diesmal war als Lernort die Station 7 vorgesehen, sie verfügt über 32 Betten für Patienten aus der Unfall- und Neurochirurgie.

„Wir haben lange überlegt, ob wir das Projekt in diesem Jahr überhaupt durchführen sollen“, erklärt Pflegedienstleitung Squollan Schöneweiß mit Blick auf die Corona-Pandemie. Nach Rücksprache mit der Hygienekommission, wurde im Vorfeld ein spezielles Konzept erstellt, das unter anderem die Einteilung der insgesamt 42 Teilnehmer in vier feste Gruppen beinhaltet. Detaillierte Pausenregelungen, tägliche Tests vor Dienstantritt und vorweg eine aktualisierte Hygieneschulung gehörten ebenfalls dazu. Aufgrund der besonderen Situation durften die Schüler außerdem auch nicht, wie sonst eigentlich üblich, den Wochendienstplan selbst erstellen. Die umfangreichen Vorbereitungen und zusätzlichen Maßnahmen machten es schließlich doch möglich, das Programm durchzuführen. „Wir mussten unsere Patienten schweren Herzens abgeben“, sagt Stationsleiterin Matina Dambmann mit einem Augenzwinkern, „es fiel uns anfangs tatsächlich schwer“, erzählt sie weiter, doch nach wenigen Tage habe man sich daran gewöhnt.

Bei Bedarf stehen die erfahrenen Pflegekräfte dem Nachwuchs gern mit Rat und Tat zur Seite, aber ansonsten liegt der geregelte Tagesablauf in den Händen der Pflegeschüler. „Unsere Patienten können wegen der Corona-Beschränkungen derzeit keinen Besuch empfangen, deshalb waren sie für die erweiterte Zuwendung durch den erhöhten Personalschlüssel überaus dankbar“, schildert Dambmann den positiven Nebeneffekt.

Für die Lehrer und Praxisanleiter des Asklepios Bildungszentrums für Gesundheitsfachberufe Nordhessen in Bad Wildungen bietet das Projekt vor allem den Vorteil, die Schüler in realen Situationen des Pflegealltags zu erleben - eventuelle Defizite können direkt angesprochen und bestenfalls beseitigt werden. „Zur Zeit findet sehr viel im Home-Schooling statt, da kommt keine Gruppendynamik auf“, bedauert Ulrich Barckhausen die eingeschränkten Lehrmöglichkeiten, „wir können zwar Inhalte vermitteln, aber echte Sozialkompetenz erlangt man nur im unmittelbaren Umgang mit Menschen“, so der stellvertretende Leiter des Bildungszentrums weiter. „Durch die gemeinsame Herausforderung sind die jungen Leute hier umso motivierter“, ist sich das Ausbilder-Team einig und daher sehr dankbar, dass dieser durchaus wichtige Lernabschnitt auch in Corona-Zeiten angeboten werden kann.

„Unsere Station bietet jeden Tag neue und nicht vorhersehbare Situationen, das fördert die Flexibilität der angehenden Pflegekräfte“, betont die Stationsleitung, „nach der täglichen -Manöverkritik- und einer anschließenden Aussprache können die Schüler am Ende ihrer Schicht zudem immer befreit nachhause gehen“, ergänzt sie die bewährte Vorgehensweise. Die Halbzeitbilanz fällt durchweg positiv aus, sowohl die Ausbilder als auch die Schüler sind zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. „Das hier ist ein guter und lehrreicher Einsatz“, blickt der 20-jährige Leon Richter auf die erste Woche zurück, „dabei haben wir viele neue Erfahrungen sammeln können“, fügt seine Mitschülerin Natalie Ritterfeld (26) hinzu – gemeinsam loben sie die tolle Teamarbeit.

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