Genesen, aber nicht gesund! Besonderes Therapieangebot für Long-Covid-Patienten

Die neurologische Abteilung in der Fachklinik Fürstenhof bietet Patientinnen und Patienten ab sofort eine spezielle Long-Covid-Rehabilitation, wenn sie nach einer überstandenen Covid-19-Infektion mit Spätfolgen zu kämpfen haben. Während der Behandlung werden die Betroffenen ganzheitlich und fachübergreifend therapiert, das heißt es werden sowohl neuro-psychologische als auch körperliche Symptome berücksichtigt.

Die stellvertretende Leitung der Neuropsychologie, Lisa Morck und das Team der Neurologie bieten Patientinnen und Patienten ein spezielles Programm „Long-Covid“ an.

Nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung leiden Betroffene oftmals an Folgeschäden, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen. Dabei können nicht nur schwere Verläufe Folgeschäden nach sich ziehen, auch leicht verlaufende Erkrankungen sind häufig mit langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden. Genesene berichten über anhaltende oder wiederkehrende Beschwerden, selbst Wochen und Monate nach der überstandenen Infektion. In diesem Fall spricht man von „Long-Covid“ oder auch „Post-Covid-Syndrom“. Im Vordergrund stehen dabei oftmals neuro-psychologische Defizite, wie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen der Handlungsplanung oder Handlungskontrolle sowie ein Ermüdungssyndrom (Fatigue). Ab sofort bietet die neurologische Abteilung im Fürstenhof Patientinnen und Patienten im Rahmen der neurologischen Rehabilitation in der Phase D ein spezielles Programm „Long-Covid“ an.

„Es ist unbedingt notwendig, die genannten Folgeerscheinungen einer Covid-19-Erkrankung ernst zu nehmen und so früh wie möglich zu behandeln“, so Dr. Matthias auf dem Brinke, Chefarzt der Neurologie in der Fachklinik Fürstenhof. Ziel der Rehabilitation ist eine bessere Wahrnehmung und Verarbeitung der veränderten Leistungsfähigkeit sowie die Wiederherstellung der Teilhabe in allen Lebensbereichen – ob beruflich oder privat. „Für die weitere Nachbehandlung verfügen wir über ein Netzwerk an ambulanten Therapeuten, die je nach Indikation und auf Wunsch des Patienten vermittelt werden können“, ergänzt Neuropsychologin Lisa Morck und erläutert weiter: „Darüber hinaus erfolgt eine engmaschige psychotherapeutische Begleitung, ein spezifisches Schulungsprogramm für die Alltagsstrukturierung, beispielsweise bei Ermüdungssyndrom, sowie gegebenenfalls eine antidepressive Begleittherapie.“ Auch pulmologische und kardiologische Symptome können im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, wie Lungenfunktionstests, Atemgymnastik, EKG, Langzeit-EKG, Echokardiographie, Belastungs-EKG, Schlafatemscreening und Konzentrationstraining, mitbehandelt werden.

Hintergrund

Viele Patienten zeigen auch noch Monate nach einer durchgemachten Covid-19-Infektion persistierende Symptome, ein größerer Teil von diesen war leichter, also nicht intensivmedizinisch erkrankt, überwiegend sind auch jüngere Patienten betroffen mit einem Altersdurchschnitt von 46 Jahren. Solche anhaltenden Symptome zeigen vier Wochen nach Infektionsbeginn noch 20%, sechs Monate später immerhin noch 10% der Patienten. Nach sechs Monaten arbeiten 45 % der Patienten

noch weniger als vollzeitig, 22 % sind arbeitsunfähig. Damit zeigen diese Patienten deutliche Beeinträchtigungen der Alltagsaktivität, die zu einer Einschränkung der Teilhabe nach WHO-Kriterien im Sozialen, Familiären und Beruflichen führen. 80% der Covid-19-Patienten zeigen eines oder mehrere Langzeitsymptome, die drei häufigsten Symptome sind alle aus dem neurologischen Formenkreis mit einer Fatigue in 58%, Kopfschmerzen in 44 %, Aufmerksamkeitsdefizit in 27%. Neurologisch weiter relevant sind Myalgien, eine Anosmie (21 %), eine Ageusie (23%) sowie Gedächtnisschwierigkeiten (16%). Darüber hinaus zeigen sich oft begleitende Symptome psychischer Art in Form vermehrter Ängste (13%) und Depressivität (12%), sowie natürlich pulmonologische und kardiologische Symptome.

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