Jeder kann Leben retten

Hinweise und Tipps rund um die Herz-Druck-Massage anlässlich des Welttags der Wiederbelebung

Chefarzt Dr. Armin Frank
Anästhesie-Chefarzt Dr. Armin Frank

Noch immer trauen sich in Deutschland zu wenig Menschen, im Notfall eine rettende Herzdruckmassage zu übernehmen. Doch allein in Deutschland könnten jährlich zirka 5.000 Menschenleben zusätzlich gerettet werden durch eine effiziente Laienreanimation.
Dr. Armin Frank, Chefarzt Anästhesie in der Asklepios Klinik Bad Oldesoe, erklärt, wie man im Notfall reagiert.

Viele Menschen trauen sich eine Reanimation nicht zu und haben Angst, Fehler zu machen. Was geben Sie diesen Personen mit auf den Weg?
Dr. Armin Frank: Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen. Deshalb sollte auch jeder in der Lage sein, im Notfall einfache und lebensrettende Sofortmaßnahmen zu ergreifen. Zumal ein Großteil der Herzstillstände im persönlichen Umfeld stattfindet – das heißt zu Hause, beim Sport oder auf der Arbeit. Die Angst kommt durch die mangelnde Übung. Viele haben ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs im Führerscheinkurs abgelegt. Lebensrettende Maßnahmen sollten aber nicht erst ins Bewusstsein rücken, wenn die Notsituation da ist oder war. Daher ist es wichtig, das Reanimationswissen aufzufrischen und für den Notfall gewappnet zu sein.

Kann man etwas falsch machen bei der Wiederbelebung?
Bei einem Herzstillstand ist definitiv keine Zeit, um zu zögern. Daher kann man auch nichts falsch machen. Jede Hilfe ist besser als nichts zu tun. Es geht darum, die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes zu überbrücken und eine effiziente Reanimation zu gewährleisten. Viele Ersthelfer haben Sorgen, dass der Bewusstlose Rippenbrüche erleidet. Der Brustkorb sollte ca 5-6 cm tief eingedrückt werden. Das erscheint viel, ist aber nötig um einen Blutfluss zu erzeugen. Sollten dabei tatsächlich Rippen brechen, ist das angesichts der lebensbedrohlichen Situation das kleinere Übel.

Warum ist es so wichtig, mit der Herzdruckmassage sofort zu beginnen?
Ab der Sekunde, in der ein Mensch aufhört zu atmen, stellt sein Herzmuskel die Arbeit ein. Der Ersthelfer muss also die Pumpfunktion des Herzens von außen übernehmen, damit die Organe weiter mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. Jede Minute, die ohne Herzdruckmassage vergeht, steigert die Gefahr, dass das Gehirn unwiderruflich geschädigt wird. Schon nach 3 Minuten ohne Blutfluss ist die Wahrscheinlichkeit gering, den Herzstillstand ohne Schaden zu überleben.

Woran erkennt man, ob der Betroffene „nur“ einen Kreislaufkollaps hat oder doch einen Herzstillstand?
Laien können das einfach überprüfen, indem sie den Bewusstlosen an den Schultern fassen, schütteln und laut und deutlich ansprechen. Reagiert er nicht, überprüft man noch die Atmung. Beides, fehlende Reaktion auf Ansprache und fehlende Atmung führen zu der Diagnose Herzstillstand. Doch bevor man mit der Wiederbelebung beginnt, muss unter der Rufnummer 112 sofort der Rettungsdienst alarmiert werden.

Viele Personen scheuen die Mund-zu-Mund-Beatmung. Muss man die unbedingt durchführen?
Die Mund-zu-Mund-Beatmung ist bei der Wiederbelebung zweitrangig. Mit einer Herz-Druck-Massage sollten Gehirn und Organe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Wer sich eine Mund-zu-Nase-Beatmung in dieser Situation zutraut, sollte sie durchführen, aber ein Laie macht nichts falsch, wenn er sich nur auf die Herzdruckmassage konzentriert.

Wie funktioniert die richtige Wiederbelebung?
Die lebensrettende Devise lautet „Prüfen. Rufen. Drücken!“.
Prüfen, ob die Person noch atmet. Unter der europaweit gültigen Notrufnummer 112 den Rettungsdienst rufen. Dann fest und mindestens 100 Mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft. Um den richtigen Rhythmus zu haben, kann man an den Bee-Gees-Song „Stayin´Alive“ denken. Wichtig ist auch, sich mit anderen Ersthelfern abzuwechseln, damit einem selbst nicht die Kräfte schwinden.

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