Adipositaszentrum

Ein Schwerpunkt unserer Abteilung ist die Adipositas- oder bariatrische Chirurgie mit dem Adipositaszentrum. Leiter ist Dr. med. Jens Albrecht, der über eine langjährige Erfahrung in der operativen Behandlung des krankhaften Übergewichts verfügt. In unserem Zentrum werden Patienten mit morbider (krankhafter) Adipositas interdisziplinär betreut und behandelt. Das Spektrum der Therapie umfasst die konservative Vorbereitung der Patienten, die Begleitung zur Kostenübernahme durch die Krankenkasse, die Durchführung überwiegend minimalinvasiver Operationen an Magen und Dünndarm mit dem Ziel der Gewichtsabnahme und der Normalisierung des Zuckerstoffwechsels sowie die Nachsorge operierter Patienten.

Wer wird wie behandelt?

Für nicht alle Patienten steht die operative Therapie an erster Stelle. Im Rahmen der Erstvorstellung in der Adipositassprechstunde wird mit den Patienten besprochen, welche Art der Therapie für sie in Frage kommt und wie der weitere gemeinsame Weg aussehen kann.

Entscheidend für die Indikationsstellung zur Operation ist neben dem Patientenwunsch und eventuellen Vorerkrankungen der Bodymaßindex. 

Liegt dieser unter 35 kommt ein operativer Eingriff zur Behandlung des Übergewichts eher  nicht in Frage. Liegt er über 40, kann dies erwogen werden. Übersteigt er den Wert 50 kann eine klare Empfehlung zur Operation bestehen.

Konservative Therapie

Einige Patienten müssen vor einer Operation eine konservative Therapie durchführen. Konkret bedeutet dies eine sechsmonatige Ernährungs-, Verhaltens- und Bewegungstherapie. Ein Therapieangebot wird über das Adipositaszentrum Hessen-Süd (www.azhs.de) sichergestellt.

Operative Therapie

Bild: Dr. Jens Albrecht im OP

Operationen, die das Ziel haben, ein krankhaftes Übergewicht zu reduzieren, werden als bariatrisch oder metabolisch bezeichnet. Der erste Begriff bezieht sich auf die gewünschte Reduktion des Übergewichts, der zweite auf den positiven Effekt auf den Stoffwechsel, vor allem einen drohenden oder bereits manifesten Diabetes mellitus. Sofern bei den Patienten nicht schon Bauchoperationen durchgeführt wurden, werden die Eingriffe ausnahmslos in minimalinvasiver Technik, d.h. als Schlüssellochoperationen durchgeführt. Das bedeutet für die Patienten ein minimales Risiko für Wundkomplikationen und möglichst wenig postoperative Schmerzen.

Interdisziplinäre Betreuung

Das AZHS stellt eine Plattform für die ganzheitliche Betreuung unserer Patienten dar. Hier treffen sich Ernährungs-, Bewegungs- und Psychotherapeuten , um alle Aspekte der Übergewichtserkrankung abzudecken.

Operationsverfahren

Bild: OP-Verfahren Dr. Jens Albrecht

Laparoskopische Operation (Schlüsselloch-Methode)

Adipositaschirurgische Operationen werden in der Regel minimalinvasiv über die Schlüssellochchirurgie durchgeführt. Hierbei werden die Operationsinstrumente über kleine Schnitte in der Bauchwand, durch sogenannte Trokare eingeführt. Im Gegensatz zu offenen Operationen sind diese für den Patienten schonender. Die Patienten haben weniger Schmerzen und sind schneller wieder mobil. 

Bei den gängigen Operationsverfahren sind drei Wirkprinzipien für die Gewichtsabnahme zu unterscheiden:

  • Restriktion (Verkleinerung der Portionsgröße)

Bei diesem Wirkprinzip erklärt sich der Gewichtsverlust aus der Verkleinerung des Magenvolumens. Es kann deutlich weniger gegessen werden.

  • Malabsorption (Verschlechterung der Nährstoffaufnahme)

Die Nährstoffaufnahme wird durch die Umleitung um bestimmte Abschnitte des Verdauungstraktes deutlich verschlechtert. Die Nahrung wird nicht mehr vollständig aufgeschlüsselt und die Kalorien werden vom Körper schlechter aufgenommen. Kalorien (vor allem aus den Nahrungsfetten) werden teilweise unverdaut wieder ausgeschieden.

  • Hormonelle Veränderungen

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass nicht nur die Verkleinerung der Portionsgröße (Restriktion) und die "schlechtere Verwertung der Nahrung" (Malabsorption) die Gewichtsabnahme erklären, sondern dass auch die hormonelle Steuerung von Verdauungs- und Sättigungsprozessen durch die operativen Eingriffe positiv verändert werden. Diese hormonellen Veränderungen sind zu einem erheblichen Teil an der Gewichtsabnahme und an der Verbesserung der Stoffwechsellage (u.a. beim Diabetes mellitus) beteiligt.

Verschiedene Methoden

Der Schlauchmagen (Sleeve-Gastrektomie)

Bild: Skizze Schlauchmagen
Schlauchmagen

Verkleinerung der Portionsgröße

Die Bildung eines Schlauchmagens folgt dem Prinzip der Restriktion (Verkleinerung der Portionsgröße). Es werden etwa 90% des Magenvolumens entfernt. Erhalten bleibt ein schlauchförmiger Restmagen mit einem Fassungsvermögen von ca. 90-100 ml. Es können nur noch sehr geringe Nahrungsmengen aufgenommen werden und das Sättigungsgefühl tritt sehr rasch ein. Der weitere Weg durch das Verdauungssystem bleibt bei diesem Operationsverfahren unverändert. Der gute Effekt des Schlauchmagens auf das Übergewicht lässt sich aber nicht allein durch die Restriktion erklären. Man geht davon aus, dass die resultierenden hormonellen Veränderungen einen großen Anteil daran haben.

Der große Vorteil des Schlauchmagens gegenüber anderen Operationsverfahren ist, dass er auch bei Patienten mit extremem Übergewicht durchgeführt werden kann.

Informationen über Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verfahren sowie  erhalten Sie in der Adipositassprechstunde.

Der Magenbypass (Roux-en-Y-Magenbypass)

Bild: Skizze Magenbypass
Magenbypass

Verkleinerung der Portionsgröße und Verschlechterung der Nahrungsaufnahme

Beim Magenbypass kommt sowohl das Prinzip der Restriktion (Verkleinerung der Portionsgröße) als auch das Prinzip der Malabsorption (Verschlechterung der Nahrungsaufnahme) zum Tragen.

Der Magen wird wenige Zentimeter unterhalb des Mageneingangs vom restlichen Magen abgetrennt und eine kleine Magentasche (Magenpouch) gebildet, die auf ein Fassungsvermögen von ca. 30-40 ml begrenzt ist. In der bei uns verwendeten Operationstechnik wird ein kleiner Teil des Magens, der Fundus ebenfalls entfernt. Dies macht zunächst für den Patienten keinen Unterschied hinsichtlich der Nahrungspassage, wir versprechen uns davon einen günstigen Effekt auf die Hunger- und Appetitsituation im postoperativen Verlauf.

Zusätzlich wird der Dünndarm durchtrennt, um eine Umleitung zu bilden. Durch diesen Schritt wird der obere Dünndarm aus dem Nahrungsweg herausgenommen. Die Nahrung kann nicht mehr vollständig verwertet und aufgenommen werden. Insbesondere bei Diabetikern hat der Magenbypass einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel, je nach Dauer der Erkrankung besteht eine gute Aussicht darauf, unabhängig von Insulin und Diabetesmedikamenten zu werden.

Informationen über Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verfahren sowie  erhalten Sie in der Adipositassprechstunde.

Wiederherstellungsoperationen

Die starke Gewichtsabnahme nach bariatrischen Operation führt nicht selten zur Bildung von Hautüberschüssen, deren Ausmaß sehr stark variiert. Hier spielen unter anderem Alter, Geschlecht, die Menge verlorenen Gewichts und nicht zuletzt eine individuelle Veranlagung eine erhebliche Rolle.

Die Wiederherstellungsoperationen (WHOs) werden häufig aber nicht immer von der gesetzlichen Krankkasse übernommen. Auch hier ist eine vorherige Kostenübernahmeerklärung der Krankenkasse einzuholen. Einige, jedoch nicht alle WHOs werden in unserer Chirurgischen Abteilung, teilweise in Kooperation mit dem Brustzentrum angeboten. Wie für Sie individuell die Chancen auf eine Kostenübernahme stehen und ob der Eingriff bei uns durchführbar ist, erfahren Sie in der Adipositassprechstunde.

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